«Wir würden gerne an Festen schwingen»

«Wir würden gerne an Festen schwingen»
Ob es heuer noch solche Bilder geben wird, ist eher fraglich. Matthias Aeschbachers Jubel am letztjährigen Kantonalen in Münsingen.
Schwingen: Ein Blick auf die Online-Agenda des Eidgenössischen Schwingerverbands zeigt es: Absage reiht sich an Absage. Wie geht es den Schwingern und den Verbands-Vertretern dabei?

Der 28-jährige Matthias Aeschbacher aus Rüegsauschachen wäre bereit gewesen für diese Saison. Das hat er Anfang Jahr mit seinem Sieg am Hallenschwinget in Kirchberg eindrücklich bewiesen: «Ich denke, ich hätte noch einen draufsetzen können. Ich habe mich wirklich super gefühlt und hatte enorm Spass am Schwingen.» Dass er seine Form heuer wohl nicht mehr gross unter Beweis stellen kann, ist ihm nur allzu sehr bewusst. Er hat die Auswirkungen nicht nur als Sportler, sondern auch als Privatperson erlebt, seit seine Frau nicht mehr zur Arbeit kann. Dennoch würde sich Matthias Aeschbacher freuen, wenn es im Herbst doch noch das eine oder andere Fest gäbe: «Für mich persönlich ist die Fitness kein Problem. Ich habe mich auch während des Lockdowns an meinen Athletik-Plan gehalten mit Velofahren und Kraftübungen daheim.» Wenn man dann ein paar Wochen wieder im Sägemehl mit anderen Schwingern trainieren könnte, wäre auch das Verletzungsrisiko nicht mehr so gross. 


Verband bietet Unterstützung an

Klar der Meinung, dass es aus Sicht des Verletzungsrisikos kein Problem wäre, wenn es erst im Herbst zu ein paar Schwinganlässen käme, ist auch der Präsident des Bernisch-kantonalen Schwingerverbands, Jakob Aeschbacher: «Klar ist es vertretbar, wenn wir im Herbst schwingen können. Die Schwinger wollen an Festen ihr Können zeigen. Das ist der Antrieb des Sports. Es würde ja auch nicht gleich über Nacht losgehen. Die Schwinger müssen ihre Fitness grundsätzlich bewahren, auch wenn sie nicht in die Hosen steigen.» 

Viel mehr stelle sich die Frage, wie lange ein OK brauche, um ein Fest auf die Beine stellen zu können», ist Jakob Aeschbacher der Meinung. Die Organisation und die Bereitstellung der Infrastruktur brauche schliesslich am meisten Zeit. «Ein Fest wäre auf jeden Fall schon aus dem gesellschaftlichen Aspekt schön.» Der Entscheid, ob ein Fest durchgeführt werde, liege aber ausschliesslich bei den Organisatoren, hält Aeschbacher fest.


Ein bisschen Geselligkeit täte gut

Gegen das Argument der Geselligkeit hätte auch der Präsident des Innerschweizer Schwingverbands nichts einzuwenden. «Allerdings,» so Peter Achermann, «sehe ich die Problematik eher beim Verletzungsrisiko, wenn die Schwinger nicht schon bald wieder ins Sägemehl und in die Hosen steigen dürfen. Und der andere Aspekt, der mich wichtig dünkt, ist die Solidarität gegenüber der Wirtschaft.» So oder so, braucht es von allen Schwingern, wie auch von den Herren der Verbände, vorerst Geduld. Erst Ende Mai dürfte der Bundesrat über eine allfällige nächste Phase der Lockerung  kommunizieren und damit auch die Frage beantworten, ob die  Schwinger wieder mit Vollkontakt trainieren dürfen.  

Dass bis Ende August keine Feste stattfinden, ist bereits entschieden. Es war sowohl beim Berner wie auch beim Innerschweizer Verband klar die Aufgabe der jeweiligen OK’s, das zu kommunizieren. Und dies habe, wie Achermann vom Innerschweizer Verband telefonisch erwähnte, problemlos funktioniert.


Agenda Schwingfeste:

Bis Ende August sind alle Schwingfeste abgesagt. Was ab dann stattfinden kann, finden Sie zu gegebener Zeit auf der Online-Agenda des Eidgenössischen Schwingverbandes: www.esv.ch/agenda/

In diesem Jahr keine Frauen- und Meitlischwingfeste

Basierend auf dem Bundesratsentscheid, dass bis Ende August keine Anlässe mit mehr als 1000 Personen durchgeführt werden können, hat der EFSV proaktiv entschieden, alle Frauen- und Mädchenschwingfeste 2020 abzusagen oder auf 2021 zu verschieben. Dies zum Wohle aller Beteiligten, da alle Feste im August 2020 geplant waren.

Dieser Entscheid sei dem Verband nicht leicht gefallen, wie er in einer Mitteilung schreibt. Da in den letzten Jahren ein Anstieg der Zuschauerzahlen zu verzeichnen war, geht der EFSV davon aus, dass bei den restlichen drei Festen die Zahl von 1000 Anwesenden rasch überschritten wäre.
Zudem bräuchten auch die Frauen und Mädchen mindestens sechs Wochen Trainingsvorlauf, um sich optimal auf das Sägemehl einstellen zu können. Bisher seien aber Schwing-Trainings mit Vollkontakt im Sägemehl unter Einhaltung der nötigen Hygiene- und Distanzregeln unmöglich. 

20.05.2020 :: Olivia Portmann (opk)