Die Hände im Schoss

Auszeit: Papst Franziskus erzählte der italienischen Zeitung «Repubblica», worum er diese Tage betet: «Ich habe den Herrn gebeten, die Epidemie zu stoppen: Herr, halte sie mit deiner Hand auf.» Gottes Hände sollen jetzt eingreifen. Jetzt, wo die Welt aus den Fugen zu fallen droht. Jetzt, wo wir Angst haben um die ältere Generation. Jetzt, wo wir an jene Länder denken, deren Gesundheitssystem bei weitem nicht so gut ist wie das unsere. Jetzt, wo man manchmal denkt: Es wird alles wieder gut, oder? Ob Gott Hände hat, weiss niemand. Viel wichtiger sind unsere Hände. Oder mit den Worten von Dorothee Sölle: «Gott hat keine anderen Hände als unsere.» Es sind die tatkräftigen Hände zahlreicher Hebammen, Pfleger und Ärztinnen, die grosse Arbeit leisten in unseren Spitälern. Es sind die Behörden, die nach bestem Wissen und Gewissen die Geschicke unseres Landes leiten. Es sind Frauen und Männer in Kindertagesstätten, die Kinder betreuen, deren Eltern unabdingbare Arbeiten verrichten. Es sind Lageristen, Kassiererinnen und Logistiker, die darum besorgt sind, dass wir einkaufen können, was wir brauchen (und zu brauchen meinen). Es sind Künstlerinnen, Pfarrpersonen und Kreativköpfe, die neue Wege suchen, um den Menschen zuhause Seelennahrung zu liefern. Es sind Menschen wie Du und ich, welche Besorgungen erledigen, Fahrdienste anbieten oder mit einem offenen Ohr zur Seite stehen. Es sind elterliche Hände, die abends eine Weile länger am Kinderbett sitzen bleiben, mit den Hausaufgaben helfen oder eine weitere Beschäftigungsidee aus dem Ärmel zaubern. Neben all diesen Handlungen ist es aber auch vonnöten, immer noch die Hände in den Schoss zu legen, wenn möglich zuhause zu bleiben und damit die Verbreitung des Virus aufzuhalten. Es sind unsere Hände, die jetzt den Unterschied machen.
23.04.2020 :: Susanne Kühni (ksl)