Der Winter hat kaum stattgefunden

Der Winter hat kaum stattgefunden
Emmental/Entlebuch: Der Schneemangel bescherte den meisten Skigebieten keine gute Saison. Einige konnten ihre Lifte nicht ein einziges Mal in Betrieb nehmen.

Es sei eine sehr, sehr schwierige Saison mit vielen Hochs und Tiefs gewesen, blickt René Koller, Direktor der Bergbahnen Sörenberg, zurück. «Zuerst gab es wenig Schnee, dann folgten die vielen Stürme und Warmwetterperioden, das machte uns zu schaffen.» Dank der neuen Beschneiungsanlage und dem Einsatz der Mitarbeitenden hätten trotzdem mehrheitlich tolle Pisten angeboten werden können. «Einzig die Anlagen Rischli und Ochsenweid waren erst im Januar offen. Lange fehlte uns die Verbindung zum Dorf», sagt René Koller. Die Bergbahnen Sörenberg rechneten mit einem eher durchschnittlichen Geschäftsjahr. Aufgrund der Corona-Krise mussten die Anlagen am 13. März geschlossen werden. Im Dorfgebiet hätten die Lifte normalerweise bis Ende März und die Bahnen auf dem Rothorn bis und mit Ostermontag offen gehabt. «Es fehlt uns somit fast ein Monat Skibetrieb. Auch wir haben Kurzarbeit eingereicht, die genauen Folgen können wir im Moment schwer abschätzen», so der Direktor der Bergbahnen.



Zu wenig Schnee für sichere Abfahrt

An keinem einzigen Tag konnte der Skilift Schratten Flühli in Betrieb genommen werden. «Um eine sichere Abfahrt gewährleisten zu können, gab es nicht genug Schnee. In den unteren Bereichen der Pisten lag überhaupt kein Schnee», sagt Herbert Wicki, Betriebsleiter des Skilifts Schratten Flühli. Seit Jahren habe es keinen so schlecheten Winter gegeben. Ihnen blieben von dieser Saison nur die Kosten und die Arbeiten zum Auf- und Abbauen, bilanziert er.

Auch in Linden und in Eggiwil waren die Lifte wegen Schneemangels nie in Betrieb. «Zurzeit machen wir uns noch keine Gedanken, ob wir den Betrieb ganz einstellen müssen. Aber gäbe es solche Winter fünf- oder sechsmal hintereinander, könnte es sicherlich schwieriger werden», gibt Jolanda Thierstein vom Skilift Linden Auskunft. Aber selbst diese Situation müsste noch nicht das Aus bedeuten.

Bei Jürg Haldemann, zuständig für den Skilift Netschbühl Eggiwil, klingt es ähnlich: «Dank des Vereins kann ein grosser Teil der fixen Kosten getragen werden. Wir sind schon glücklich, wenn der Skibetrieb jeweils zwei, drei Wochen läuft», erklärt er. Der Skilift in Eggiwil habe Tradition und es gebe viele Leute, die nur noch dann ihre Skis hervorholten, wenn dieser laufe.



Schlechtester Winter seit 15 Jahren

Auch bei den Sportbahnen Marbachegg AG ist man sich einig, dass die vergangene Saison eine schlechte war. «Wir mussten aufgrund der aktuellen Lage eine Woche früher als üblich schliessen, aber das ist nicht das Gravierende», resümiert Stefan Wittwer, Betriebs- und technischer Leiter der Sportbahnen Marbachegg. «Wir hatten viel zu wenig Schnee – es kam gerade einmal vor, dass wir alle drei Pisten an zwei Tagen offen hatten.» Sonst sei meistens nur eine in Betrieb gewesen. Für Stefan Wittwer ist klar: «Diese Saison war die schlechteste seit 15 Jahren; der Winter hat für uns quasi gar nicht stattgefunden.»



Kinderlift dank Kunstschnee

An 59 Tagen lief der Kinderskilift in Bumbach. «Diese gute Zahl kam nur dank des Kunstschnees zusammen. Auch haben wir davon profitiert, dass in anderen Regionen die Kinderlifte kaum im Betrieb waren», zeigt der Betriebsleiter Hans Feuz die Situation auf. Der grosse Lift sei an 28 Tagen offen gewesen, davon aber teilweise nur über die halbe Distanz. «Eine gute Saison sieht anders aus, wir sind aber glücklich, konnten wir immerhin etwas weniges anbieten.»

über die finanzielle Lage könne er noch keine genauen Angaben machen, aber klar sei mit einem Defizit zu rechnen, sagt Hans Feuz.

26.03.2020 :: Veruschka Jonutis (vjo)