Wie Lebensmittelgeschäfte arbeiten

Wie Lebensmittelgeschäfte arbeiten
Emmental/Entlebuch: Läden, welche Lebensmittel verkaufen, mussten in den letzten Tagen verschiedene Sicherheitsauflagen erfüllen. Flexibilität ist gefragt – bei Personal und Kundschaft.

Während das Gartencenter und das Schuehparadies geschlossen sind, hat der Jakob-Markt geöffnet – zumindest, was Güter für den täglichen Bedarf anbelangt. «Den restlichen Bereich mit der Wolle, den Stoffen, den Textilien und weiteren Non-Food-Produkten haben wir abgesperrt», berichtet Oliver Jakob. Wenn nur einer von drei Läden geöffnet hat und dieser nur zum Teil, wirkt sich dies natürlich auf die Zahl der Beschäftigten aus. «über alles gesehen haben wir noch für rund einen Viertel der Angestellten Arbeit», berichtet Oliver Jakob. Im Gartencenter seien lediglich wenige Personen damit beschäftigt die «Bandeli» neu anzupflanzen und kleine bauliche Anpassungen im Ladenlokal vorzunehmen.



Lust und Zeit fürs «Lisme»

Das Unternehmen aus Zollbrück ist weitherum bekannt für seine Wolle und Garne, welche auch per Web-Shop oder Katalog bestellt werden können. Besteht derzeit eine Nachfrage für diese Waren? «Es sind massiv mehr Bestellungen eingegangen», berichtet Jakob. «Normalerweise ist es so, dass die Bestellungen für Wolle abnehmen, sobald der Frühling kommt. Das ist heuer nicht so. Weil viele Leute daheim sind, haben sie offenbar Lust und Zeit fürs Stricken.»



Coop: Linien alle zwei Meter

Das Ladenlokal zum Teil absperren mussten auch die Betreiber des Coop in Grosshöchstetten, zu dem ein Bau + Hobby gehört. «Wir haben das  mit farbigem Band und grossen Plakaten gemacht», erklärt Geschäftsführer Bojan Radisavljevic. Man achte strikte darauf, dass sich nicht mehr Kunden als erlaubt im Geschäft aufhalten würden. Pro Person muss eine Fläche von zehn Quadratmetern vorhanden sein. «Bei uns dürfen sich 108 Kunden gleichzeitig aufhalten», hat der Geschäftsführer berechnet. Damit dies kontrolliert werden kann, müssen sämtliche Kundinnen und Kunden erst ein Ticket beziehen und werden eingelassen, wenn genügend Platz ist. «Die Kärtli werden nach jedem Gebrauch desinfiziert», hält Bojan Radisavljevic fest. Damit die Leute innerhalb des Ladens den Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten würden, hätten sie am Boden Linien in dieser Distanz angebracht. Die Mitarbeiter arbeiten zudem mit Handschuhen und für die Kundschaft würden «Chräschlisäckli» angeboten, welche diese als Handschuhe benutzen kann. Zu einem Stau vor dem Coop sei es in den letzten Tagen in nur ganz wenigen Zeiten gekommen, sagt Bojan Radisavljevic. «Das liegt wohl vor allem daran, dass jetzt einzelne Personen einkaufen und nicht mehr ganze Familien. Auch ältere Personen kommen jetzt deutlich weniger ins Coop. Bis vergangenen Freitag war das ganz anders.»



Migros: Genügend Personal

«Die Kunden haben insgesamt viel Verständnis für die Massnahmen. Im Stadtgebiet ist das offenbar etwas schwieriger, wie ich von anderen Migros-Standorten gehört habe», sagt Hanspeter Schürch, Marktleiter Migros Langnau. Auch werde nun weniger gehamstert. «Wir haben zum Teil drei- bis vierfache Warenumsätze verzeichnet», bilanziert Schürch. Das sei mehr als in einem «normalen» Jahr kurz vor Weihnachten. Wird viel verkauft, braucht es auch viel Personal. «Glücklicherweise können wir Mitarbeitende, das bis anhin im Restaurant oder im M-Electronics tätig war, im Food-Bereich einsetzen. Ich bin sehr stolz auf unser Team, das sehr flexibel reagiert hat», sagt der Marktleiter. Die Personalsituation werde aber auch verschärft, weil einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr ins Migros kommen könnten, weil sie der Risikogruppe angehörten.



Abtrennung von lokalen Schreiner

Nicht nur Grossverteiler, sondern auch kleinere Geschäfte müssen sich anpassen. «Wir achten darauf, stets genügend Abstand zu halten», erklärt Heidi Stucki von Stucki Beck in Schüpbach. In diesem Lebensmittelladen wird auch eine Postagentur betrieben. Um die Angestellten an der Kasse zu schützen, hätten sie sich nach einer Scheibe umgesehen. «Doch Plexiglas ist eine rare Ware», meint Heidi Stucki. «Glücklicherweise konnte uns die benachbarte Schreinerei Röthlisberger mit einer Folie helfen, welche sich sehr eignet. Der Schutz der Angestellten ist uns ein Anliegen. Wir verkaufen mehr Ware, müssen die Postagentur betreiben und sind daher auf alle Angestellten angewiesen.»

26.03.2020 :: Bruno Zürcher (zue)