Spielen, die ganze Nacht

Spielen, die ganze Nacht
1. Emmentaler Spielnacht: Die Ludothek Langnau will das 40-jährige Bestehen mit zahlreichen Anlässen feiern. Als Auftakt fand am Freitag die erste Emmentaler Spielnacht statt.

Es werden fleissig Figuren ausgepackt, Spielbretter zusammengebaut, Münzen und Karten gezählt – und das nur wenige Minuten nach dem offiziellen Beginn der ersten Emmentaler Spielnacht. Eine halbe Stunde später sind in der Ludothek Langnau fast alle Tische besetzt und die Besucher in ihr Spiel vertieft. Die Spielnacht ist der erste von vielen Jubiläumsanlässen, die die Ludothek zum 40-Jahr-Jubiläum organisiert hat (siehe Kasten). In diesem besonderen Jahr wolle man auf sich aufmerksam machen, meint die Präsidentin des Vereins Ludothek Langnau, Gaby Kaufmann: «Es gab schon immer Spieleabende bei uns, aber für das Jubiläum haben wir ein noch grösseres Programm aufgestellt. Damit wollen wir der Gemeinde und unseren Kunden etwas zurückgeben und uns für die Unterstützung bedanken.»



Spielen in jedem Alter

Neben jungen Familien will die Ludothek auch Erwachsenen und Jugendlichen das Spielen schmackhaft machen. Im Kindes-alter seien Spiele wichtig, beispielsweise um soziale und kommunikative Kompetenzen entwickeln zu können. Auch später helfen Spiele diese nicht wieder zu verlernen. Spielen macht in jedem Alter Spass – das beweisen die Teilnehmer der ersten Emmentaler Spielnacht. Familien, befreundete Erwachsene sowie Gruppen von Jugendlichen lassen sich von den Ludothek-Mitarbeiterinnen in der Spielwahl beraten. Auch die Spielregeln kann das Team gleich erklären: «Auf diesen Abend haben wir uns gut vorbereitet und die Spiele, die unter dem heutigen Motto: ‹Spiel des Jahres› laufen, nochmals gut angeschaut», erklärt Gaby Kaufmann.



Was ist ein «gutes» Spiel?

An der Spielnacht standen die zwei Spieleentwickler, Mike Keller und Simon Junker, Interessierten Rede und Antwort. Mike Keller hat bereits mehrere Spiele, alles komplexe Strategiespiele, konzipiert und veröffentlicht. Vom ersten Prototyp bis zum Moment, wenn das Spiel im Laden steht, brauche es etwa drei Jahre, verrät er. «Das Grundgerüst ist immer schnell fertig, was Zeit braucht ist das Austüfteln, Anpassen und das Ausprobieren der verschiedenen Möglichkeiten», erklärt der Entwickler aus Rüderswil. Zufrieden sei er dann, wenn ein gutes Spielgefühl entsteht. «Wenn es ‹flowt›, ist es richtig. Für mich ist es dann ein gutes Spiel, wenn viele Wege zum Sieg führen können», meint Mike Keller. Auch wenn die Ludothek eher einfachere Spiele anbietet, findet er das eine gute Sache: «Zuhause habe ich aber selbst fast eine Ludothek voller Spiele, darum bin ich kein Kunde. Dass es dieses Angebot gibt, ist aber natürlich super!»



Heute werde mehr in Schulen gespielt 

In den 40 Jahren der Ludothek Langnau hat sich einiges geändert. Die ehemalige Präsidentin des Vereins, Elisabeth Schenk, ist schon seit 25 Jahren in der Ludothek tätig. «Man merkt schon eine Veränderung im Vergleich zu früher. Wenn man sich das Verhältnis unserer Anlässe, also unserem Engagement, und die Ausleihen anschaut, stimmt das nicht ganz überein.» Heute verzeichnet die Ludothek etwa 1500 bis 2000 Kundenbewegungen pro Jahr. Während der Ausleihe sind zwei bis drei freiwillige Mitarbeiterinnen im Einsatz. «Früher waren wir zu viert und kamen zu gewissen Zeiten fast nicht mehr nach mit der Arbeit», erzählt Elisabeth Schenk. Trotzdem sei die Ludothek nie in Gefahr gewesen, unterzugehen. Der grösste Einfluss auf das Ausleihverhalten hat laut Gaby Kaufmann die Familienstruktur, die sich in den letzten Jahren verändert hat: «Heute arbeiten meistens beide Elternteile – da muss ein Besuch in der Ludothek schon bewusst eingeplant werden, damit er auch zu Stande kommt.» Auch Elisabeth Schenk hat eine Erklärung, warum heute nicht mehr so viele Spiele ausgeliehen werden wie früher: «Viele Schulen, Tagesschulen und Kindergärten sind mittlerweile besser mit Spielen bestückt. Das Bedürfnis, zu spielen wird zum Teil an anderen Orten abgedeckt als zuhause.»



Die Ludothek geht mit der Zeit

Auch wenn das grosse Sortiment aus Gemeinschaftsspielen, Spielzeugen, eigens gebauten Grossspielen und Fahrzeugen und vielem mehr seit Jahren gut funktioniert – die Ludothek Langnau ist immer darauf bedacht, Trends zu folgen. «Unser Jahresprojekt ist eine neue Website, die schon in Bearbeitung ist. Mit dieser sollen unsere Kunden künftig das Sortiment online anschauen können sowie Spiele selbst reservieren und verlängern können», verkündet Gaby Kaufmann. Ausserdem soll bei jedem Spiel ein Video mit einer Erklärung der Spielregeln verlinkt sein. So dass auch diese Hürde – das mühsame Lesen der Spielanleitung – keinem mehr den Weg zum Spielspass verbaut.

Spiel und Spass für alle Schichten
«1. Emmentaler Spielnacht» Ludothek Langnau

1979 wurde die Ludothek von fünf Langnauerinnen gegründet, die damals zuerst eigene Spielsachen von zu Hause zur Ausleihe freigaben. Sie wollten allen gesellschaftlichen Schichten der Gemeinde den Zugang zu Spiel und Spass bieten. Damals gab es in der ganzen Schweiz erst 27 solche Einrichtungen – heute sind es etwa 400. Seit eh und je ist die Ludothek im Dachgeschoss der Alleestrasse 8 untergebracht und wird von der Gemeinde Langnau tatkräftig unterstützt. Heute besteht der Verein Ludothek Langnau aus 13 Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren. In den
40 Jahren haben insgesamt 53 Personen in der Ludothek gearbeitet. 

31.01.2019 :: Jana Wyss (wjk)