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Es klingt so warm, rund und voll

Es klingt so warm, rund und voll
Sommerserie "Klingt gut!":: Der Klang dieses Instruments ist so warm, rund und voll. Das Marimbaphon hat seinen Ursprung in Afrika und wird vielfältig eingesetzt. Die junge Eggiwilerin Debora Egli verrät, weshalb sie dieses riesige, aber wundervolle Instrument spielt.

Es ist eng im Schlagzeugkeller der Musikschule Oberemmental; Schlagzeuge in unterschiedlichster Konstellation stehen herum, daneben zwei Xylophone und, unübersehbar und raumfüllend, das Marimbaphon, kurz Marimba genannt. Zweieinhalb Meter lang, auf der einen Seite rund 30 Zentimeter, auf der andern über einen Meter breit, in der Höhe verstellbar und 90 Kilogramm schwer steht es da wie ein hölzerner Tisch. Anstelle der Tischplatte sind Klangplatten aus Holz angebracht. Diese befinden sich auf zwei Ebenen wie auf einer Orgel, unten sind es 36 an der Zahl, auf der oberen Ebene 25. Die Klangplatten sind angeordnet wie die Tasten auf dem Klavier. Darunter sind metallene Resonatoren montiert. Sie dienen der Verstärkung des Klanges und sorgen dafür, dass der Ton seine volle und unverkennbare Klangqualität bekommt.

Noch während sich Musiklehrer Simon Forster auf die folgende Lektion vorbereitet, betritt Debora Egli aus Eggiwil den Raum. Sie ist 14 und besucht seit ihrem fünften Lebensjahr den Schlagzeugunterricht. Die Lektion beginnt mit einem Warmup, Tonleitern und Dreiklänge werden gespielt und das Halten und Führen der Schlägel (Mallets), von einzeln bis zu viert, wird geübt und gefestigt. Und dann wird an aktuellen Stücken gearbeitet, an der Technik, an der Lautstärke, am Tempo, am Ausdruck. Mit je zwei Schlägeln in den Händen beginnt Debora Egli zu spielen, auswendig, ruhig, aber konzentriert, den Blick auf die Klangplatten gerichtet. Der Klang ist einzigartig, warm, sanft und rund, ähnlich dem Klang des Euphoniums oder des Cellos. Sie spielt den Titel, den sie am Emmentalischen Musikwettbewerb vorgetragen und damit den ersten Rang in der Kategorie P2 geholt hat. «Mit meinen Punkten bin ich eigentlich gut zufrieden, wobei es natürlich einige Stellen gab, die ich besser hätte spielen können. Verbesserungspotenzial ist immer vorhanden», meint sie bescheiden.



Ein einzigartiger Klang

Was ist der Grund für den einmaligen Klang dieses Instrumenst? Simon Forster: «Es sind die Bauweise, die Qualität und die Form der Klangplatten, die Resonatoren und die Art der Mallets, die zum Spielen benutzt werden. Der Klang wird durch das Anschlagen der Klangplatten mit den Mallets erzeugt.» Dabei sei die Qualität der Hölzer sehr massgebend; es sei vorwiegend Palisander (genauer «Honduras Rosewood»), der für die Herstellung der Platten verwendet werde. Die grossen Platten für die tiefen Töne sind die teuersten, sie müssen stabil und trotzdem beweglich sein, was eben viel Handarbeit erfordert.



ähnlich wie ein Xylophon, und doch anders

Welches sind die Unterschiede zum Xyolophon? Simon Forster: «Das Xylophon hat ebenfalls Holzplatten, aber sein Ursprung liegt in den asiatischen Ländern, während die Ursprünge des Marimbas in Afrika und später in Südamerika zu finden sind.» Was sofort auffällt, ist der Tonumfang. Das Xylophon hat einen Tonumfang von dreieinhalb Oktaven, das Marimba hat fünf Oktaven und eine viel tiefere Tonlage. Das Marimba wird meistens mit vier Mallets (zwei pro Hand, die man einzeln und unabhängig voneinander bewegen kann) gespielt; man kann aber auch mit zwei oder gar mit sechs spielen.



Der Reiz des Unbekannten

Was ist der Grund, dass Debora Egli sich für das Marimba entschieden hat? «Mir gefällt besonders die grosse Vielfalt, das heisst die Stückwahl, die technischen Aspekte, der Klang und natürlich auch die Einsetzbarkeit.» Zudem reize es sie auch, ein eher unbekanntes Instrument zu spielen. Sie benutze auch sehr gerne das Xylophon, es unterscheide sich jedoch durch die Schlägelanzahl, die man benütze. Simon Forster ergänzt: «Die Mallets- oder Platteninstrumente sind schon sehr lange Teil der Schlagzeugfamilie. Eher neu ist, dass sie auch den Weg in den Schülerunterricht gefunden haben.» Noch vor nicht so langer Zeit seien diese Instrumente primär im Berufsstudium gelernt worden. «Es war ein Highlight, wenn am Konservatorium ein Marimba gestanden hat.» Inzwischen gebe es bereits Schüler, die sich direkt für den Marimba- oder Xylophonunterricht anmeldeten, sagt der Musiklehrer. Das Hauptinstrument bleibe dabei aber immer das Schlagzeug. Im Verlauf der Jahre könne sich der Unterrichtsschwerpunkt vom Schlagzeug auf die Mallets verschieben.



Vierschlägeltechnik braucht etwas Kraft

Braucht es besondere Fähigkeiten um das Marimba zu spielen? «Für die Zwei-Schlägel-Technik braucht es keine konkreten Voraussetzungen, auch sehr junge Schüler können das», erklärt Simon Forster. Für die Vier-Schlägel-Technik brauche es etwas grössere Hände und etwas Kraft, die Schlägel in der Hand zu halten. Beim Lernen jedes Instrumentes sei es immer dasselbe: «Nach ein bis zwei Monaten sind schon einfache Stücke möglich. Um eine gute Marimbaspielerin zu werden, braucht es regelmässige übung über mehrere Jahre.» Ein Instrument zu beherrschen, sei sehr umfassend, meint Debora Egli. «Es ist abhängig von der Stückwahl und wie technisch man spielt. Die Stufe, ob professionell oder eher zum eigenen Vergnügen, spielt eine grosse Rolle.» Ihr Ziel sei es, jeden Tag eineinhalb oder zwei Stunden zu üben. Vor wichtigen Auftritten nähmen die übungsstunden etwas zu und in ruhigeren Zeiten etwas ab.



Das Marimba findet seinen Platz

Auf die Frage, für welche Musik sich das Marimba eigne, antwortet Simon Forster: «Da das Instrument im Vergleich zum Klavier, zur Trompete oder zur Geige relativ jung ist, gibt es noch nicht so viel Literatur. Es findet aber überall seinen Platz und wird vor allem im klassischen Kontext und in der aktuellen und neuen Musik eingesetzt.» Es gebe wie bei anderen modernen Instrumenten die Möglichkeit, alte Werke wie Johann Sebastian Bachs Cello-Suiten auf dem Marimba zu spielen. Sehr schöne Marimbakonzerte hätten Ney Gabriel Rosauro oder Emmanuel Séjourné komponiert. «Bekannt ist das Instrument auch durch den Marimba-Klingelton des iPhone», weiss Forster. Es sei aber nach wie vor speziell, wenn ein Marimba auf der Bühne stehe und gespielt werde. Es gebe mehrere bekannte Solisten, die alleine, im Ensemble oder im Symphonie- oder Blasorchester auftreten würden.

Debora Egli möchte auch in Zukunft weiterhin viel Spass daran haben, Marimba zu spielen und auch immer mehr dazu lernen. «Mein konkretes Ziel ist der Ostschweizer Solisten- und Ensemble-Wettbewerb im September, wo ich in zwei Kategorien antreten werde und hoffe, ein möglichst gutes Resultat zu erreichen.»



Klingt gut – Wir stellen nicht ganz alltägliche Instrumente vor, beispielsweise nächste Woche die Harfe. Bereits erschienen sind Beiträge über die Oboe, das Cajon, die Bambusflöte und der Dudelsack, nachzulesen unter: wochen-zeitung.ch/klingtgut



09.08.2018 :: Max Sterchi (mss)