Sprachheilbasisstufe in Spiez : So wie in der Sprachheilbasisstufe in Spiez wird es bald im Schulhaus Niederbach in Rüderswilzu und her gehen: In zwei altersdurchmischten Klassen wird gespielt und gelernt.
Ein Junge schwenkt ein Säckli voller Kräuter. Die hat er für das Pferd seiner Lehrerin mitgebracht. Bereits im Gang grüssen die vier- bis achtjährigen Kinder am Morgen ihre Lehrerinnen. Nun setzen sich die zwölf Kinder in den Kreis. «Welchen Tag haben wir heute?», will die Lehrerin wissen. Ein Kind liest das Datum vor. Von Sprachschwierigkeiten ist nichts zu hören. Auf den ersten Blick geht es hier zu und her wie in anderen Basisstufen. «Ja, das ist so», bestätigt die Stufenleiterin Janine Dasen. Der erste Eindruck täusche jedoch. Kinder, bei denen beispielsweise der Wortschatz fehle, würden nicht so schnell auffallen. Nur Schwierigkeiten mit der Aussprache machten sofort hellhörig.
Schwungvolle Bögen zeichnen Die Psychomotorik-Therapeutin holt die Gruppe der «Käfer». Sofort wissen die Kinder, wer gemeint ist und machen sich auf den Weg in einen anderen Raum. Selten sind alle Schülerinnen und Schüler beisammen. Oft arbeiten einzelne oder Gruppen mit Speziallehrkräften. Zwei Lehrerinnen, beide ausgebildete Heilpädagoginnen, teilen sich die Arbeit an der Klasse. 150 Stellenprozent stehen dafür zur Verfügung, dazu kommen die beiden Logopädinnen und die Psychomotorik-Therapeutin. Die Käfergruppe übt die korrekte Stifthaltung und zeichnet schwungvolle Bögen. Immer an der Arbeit ist auch die Logopädin. Schliesslich ist es das Ziel, die Kinder nach der Basisstufe in die 3. Regelklasse einzuschulen. Und was, wenn es damit nicht klappt? Dann werde nach einer anderen guten Anschlusslösung gesucht, sagt Janine Dasen. Eine könnte die Sprachheilschule des Pädagogischen Zentrums in Münchenbuchsee sein.
Eltern werden mit einbezogen Seit sechs Jahren arbeitet Annik Beaublé an der Sprachheilbasisstufe in Spiez. Sie ist ausgebildete Primarlehrerin und Heilpädagogin. Unterschiede zum Unterricht in der Regelklasse sieht sie vor allem in der Zusammenarbeit mit den Eltern: «Der Kontakt ist viel intensiver.» Die Eltern werden in die Förderplanungen der Kinder einbezogen. Die Lehrerin macht ein Beispiel: «Ein Kind hat Schwierigkeiten mit der Aussprache, weil die Muskulatur zu schwach ist. Die Klassenlehrerinnen, die Logopädin, die Heilpädagogin und die Eltern vereinbaren, was sie zur Verbesserung beitragen können.» Im Falle der Eltern wären es beispielsweise gemeinsame Mundmotorikübungen mit ihrem Kind.
Die sechs Schüler und die eine Schülerin der dritten und vierten Basisstufe erzählen, wie sie Papier geschöpft haben. Der Eindruck täusche nicht: In ihren Klassen habe es oftmals mehr Jungen, sagt Schulleiterin Janine Dasen. Statistische Untersuchungen dazu kenne sie aber keine.
Aufschreiben und repetieren Bevor die Kinder aufschreiben, was alles aus Papier gemacht werden kann, wiederholen sie den Auftrag der Lehrerin. Einigen gelingt das ganz gut. Andere repetieren wenige Bruchstücke eines Satzes. Kurz vor der Pause treffen sich alle im Kreis. Znüni wird am Mittagstisch gegessen. Gurken, äpfel und Snacks kullern aus den Böxli. Draussen wartet der Spielplatz, bevor die Kinder die zweite Hälfte des Vormittags in Angriff nehmen.