Riechen, wie der Waldboden duftet und wie eine Wasserpfütze schmeckt

Riechen, wie der Waldboden duftet und wie eine Wasserpfütze schmeckt
Oberfrittenbach: In einer Waldspielgruppe für die Kleinsten können Kinder ab dem Laufalter bis etwa drei Jahre gemeinsam mit ihren Eltern den Wald entdecken.

Vogelgezwitscher mischt sich mit Kinderlachen, schräg fällt das Licht der Morgensonne durch den Wald. Eine Gruppe Kinder mit ihren Müttern hat sich am Oberfrittenbach versammelt. Mit Hämmern knacken sie Baum-nüsse, die sie auf ein Stück Holz gelegt haben. «Die Nüsse haben uns die Zwerge versteckt und wir haben sie gefunden», erklärt Quentin Wegmüller aus Langnau mit ernster Miene. Gemeinsam mit sieben weiteren Kindern besucht er alle 14 Tage die Mini-Eltern-Kind-Waldgruppe (Mini-El-Ki) von der Naturspielgruppe üülenäscht. «In dieser Gruppe sind Kinder ab dem Laufalter bis zirka dreijährig. Später können sie in die Zwergengruppe und dann in die Spielgruppe wechseln», beschreibt Barbara Strahm. Sie ist diplomierte Wald- und Spielgruppenleitetin und hat das «üülenäscht» 2013 gegründet.

Wer findet die Schätze?

Alle Nüsse sind verspeist und die Truppe macht sich auf zu einer kleinen Waldlichtung. Hier können die Kinder zusammen mit ihren Müttern auf Schatzsuche gehen. Barbara Strahm hat Schatzkarten mit Bildern von Tannzapfen, Blättern, Steinen und Moos vorbereitet – wer findet diese Schätze in der Natur? Voller Eifer stürzen sich die Kleinen ins Such-Abenteuer. «Die Idee hinter der Mini-El-Ki ist es, dass die Kinder gemeinsam mit den Eltern den Wald entdecken können. Dabei lernen sie die Natur schätzen und können ihren Wissensdurst stillen», sagt Barbara Strahm. Durch die Begleitung der Mutter oder Vater entstünden keine Ablösungsprobleme und doch könne das gegenseitige Loslassen geübt werden. Um Vertrauen aufzubauen, findet der Vormittag im Wald immer am selben Orten statt. «Es ist wichtig für die Kleinsten, dass der Ablauf vorhersehbar ist.» Mit kleinen Laub-sägen darf die Truppe, die derzeit nur aus Jungen besteht, herumliegende äste zersägen. Das macht ihnen sichtlich Spass und schon bald wird aus jedem Buben ein kleiner Holzfäller.

Bei jedem Wetter im Wald

Die viele Bewegung und die frische Luft machen hungrig. Barbara Strahm hat Decken mitgebracht, auf der sich es die Kinder und Mütter bequem machen können. Aus Gemüse und Früchten schnitzen die Mütter Autos, Tiere und Figuren, die sie dann mit ihren Kindern geniessen. Michèle Wegmüller hat für Quentin ein Vogelnest aus einem Apfel und Rosinen gemacht. Essen muss sie das Kunstwerk allerdings alleine. Quentin interessiert sich dann doch mehr für einen Getreideriegel. «Ich hatte immer den Wunsch, dass mein Sohn in eine Spielgruppe gehen kann. Aber für die bestehenden Angebote war er noch zu klein», erzählt sie. Mit der Mini-El-Ki hat sich ihr Wunsch erfüllt. «Quentin ist gerne bei jedem Wetter im Wald, er liebt die Natur. Im Januar wechselt der in die Zwergengruppe – dann kennt er alles schon und die Loslösung sollte kein Problem mehr sein», hofft die junge Mutter. Die Idee, mit den Kleinsten etwas zu machen, hatte Barbara Strahm schon länger im Hinterkopf. «Mir fehlte nur das gewisse Etwas und der Kick zur Umsetzung. Durch eine Weiterbildung bei der IG Spielgruppen Schweiz wurde mir vieles klar und ich habe diesen März einfach gestartet. Mein Mini El-Ki ist am Wachsen und ich bin sicher, dass es auch in Zukunft wunderbar ins ‹üülenäscht›-Konzept passt», sagt sie.

Erinnerungen, die bleiben

Barbara Strahm möchte den Kleinsten nicht nur einen respektvollen Umgang mit der Natur vermitteln, sondern auch Erinnerungen, die bleiben. «Hat man als Kind erfahren, wie der Waldboden duftet, wie sich ein sonnenwarmer Stein anfühlt und wie das Wasser in einer ‹Glungge› schmeckt, kann man sich aus als Erwachsener daran erinnern.» Wie wenn es die Jungs gehört hätten, springen ein paar mitten in eine Regenpfütze, so, dass das Wasser weit spritzt und ihnen in die Schuhe läuft.

07.06.2018 :: Veruschka Jonutis (vjo)