Nach 35 Jahren steht die Drehscheibe still: die Töpferei Herrmann schliesst

Nach 35 Jahren steht die Drehscheibe still: die Töpferei Herrmann schliesst
Langnau: Weil die Nachfrage deutlich nachgelassen hat, wird im 1984 gegründeten «Töpferhus» bald keine Keramik mehr hergestellt. Das Ladenlokal bleibt aber erhalten.

Markus Herrmann steht vor einem Regal mit Langnauer Keramik und nimmt eines der schönen Stücke vorsichtig in die Hand. Der Langnauer Unternehmer kennt die traditionsreichen Töpferwaren aus seiner Töpferei genau, so dass er die einzelnen Stücke und deren aufwendige Fertigung detailliert beschreiben kann. Doch in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage markant zurückgegangen, erklärt Markus Herrmann: «Wir können deshalb nicht mehr kostendeckend arbeiten. Wenn wir die Herstellungskosten auf die Preise übertragen, werden die Töpferwaren zu teuer.» Aus diesem Grund werde die Töpferei per Ende März geschlossen.



Bedruckte Kinderartikel sind gefragt

Das Ladenlokal im «Töpferhus» an der Alleestrasse bleibt aber mit einem verkleinerten Sortiment erhalten: «Wir werden wie bisher Logos entwerfen, Gläser, Flaschen und so weiter für Vereine bedrucken. Zum Beispiel für Ausstellungspreise oder Geschenke für verdiente Mitglieder.» Weiterhin verkauft werden zudem Hergiswiler Glaswaren und Tafelgeschirre. «Im Sortiment bleiben werden auch die Kinderartikel», ergänzt Markus Herrmann. Die Nachfrage sei hoch, da diese Artikel kurzfristig mit einem Namen oder einer Widmung bedruckt werden können. Und er weiss, dass hin und wieder eine Tasse zu Bruch gehen kann, «in diesem Fall sorgen wir für Ersatz oder lassen das Stück herstellen.»



Töpfereien durchleben Zyklen

Auf die Frage, weshalb Töpferwaren nicht mehr gefragt sind, hat Markus Herrmann eine klare Antwort: «Der Trend war schon lange absehbar. Töpferwaren erlebten in den Achtziger Jahren einen Boom. In dieser Zeit wurde auch die Töpferei Herrmann eröffnet, die bis zu acht Angestellte beschäftigte.» Dann sei die Nachfrage aber kontinuierlich zurückgegangen, eine Töpferei nach der anderen musste schliessen. Einen Grund für diesen Trend ortet Markus Herrmann im Konsumverhalten junger Menschen – Kunsthandwerk stehe bei ihnen nicht im Vordergrund. Er ist aber überzeugt, dass es dereinst wieder eine Trendwende geben wird: «Töpfereien haben mehrere Zyklen dieser Art durchlebt. Wann eine neue Blütezeit kommt, lässt sich nicht voraussagen, auf jeden Fall wird es aber irgendwann wieder einen Boom geben.»

01.02.2018 :: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)