Heiligkreuz: Die Bevölkerung des Entlebuchs verabschiedete am letzten September-Sonntag seinen Wallfahrtspriester Crispin Rohrer. Mit seinem Weggang endet eine 360-jährige ära.
Schon vor 9 Uhr bildeten sich Autoschlangen auf der Strasse nach Heiligkreuz. In der Wallfahrtskirche waren alle Sitzplätze besetzt. Helfer brachten Stühle herein; trotzdem mussten viele Leute stehen. Heiligkreuz ist ein besonderer Ort für die Entlebucher. Dieser Kirchweih-Sonntag schien noch besonderer als alle vorherigen zu sein. An diesem Tag verabschiedete sich der Kapuzinerpater Crispin Rohrer. Mit seinem Umzug ins Kloster Olten geht die ära der Kapuziner nach 360 Jahren zu Ende. Wegen Nachwuchsmangels ziehen sie sich definitiv aus dem Entlebuch zurück.
Gottes Wege sind nicht unsere Wege
Nach der musikalischen Eröffnung durch den Jodlerklub Alpeglöggli Hasle begrüsste Crispin Rohrer alle Anwesenden und besonders seinen Vorgesetzten, Agostino Del Pietro, der den Gottesdienst leitete sowie die Co-Zelebranten Ephrem Bucher und Ruedi Vogel aus Schüpfheim. Mit einem Naturjutz versuchten die Jodler die Leute aufzuheitern, von denen einige den Tränen nahe waren.
«Gott denkt und handelt anders als die Menschen», sagte Agostino Del Pietro in seiner Predigt und zitierte den Bibelvers «Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege», um danach vom Geheimnis von Heiligkreuz zu sprechen. Das Kreuz, sagte er, sei nicht einfach das Ende, das Scheitern. Vielmehr sei es eine Brücke, der Anfang eines neuen Weges. Und er gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Saat, die sein Mitbruder Crispin streute, Frucht tragen werde, auch wenn Gottes Wege, nicht immer unsere Wege seien.
Für alle ein offenes Ohr
Petra Wey, die Präsidentin der Pflegschaft Heiligkreuz, liess kurz die Geschichte der Kapuziner im Entlebuch Revue passieren, bevor sie sich von Agostino Del Pietro mit einem Käselaib und den Worten verabschiedete: «Ihr werdet uns fehlen.» In ihrer Laudatio rühmte Petra Wey Crispin Rohrer als Bauernseelsorger, der unzählige Leute begleitete, für alle ein offenes Ohr hatte und dessen prägnanten Predigten immer vom Leben handelten. «Wir Entlebucher lieben dich», sagte sie zu Pater Crispin und überreichte ihm einen Gutschein für einen Ferienaufenthalt mit seinen Geschwistern in seiner geliebten Feriendestination Zillertal. Die in corpore anwesende Ministrantenschar verabschiedete «den besten Pater, den man sich wünschen kann» mit einem Strauss Sonnenblumen.
Dem Ort Sorge tragen
In seiner Abschiedsrede sagte Crispin Rohrer, er gehe nicht gerne weg, aber mit 83 Jahren sei es an der Zeit, eine neue Wohnung zu suchen. Er dankte allen, die ihn unterstützt hatten und schloss mit dem Aufruf an die «lieben Entlebucher zu Heiligkreuz», diesem für das Entlebuch wichtigen Ort, der Lebenshilfe und Unterstützung biete, Sorge zu tragen.
Nach dem Segen mit dem berühmten Kreuz konnte man beim Apéro mit Crispin Rohrer nochmals anstossen.