Essen im Mittelalter: Suppen kamen täglich auf den Tisch, Fleisch fast nie

Langnau: Deftig-sättigende Energiespender trafen auf
süsse Gaumenkitzler. Der
Suppen- und Chüechlimärit
war der erste Themenmarkt
des Jubiläumsjahres.
Gesalzen und gepfeffert, das waren die Suppen im Mittelalter nicht. Die meisten Menschen konnten sich diese Würzmittel nicht leisten. Schon deshalb konnten die Besucher am Langnauer Suppenmarkt froh sein, dass die dargebotenen Suppen zwar an alte Rezepte angelehnt waren, aber nicht den Originalen entsprachen.
Das Gemüse, das es damals gab
In der Lagerküche des Mittelaltervereins Bern kochte eine Suppe, die laut überlieferung schon die Wikinger vor über 1000 Jahren zu sich genommen haben. Salz hin oder her, im Original könnte man sie sowieso nicht nachkochen. «Wir achten darauf, das Gemüse zu verwenden, das es damals gab. Allerdings hat sich das Gemüse seither verändert; die Rüebli waren anders als heute», erzählte Sandra Gottier vom Mittelalterverein Bern.
Chüechli waren beliebt
«Es gibt wenig niedergeschriebene Rezepte aus der Region, und je nach Jahrhundert gab es auch damals schon grosse Veränderungen in den Essensgewohnheiten. Vertragen würden wir es heute wohl kaum mehr», sagte Sandra Gottier. Gersten- und Mehlsuppen habe es täglich gegeben, Fleisch praktisch nie. Das konnte sich nur der Adel leisten und auch dieser nicht dauernd. Lediglich bei grossen Festen und auch an Märkten sei üppig aufgetischt worden, berichteten sie und ihre Kolleginnen. Derweil bereiteten sie Fastenchräpfli zu, die im Mittelalter vor Beginn der Fastenzeit gemacht wurden. Hinein kam alles, was in den zukünftigen Wochen verboten sein würde: Eier, Fleisch und Milchprodukte. Im Fett schwimmende Chüechli waren auch damals schon beliebt. Der Chüechlistand am Platz hatte zur Feier des Sondermarktes neben den Apfel- die schön anzusehenden Rosenchüechli im Verkauf. Beim Stand der Bäckerei Eichenberger gab es frische Berliner, Brot und Hasenöhrli.
Rüsten als Erlebnis
Am Suppenstand vor dem «Bären» rührte Küchenchef Kevin Wüthrich mit einem grossen Rührholz in seinem Suppentopf und gab letzte Anweisungen. «Nehmt die Gewürze raus und gebt noch Flüssigkeit dazu», trug er seinen Mitarbeitern auf. Bei ihm rauchte seit 10 Uhr morgens ein Pot-au-feu über dem Feuer. Gleichzeitig gab es noch Käsekuchen und einen Stand, an dem interessierte Besucher selbst Gemüse für die Nachmittagssuppe auswählen und rüsten durften. Vor allem bei Kindern kam dieses Angebot gut an. Für den Pot-au-feu hatte er sich entschieden, weil es «ein typisch urchiges» Rezept ist. Das saisonale Gemüse und Obst hatte er von regionalen Händlern und Märkten bezogen. So wie man schon vor Jahrhunderten an die Waren kam, die man selbst nicht hatte.
02.03.2017 :: Stephanie Schmid (sse)