Jakob AG plant in Vietnam neue Fabrik

Jakob AG plant in Vietnam neue Fabrik
Trubschachen: Vietnams Vizepräsidentin beehrte die Jakob AG mit einem Besuch. Nicht von ungefähr: Die Jakob AG ist seit 13 Jahren in Vietnam tätig und hegt Ausbaupläne.

«Für europäische Verhältnisse sind das unglaubliche Dimensionen», berichtete der Architekt Francesco Marchini während der Präsentation der geplanten «Jakob Factory Saigon». Das Areal, welches das Unternehmen aus Trubschachen erworben hat, ist drei Hektaren gross und gleichzeitig nur ein kleines Puzzleteil einer ganzen Industriestadt. Marchini plant das Projekt gemeinsam mit Michael Rolli vom gleichnamigen Büro Rolli-Marchini. Dieser ergänzte, dass man trotz des vielen Platzes den Boden haushälterisch nutzen wolle. So ist in einer ersten Etappe ein zweistöckiges Büro- sowie ein dreistöckiges Produktionsgebäude geplant – alles andere als ortsüblich.

Natürliche «Klimaanlage»

Andere Wege will die Jakob AG auch bei der Gestaltung der Gebäude beschreiten. «Heute stehen dort viele völlig geschlossene Fabrikhallen. Im Innern werden sie auf 16 Grad klimatisiert», erklärte Michael Rolli, der mit Francesco Marchini und Peter Jakob nach Vietnam gereist war. Den Weg, den die Architekten nun einschlagen wollen, ist an sich ein traditioneller. Die bewährten Häuser der Gegend würden aus einem grossen Dach bestehen, das vor Sonne und Regen schütze, die Wände aber seien offen. In diesem Stile werden auch die Gebäude der «Jakob Factory Saigon» erstellt werden. Die Hülle wird mit hauseigenen Drahtseilnetzen gestaltet, an denen Pflanzen emporwachsen. «Dank der Pflanzen ist das Klima angenehm und die Luft gereinigt», hielten die Architekten fest. «Und dank der Seile an der Aussenhülle sieht man, was im Innern produziert wird.»
Das Unternehmen aus Trubschachen beschäftigt derzeit 380 Personen in Vietnam, welche im Schichtbetrieb während sieben Tagen pro Woche am Werk sind. Die geplanten Gebäude der ersten Etappe bieten Platz für rund 600 Personen. Die Bauten werden voraussichtlich sechs Millionen US-Dollar kosten. Michael Rolli berichtete, dass das Kader – allesamt Vietnamesen – zunächst skeptisch auf die neuartig-traditionellen Pläne aus dem fernen Europa reagiert hätten. Als dann bei der bisherigen Fabrik als Erweiterung eine zeltartige Halle ohne Wände aufgebaut wurde und diese sich bewährte, seien alle von der neuen Idee begeistert gewesen. «Am liebsten möchten sie umgehend mit dem Bau beginnen», weiss Rolli.
«Wir wollen die weitere Entwicklung besser abschätzen können, ehe wir die Investition tätigen», meinte Peter Jakob.  

Alles begann mit einer Velotour
Die Ausführungen über das Bauprojekt mit Interesse verfolgt hat die vietnamesische Vizepräsidentin Dang Thi Ngoc Trinh. Die Politikerin aus der Sozialistischen Republik Vietnam weilte für Gespräche beim UNO-Menschenrechtsrat in Genf sowie für Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen in Bern. Vor dem offiziellen Termin mit Bundesrat Johann N. Schneider-Amman reiste die ranghohe Politikerin mit einer gut 30-köpfigen Delegation nach Trubschachen zur Firma Jakob. Gar ein Schmunzeln ausgelöst hat bei den Zuhörern die Anekdote Peter Jakobs, warum seine Firma überhaupt in Vietnam tätig sei. «Wir haben 2003 mit der Familie eine Velotour in Vietnam gemacht», berichtete der Patron. «Dort haben wir Frauen gesehen, die enorm flink Süssigkeiten eingepackt haben», berichtete Jakob. «Für uns war klar, dass, wenn wir Arbeit haben, bei der besonders flinke Hände nötig sind, wir nach Vietnam gehen.» Gefertigt werden in der Fabrik vor allem Netze aus Drahtseilen, welche in der Architektur eingesetzt werden. Auch fertigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter massgefertigte Rahmen mit solchen Netzen im Innern, welche etwa für Balkongeländer eingesetzt werden – auch hierzulande. Peter Jakob verschwieg bei seinen Ausführungen vor der vietnamesischen Delegation auch nicht, dass nicht alles wunschgemäss lief. Beispielsweise kamen die kostenlosen Englisch-Kurse bei der Belegschaft gar nicht an. «Sie haben den Sinn dieser Lektionen nicht gesehen», meint Peter Jakob. Insgesamt wertet er die Expansion nach Vietnam aber als klaren Erfolg. 
Projekt in Trubschachen
In Trubschachen, wo die Jakob AG 65 Mitarbeitende beschäftigt, hegt die Firma auch Ausbaupläne. Zum einen sind zusätzliche Räume für die Administration mit einer Fläche von 1500 Quadratmetern geplant, wie Architekt Michael Rolli erklärt. Zum andern ist vorgesehen, die älteren Gebäudeteile mit einer gänzlich neuen Fassade zu versehen. Wie beim Projekt in Vietnam werden auch hier Drahtseile zu sehen sein. Läuft alles rund, starten die Bauarbeiten in einem Jahr. 
16.06.2016 :: Bruno Zürcher (zue)