Ein Feiertag für die Kirchenpatrone

Schüpfheim: Am 1. Mai war Feiertag in Schüpfheim; alle Geschäfte blieben geschlossen und die Arbeit ruhte. Grund war jedoch nicht ein weltlicher, sondern ein kirchlicher Feiertag.
Der 1. Mai war in Schüpfheim ein arbeitsfreier Feiertag. Deshalb schlossen bereits am Vorabend um 17 Uhr alle Geschäfte. Der Festgottesdienst am Vormittag wurde zelebriert von Pfarrer Jakob Zemp und dem ehemaligen Pfarrer von Escholzmatt, Ruedi Vogel. Es war jedoch nicht der Tag der Arbeit, welcher traditionellerweise auf den 1. Mai fällt, der an diesem Donnerstag in Schüpfheim gefeiert wurde. Nein, man gedachte Johannes und Paulus, zwei Heiligen, die nur zufälligerweise die selben Namen tragen wie die vier Tage zuvor vom Vatikan heiliggesprochenen Päpste Johannes XXIII und Johannes Paul II. Sie sind auch nicht zu verwechseln mit dem Apostel Johannes, dessen Gedenktag auf den 27. Dezember fällt, und dem Apostel Paulus, den man am 29. Juni feiert. Johannes und Paulus, die Kirchenpatrone von Schüpfheim, waren Märtyrer, die für ihren Glauben starben.
Kaiser Julian liess sie enthaupten
Die Legende erzählt, dass sie Brüder gewesen seien, adelige Römer und eifrige Christen, die ihr Vermögen an die Armen verteilten. Sie dienten als Palastbeamte am Kaiserhof bei Constantia, der Tochter von Kaiser Konstantin. Sein Nachfolger, der abtrünnige Kaiser und Christenverfolger Julian, wollte Johannes und Paulus ebenfalls in seine Dienste nehmen. Doch sie weigerten sich und lehnten auch die heidnischen Kulte Julians ab. Darum liess sie der Kaiser vermutlich im Jahre 362 verhaften und enthaupten. Als ihr Todestag gilt gemäss überlieferung der 26. Juni. An diesem Datum begeht die Kirche jeweils den Gedenktag von Johannes und Paulus. Warum feiert dann die katholische Kirche Schüpfheim ihr Patrozinium (Schutzherrschaft eines Patrons) am 1. Mai? Die Antwort gab Pfarrer Jakob Zemp in seiner Predigt.
Vorverschoben wegen Bauern
Das Patrozinium wurde 1864 mittels eines bischöflichen Dekrets vorverlegt. Daher feiert Schüpfheim seine Kirchenpatrone seit 150 Jahren am 1. Mai statt am 26. Juni. Die Schüpfheimer Katholiken hatten seinerzeit diese Verschiebung von ihrem Bischof verlangt, weil die Bauern am 26. Juni am Heuen oder auf der Alp waren und nicht am Gottesdienst teilnehmen konnten. Die Vorverlegung sollte ihnen den Kirchgang ermöglichen.
Waren die Leute vor 150 Jahren vielleicht frömmer als heute? Zeiten und Menschen änderten sich, erzählte Pfarrer Zemp in seiner Predigt. Johannes und Paulus bezeichnete er als Menschen mit unerschütterlichem Glauben, die sich für das Gute eingesetzt hätten. Daher werden sie auch als Soldaten mit Schwert und Märtyrerpalme dargestellt. In einer Welt, die immer gleichgültiger werde, würden sie die Menschen einladen, sich für das Gute einzusetzen und zu ihrem Glauben zu stehen. So könnten Heilige auch heute noch Wegweiser für unser Leben sein. Der Gottesdienst schloss mit dem Wettersegen, der mit der Wettersegenmonstranz erteilt wurde.
Schutzheilige gegen Hagel und Unwetter
Die eindrückliche, barocke Pfarrkirche von Schüpfheim wurde 1814 vom bekannten Luzerner Baumeister Niklaus Purtschert erbaut und 1822 den beiden Heiligen Johannes und Paulus geweiht.
Gleich beim Eintritt in die Kirche erblickt man sie. Lebensgross stehen sie auf den beiden Portalen, die den Hochaltar abschliessen. Verlässt man die Kirche durch den Haupteingang, begegnet man den beiden Heiligen links und rechts des Hauptportals wieder, zwei Prozessionsfiguren auf Sockeln, in Ritterrüstung, mit Schwert und Palmzweig. Wahrscheinlich wurden sie früher bei Prozessionen mitgetragen. Nun scheinen die beiden Figuren den Eingang der Kirche zu bewachen.
Der Grund für die Wahl von Johannes und Paulus zu Kirchenpatronen dürfte darin liegen, dass sie seit
dem späten Mittelalter als Schutzheilige gegen Hagel und Unwetter verehrt werden.
08.05.2014 :: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)