Nach Massenentlassung gibts in der Stiftung SBE einen Neustart

Nach Massenentlassung gibts in der Stiftung SBE einen Neustart
Trubschachen: Die Stiftung für soziale und berufliche Eingliederung (SBE) hat finanzielle Probleme. Eine Lösung in letzter Minute verhindert, dass sie schliessen muss.

Noch Ende 2013 sah es ganz danach  aus, als ob die Stiftung SBE in Trubschachen ihren Betrieb schliessen müsste. Kurz vor Weihnachten sprach der damalige Stiftungsrat sämtlichen rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kündigung aus; dies fiel arbeitsrechtlich unter den Begriff Massenentlassung. «Den Verantwortlichen ging es darum, den Laden dicht zu machen, bevor die Stiftung in Konkurs geht und dadurch allenfalls Gläubiger schädigt», sagt Herbert Schüpbach. Der Besitzer eines Treibstoffunternehmens (siehe Kasten) ist es, der nun der Stiftung ein Weiterbestehen respektive einen Neustart ermöglicht. Schüpbach ist neu Stiftungsratspräsident. Er verfügt auch über die nötigen finanziellen Mittel, um die Stiftung in Trubschachen weiterzuführen. Diese Garantie musste er abgeben. damit der «alte» Stiftungsrat ihm das Präsidium übertrug und – mit einer Ausnahme – das Feld räumte. Burghard Fischer, Pfarrer in Trubschachen,  arbeitet als einziger Bisheriger im Stiftungsrat mit. Neu dabei im Dreier-Gremium ist Christian Hadorn, Unternehmer und SVP-Grossrat aus Ochlenberg.

SBE soll in Trubschachen bleiben
Wirtschaftsprüfer René Kocher aus Sumiswald steht der Stiftung als externer Berater zur Seite und ist auch für die Medien zuständig. «Der Stiftungsrat suchte bereits im November nach neuen Möglichkeiten, um die Wegmatte am Leben zu erhalten». sagt er gegenüber der «Wochen-Zeitung». Es seien verschiedene Optionen zur Diskussion gestanden. Beispielsweise habe der bisherige Geschäftsführer Philipp Stucki angeboten, die Klienten und ein Teil des Personals in eine andere, bereits bestehende Institution zu überführen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Liegenschaft in Trubschachen hätte veräussert werden müssen. «Wahrscheinlich unter ihrem Wert, weil sie spezifisch für die Bedürfnisse der SBE gebaut wurde», so Kocher. In der Wegmatte wohnen und arbeiten junge Menschen mit psychischen Einschränkungen – mit dem Ziel, den Weg in die Eigenständigkeit zu finden.
Zusammen mit Stiftungsrat Burghard Fischer, Finanzchef Oliver Gerber und dem ehemaligen Geschäftsführer Beat Blatter hat sich René Kocher dafür stark gemacht, dass die Stiftung SBE an ihrem angestammten Ort weitergeführt wird. Als sich mit Herbert Schüpbach diese Möglichkeit abzeichnete, hat Philipp Stucki sein Angebot zurückgezogen. Er wird aber die Stiftung verlassen.  
 
Für viele ist es zu spät
Für die meisten der betroffenen Mitarbeitenden kommt die Nachricht, dass sie nun doch in der Wegmatte bleiben können, zu spät. «Die Kündigungen wurden kurz vor Weihnachten ausgesprochen. Die definitive Zusicherung, dass die noch interessierten Mitarbeitenden bleiben können, konnten wir ihnen erst am 24. Februar geben», so René Kocher. Von den rund 30 Mitarbeitenden (auf 22 Vollzeitstellen verteilt) werden nur wenige in der Wegmatte verbleiben. Viele von ihnen haben umgehend nach der Kündigung eine neue Stelle gesucht und gefunden, andere mögen sich nicht auf die neue Situation in der Wegmatte einlassen. Weil bezüglich Weiterführung eine grosse Unsicherheit bestand, hätten auch einige der einst rund 30 Klienten einen anderen Platz gesucht, und neue habe man in dieser instabilen Situation nicht aufnehmen können und wollen, sagt René Kocher. Somit wird der Neustart bezüglich Anzahl Bewohner und Betreuer in bescheidenem Umfang erfolgen müssen. Das Angebot in der Wegmatte werde wie bisher geführt, stellt der neue Stiftungsratspräsident Herbert Schüpbach in Aussicht. Vorerst wird der Betrieb von Verena Feller, Management & Consulting 4 you, im Mandatsverhältnis geführt.
«Ursprünglich wollte ich nur die Liegenschaft»
Die Stiftung SBE kämpft seit längerem ums finanzielle Überleben. Aus diesem Grund schloss sie letzten Sommer bereits den Standort Wattenwil. Den Zeltplatz in Les Cerneux, auf welchem Jugendliche arbeiteten und sich dort auf ein selbständiges Leben vorbereiten konnten, wollte die Stiftung ebenfalls verkaufen. Herbert Schüpbach, Inhaber des Treibstoff­unternehmens Gustoil in Oberönz, interessierte sich dafür. Sein zweites Standbein sind Industrie- und Gewerbeliegenschaften, die er kauft und – vornehmlich an Start-up-Firmen – vermietet. Ein solches Objekt hätte auch der Zeltplatz werden können. Dann interessierte sich Schüpbach auch für die Liegenschaft Wegmatte und schaute sie sich an. «Als ich diesen Betrieb und die Leute dort besuchte sah ich sofort, dass es sehr schade wäre, das Haus seinem Zweck zu entziehen», so Schüpbach. Er hofft, die Wegmatte bald wieder «hochfahren» zu können.
06.03.2014 :: Jakob Hofstetter (jhk)