Vor- und Nachteile der einheimischen Energieträger
Langnau: Zu einem spannenden und informativen Vortragsabend in der Kupferschmiede lud die Evangelische Volkspartei von Langnau ein: Drei Befürworter von »Oil of Emmental» und als Gegenpol ein Vertreter der Erdölindustrie begründeten in ihren Referaten die jeweiligen Vorteile ihrer Energieträger.
Zu Beginn seines Referates erläuterte Josef Jenni, der Solarpionier und Energiefachmann aus Oberburg, die Bedeutung des Begriffes. «Oil of Emmental heisst für mich die nachhaltige Nutzung von einheimischer Energie, primär von Holz und Sonne, Abwärme aus Betrieben aber auch Biogas, Biodiesel und Tiefenerdwärme.» Rund dreissig Millionen Franken würden jährlich in die Importe von Energie aus dem Ausland investiert. Man stelle sich vor, wie viele Arbeitsplätze hier im Emmental geschaffen werden könnten, wenn die Grundlage der Energiebeschaffung einheimische Quellen bilden würden.
Wald muss verjüngt werden
«Es gibt hier genug Holz, um den eigenen Heizenergiebedarf zu decken», zeigte sich Walter Marti, Oberförster der Waldabteilung 4 Emmental, zuversichtlich. Als Förster denke er in längeren Zeitmassstäben und gehe davon aus, dass das Heizölzeitalter «nur» eine etwa 200 Jahre dauernde Episode sei, welche, so hoffe er, die Menschheit zu einem glimpflichen Ende führen sollte. Da seit den Nachkriegsjahren der Wald nicht mehr voll genutzt werde, habe die notwendige Verjüngung nicht in ausreichendem Ausmass stattgefunden. «Wir müssen doppelt soviel Holz schlagen, um den Bestand auf gleichem Niveau zu halten. Die vorhandenen Reserven werden dabei noch nicht abgebaut», erläuterte Marti. Leider sei die Nachfrage nach Holz als Brennstoff oder als Baumaterial noch zuwenig gross.
Mit Wärmeverbund konkurrenzfähig
Dass das Beheizen eines Einfamilienhauses durch die Verbrennung von Stückholz, Schnitzel oder Pellets im eigenen Heizkesel eine eher teure Lösung sei, gestand Peter Kast von der Energieberatungsstelle Langnau ein. Bei einem Mehrfamilienhaus hingegen oder durch den Zusammenschluss zu einem Wärmeverbund könnten die Kosten aber auf ein zur Ölheizung konkurrenzfähiges Niveau gesenkt werden. Damit die Wärmeversorgung sichergestellt sei oder genügend Leistung während Spitzenzeiten erzeugt werden könne, sei als Ergänzung eine Zusatzheizung – häufig mit Öl – notwendig. Das Problem liege darin, dass der erste Bezüger, der mit dem Bau eines Wärmeverbundes beginne, für die Grundeinrichtungen zu hohe Kosten tragen müsse. Deshalb gebe es auch erfolgreich funktionierende Finanzierungsmodelle mit Betreiberfirmen, welche das Netz aufbauen und zum Anschluss bereitstellen würden.
Schadstoffe werden verschwiegen
Nach den Vorträgen der drei «Oil of Emmental»-Befürworter durfte das zahlreiche Publikum in der Kupferschmiede nun auf die Stellungnahme von Toni Lenz, Geschäftsführer der Firma Flamol, gespannt sein: «Ich habe Hochachtung vor der Leistung dieser Energiepioniere und bin nicht gegen Holz als Heizenergielieferant», erklärte Lenz. Er äusserte aber Bedenken an der seiner Meinung nach einseitigen Informationspolitik. Die Befürworter von Holzenergie würden nur die CO2-Neutralität als Vorteil hervorheben, dabei aber andere Schadstoffe wie Stickoxyde, Kohlenmonoxyd oder Feinstaubanteile, welche bei Holzheizungen um ein Vielfaches höher anfallen würden, verschweigen. Ausserdem sei die Herkunft der Holzpellets zuwenig klar deklariert und die Herkunft aus dem Emmental werde deshalb nicht immer belegt. Nachteile gegenüber dem Öl würden sich auch beim zusätzlichen Platzbedarf von Holzbrennstoffen zeigen und dem dadurch entstehenden Mehraufwand beim Transport, welcher vorwiegend über die Strasse erfolge. Mit dem Transport des Brennstoffes per Pipeline, Schiff und Bahn zeige sich die Ölindustrie sparsamer. Ungerecht seien die Subventionierungen der Holzenergie.
Nebeneinander statt gegeneinander
«Es ist klar, dass wir nur mit unseren Vorteilen Werbung machen», konterten darauf die Holzenergiebefürworter. Sie beteuerten, dass die Abgastechnik bei Holzheizungen laufend verbessert würde. Dass in der Holzwirtschaft alles subventioniert werde, stimme nicht. Ausserdem würden die staatlichen Gelder, die für die Waldbewirtschaftung verwendet würden, in keinem Verhältnis zu den hohen Anforderungen stehen, welche die Öffentlich
28.10.2004 :: Ueli Bickel (but)