auf dem Hof Hasensprung ist alles zu haben
Aeschau: Heinz und Rosmarie Baumann aus Aeschau haben den Innovationspreis der Region Oberes Emmental gewonnen. Trotz ihres kleinen Betriebes im Berggebiet können sie ihre Existenz, unter anderem mit Kräuteranbau und -Verarbeitung, sichern. Das Ehepaar freut sich über den Preis, bleibt aber auf dem Boden der Realität.
Heinz und Rosmarie Baumann wohnen zwar recht abgelegen, auf dem Hasensprung zwischen Aeschau und Eggiwil. Hinter dem Mond sind sie deswegen noch lange nicht. Bereits vor 18 Jahren, als Bio bei den meisten Bauern noch ein Schimpfwort war, stellten sie den Betrieb auf biologischen Anbau um. «Wir wurden damals schon ein wenig belächelt», erinnert sich Heinz Baumann. «Heute hat sich das natürlich geändert. Viele Landwirte haben inzwischen selber umgestellt.» Das Ehepaar liess es nicht dabei bewenden. In diesen 18 Jahren hat sich vieles verändert auf dem 7,6-Hektaren grossen Betrieb. Die Baumanns blieben innovativ und verwirklichten zahlreiche Ideen, mit denen «der Familienbetrieb erfolgreich dem Strukturwandel begegnet», wie die Jury feststellte. Dafür wurde ihr der fünfte Innovationspreis der Region Oberes Emmental überreicht.
Aus Schweinestall wurde Kräuterzentrale
Mit dem Umstellen auf Bio setzten Heinz und Rosmarie Baumann in erster Linie auf Gemüseanbau. Daneben hielten sie noch Schweine und Kühe. Vier Jahre später bauten sie zusätzlich Kräuter an. «Dieser Zweig entwickelte sich am besten, die Nachfrage nahm zu.» Schon bald wurde es nötig, einen Trockner einzurichten. Das wiederum hatte eine Vergrösserung der Heizung zur Folge. Seit zwölf Jahren wird die Stückgutheizung, die mit Holz aus dem eigenen Wald betrieben wird, von einer Solaranlage unterstützt. Die Energie ist ein wichtiger Punkt im ganzen Prozess, denn pro Tag werden 6000 Liter Wasser auf rund 70 Grad aufgeheizt.
1997 kam dann der nächste grosse Schritt. «Wegen neuer Vorschriften mussten wir die Schweinehaltung aufgeben.» Statt sich darüber zu ärgern, richteten die Baumanns im ehemaligen Schweinestall einen Verarbeitungsraum für Kräuter ein. Seither ist dort die Zentrale der Vereinigung für biologischen Kräuteranbau im Schweizer Berggebiet VBKB.
Schreibtischarbeit inklusive
Heinz und Rosmarie Baumann verarbeiten Kräuter aus der ganzen Schweiz. Sie werden bei ihnen getrocknet, entstielt und gelagert. Fast ebenso aufwändig wie diese Arbeit ist die Administration. Der Landwirt muss über alle Lieferungen auf zehn Gramm genau Buch führen. Er ist es auch, der die Anbauplanung für die Vereinigung vornimmt. Zu entscheiden, wieviele und welche Kräuter gefragt sein werden, ist ein schwieriges Unterfangen. Schliesslich lässt sich das Wetter nicht planen. Für die Vermarktung der Produkte ist dann jeder Produzent selber verantwortlich. Das gilt auch für die Baumanns. Sie ernten jährlich drei bis vier Tonnen der 30 verschiedenen Kräuter. Bei der Verarbeitung fallen dann bis zu 90 Prozent des Gewichts weg (Wasserentzug). Die Tee- und Kräutermischungen stellen sie selber zusammen, «nach eigenem Geschmack und anhand von Gesundheitsbüchern», wie Rosmarie Baumann erklärt.
Kunden in der ganzen Schweiz
So richtig in die Vermarktung der eigenen Produkte eingestiegen ist das Ehepaar vor sechs Jahren. Ein kleinerer Teilwird über «Ämmitaler Ruschtig» abgesetzt, für den Rest braucht es vor allem Eigeninitiative. «Es benötigt viel Zeit, um sich einen Kundenstamm aufzubauen», hat Heinz Baumann erfahren. Dabei setzt er weniger auf Werbung als auf direkte Kontakte, die sich dann multiplizieren. «Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist immer noch die beste.» Und so beliefert er Kunden nicht nur in der Region, sondern in der ganzen Schweiz, seien das nun private Personen oder Läden. Dasselbe gilt auch für den Verkauf von Gemüse, Setzlingen und Fleisch. Pro Jahr geht etwa eine Tonne Rindfleisch direkt an private Abnehmer. Das Saisongemüse wird das ganze Jahr über wöchentlich ausgeliefert. Die 30`000 Setzlinge pro Jahr dagegen sind vor allem für Gemüse- und Kräuterproduzenten gedacht.
Selber geplant und gebaut
Wer Ideen hat und diese verwirklicht, darf Investitionen nicht scheuen. Heinz Baumann konnte fast sämtliche Umbauten und Neuerungen selber vornehmen. So baute er zum Beispiel den Trockner nach eigenen Plänen, dasselbe gilt für den Verarbeitungsraum.<
09.12.2004 :: Silvia Wullschläger (sws)