Wallwurz – Knochenheil
Naturführer: «Die Beinwelltinktur, die man sich leicht selbst bereiten kann, birgt wunderbare Kraft in sich. Kranke, die jahrelang gegen Rheumatismus und Gelenkschwellung mit allen vorzüglichen Mitteln behandelt wurden und keine Hoffnung fanden, erreichen mit der Beinwelltinktur rasche Hilfe», schrieb Maria Treben in «Gesundheit aus der Apotheke».
Bei uns ist Beinwell besser unter dem Namen Wallwurz bekannt. Die Wallwurz ist fast in ganz Europa heimisch. Die Wurzel sollte vor dem Blühen geerntet werden, optimal von Oktober bis April.
Wallen bedeutet heilen
In den Namen Beinwell, Beinheil oder Wallwurz (vom althochdeutschen wallen, das auch heilen bedeutete) klingt bereits an, dass es sich um eine Heilpflanze handelt, die seit Urzeiten als Wund- und Knochenarznei im Gebrauch ist. Schon Hildegard von Biningen und Paracelsus nutzten die Wallwurz zur Behandlung von Wunden, schlecht heilenden Geschwüren oder bei Knochenbrüchen in Form von Breiauflagen sowie als Wundtrank. Ausserdem war Beinwell einst ein beliebtes Volksmittel bei Magengeschwüren. Doch von dem innerlichen Gebrauch wird inzwischen abgeraten, da der Beinwell sogenannte Pyrrolizidinalkaloide enthält, die sich in Tierversuchen als krebserregend, leber- und erbgutschädigend erwiesen haben. Allerdings sind solche Tierversuche nur begrenzt auf den Menschen übertragbar, und die verfütterten Mengen erreicht man bei der üblichen Teezubereitung normalerweise nicht. Dennoch braucht man die Beinwelltinktur heute nur noch äusserlich, und selbst die äusserliche Anwendung sollte nur auf der unverletzten Haut und nicht länger als sechs Wochen erfolgen, da Pyrrolizidine über die Haut aufgenommen werden können.
Entzündungswidrig dank Allantoin
Umschläge mit Wallwurztinktur haben sich bei Gelenkentzündungen sehr bewährt, auch bei Knochenhautreizung oder Sehnenscheidenentzündung. Aber auch Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen schwellen rascher ab, wenn sie mit Wallwurz behandelt werden.
Verantwortlich ist vermutlich der Wirkstoff Allantoin, der im Beinwell reichlich vorkommt. Die Wirkung von Allantoin wird mit der eines Hormons verglichen, das die Zellregeneration anregt. Daher konnte bei der Behandlung schlecht heilender Wunden oder Hautgeschwüren mit Allantoin beachtliche Heilerfolge erzielt werden.
In der Frauenheilkunde wird Wallwurz vor allem bei Brustdrüsenentzündung (Mastitis) und als Erste-Hilfe-Massnahme bei schmerzhaften Venenentzündungen eingesetzt. Wallwurz hilft übrigens auch hervorragend bei Mastitis von Kühen.
Auch in der Homöopathie ist Wallwurz ein häufig eingesetztes Mittel, bekannt unter dem lateinischen Namen Symphytum. Im Gegensatz zu Arnika-«Chügeli», die mehr bei Verletzungen der Weichteile eingesetzt werden, regeneriert Symphytum eher die Knochen, Knochenhaut und Sehnen.
Sagenhaftes
Die Wallwurz, so erkannten schon unsere Ahnen, trägt die Signatur des Planeten Saturn. Dieser steht für die zusammenfügenden, festhaltenden und verhärtenden Kräfte. Saturnpflanzen haben oft harte, rauhe Oberflächen, wie zum Beispiel auch der Schachtelhalm. Diese Pflanzen öffnen ihre Blüten nicht zum Licht, sondern neigen sie nach unten. Auch die Blüten des Beinwell sind zum Boden hin geöffnet. Angeschnittene Wurzeln wachsen im Boden wieder zusammen, auch dies deutet auf eine zusammenfügende Kraft der Pflanze. Der Arzt und Astrologe Nicholas Culepepper schrieb im 17. Jahrhundert: «Dies ist eine Pflanze des Saturn, sie steht unter dem Zeichen des Steinbocks, kalt, trocken und erdig in ihrer Qualität.»
08.10.2009 :: Karin Sollberger