23 Krimis aus dem Emmental
Gelesen: Vor neun Monaten forderte die Verlegerin Verena Zürcher dazu auf, Kurzkrimis zu schreiben und einzusenden. Zusammengekommen ist eine mannigfaltige Sammlung für Liebhaber von düsteren, harten und zum Teil beklemmenden Geschichten.
Die Autoren sind Verena Zürchers Aufruf, Kurzkrimis zu schreiben und einzusenden, derart rasch gefolgt, dass man annehmen muss, sie hätten allesamt auf den Moment gewartet. Innerhalb von wenigen Monaten ist ein Buch mit 414 Seiten entstanden, es trägt den Titel «Mordsgeschichten aus dem Emmental». Verena Zürcher hat mit ihrem Projekt den Zeitgeist getroffen, Krimis stehen hoch im Kurs. Woran liegt das? Warum werden Krimis selbst von Ärzten geschrieben wie gelesen? In einem Krimi können eine eigenwillige Figur geschaffen, eine Stadt oder eine Gegend getreu beschrieben und soziale Missstände angeprangert werden. Und letztlich siegt das Gute über das Böse. Unbedingt und in jedem Fall. Abgesehen vom Nervenkitzel sind das die vier Gründe, die von Krimi-Fans am meis-
ten angeführt werden.
Hart am Unerträglichen
Einzelne Krimis sind nach den grossen Vorbildern aus Skandinavien oder Venedig geschrieben. Morde werden zum Beispiel von einem Kommissar aufgelöst, der «plötzlich ein Kribbeln im Bauch» spürt. Dank seinem Gespür für Ungereimtes überführt er den Täter mit List und psychologischem Geschick. Andere Geschichten gehen über das Gängige hinaus, sind hart an der Grenze zum Unerträglichen, und wieder andere sind mystisch verklärt, wirken geradezu verstörend, wenn zum Beispiel die Erzählung nach dem Sterben fortgesetzt wird, als wär der Tod nur eine Pforte. Daher wird das Buch für zart besaitete nicht empfohlen. Es gibt ein paar wenige Geschichten, die mit einem Augenzwinkern gelesen werden wollen, die unerwartet harmlos ausgehen, bei der beispielsweise «nur» eine Maus den Tod findet.
Düsteres Landschaftsbild
Das Emmental wird ausgiebig beschrieben. Gräben, Hügel, abgelegene Höfe, Brombeersträucher, dunkle Tannen, unterirdische Gänge und steile Pfade, die sich «bei strömendem Regen in eine glitschige Masse» verwandeln. Oder es ziehen Gewitter auf, und erwartungsgemäss geschieht vieles nachts, wenn es nicht bloss dunkel ist, sondern «pechschwarz». Das Emmental wird erstaunlich düster beschrieben, wenn man bedenkt, wie sonnig es in diesem Landesteil ist. Als Hintergrund dienen Originalschauplätze wie Signau, Eggiwil oder Langnau und Restaurants wie der «Bären» oder «Hirschen», in denen gern getrunken und gut gegessen wird.
Die Krimis sind mannigfaltig, so verschieden wie die 23 Autorinnen und Autoren, die, gemäss ihren Steckbriefen, zwei Gemeinsamkeiten verbindet: Das Emmental und die Lust am Lesen und am Schreiben.
Das Buch ist im Landverlag Trubschachen erschienen und für 29.50 Franken im Buchhandel oder beim Verlag erhältlich. Die Adresse: Landverlag, Kindergartenstrasse 13, 3555 Trubschachen; www.landverlag.ch; info@landverlag.ch
08.01.2009 :: Gabriel Anwander (agl)