Wirklich, ist das so? Für mich fühlt es sich tatsächlich so an. Es ist wie auch all die Jahre davor: Kaum ist Halloween, der Tag des Spuks und des Gruselns, vorbei, werden Sterne und Lichterketten ausgepackt und Helene Fischers Weihnachts-CD aufgelegt. Auch im Blauring haben wir bereits den Advent eingeläutet, mit unserer neuen Grittibänzaktion. Während ich so dabei war, den kleinen Mann aus Teig zu formen, begann ich darüber nachzudenken, was der Blauring überhaupt für eine Organisation ist, und wie ich eigentlich hier gelandet bin. Ich bin nämlich nicht gerade den traditionellen Weg gegangen, der wäre, schon als kleines Kind beizutreten und dann zusammen mit den anderen Kindern in meiner Gruppe weiterzuwachsen, bis wir alt genug wären, um selbst Leiterinnen zu werden und unsere eigene Gruppe zu haben. Nein, für mich war diese Variante gar nicht möglich, da ich zum Zeitpunkt, als ich in dem Alter war, in dem die meisten Mädchen dem Blauring beitreten, noch gar nicht in der Schweiz lebte. Damals war ich noch in Deutschland, wo der Blauring ein Fremdwort ist. Ich hatte natürlich schon von der Organisation gehört, in den Erzählungen meiner Mutter und meiner Grossmutter. Eine konkrete Vorstellung bekam ich jedoch erst, als eine meiner engen Freundinnen Leiterin wurde, und ich von ihr schon bald jede Woche neue Geschichten von «ihren» Kindern und den anderen Leiterinnen hörte. Es dauerte nicht lange, da wuchs in mir der Wunsch, auch Teil dieser Gruppe zu sein, in der man sich gegenseitig unterstützt und Beistand leistet. Ich habe Kinder schon immer gemocht insbesondere jüngere Mädchen, die sich für mich wie kleine Schwestern anfühlen. Ich dachte aber trotzdem, das wäre alles nur Wunschdenken. Es schien mir undenkbar, dass es für mich noch möglich wäre, jetzt beizutreten, wenn alle anderen ja seit Primarschulalter dabei waren. Doch meine Freundin sah dies anders. Sie war begeistert von der Idee, mit mir im Blauring zu sein, sprach mit den obersten Leiterinnen und ein paar Whatsapps später war ich plötzlich ein vollwertiges Mitglied der Blauringgemeinschaft. Auch wenn sie mir gegenüber zugaben, dass es noch nie passiert war, dass jemand so spät noch beigetreten war, wurde ich mit offenen Armen empfangen, von Kindern und Leiterinnen. Ich fühle mich unglaublich glücklich, dass ich diese Entscheidung getroffen habe und hoffe, dass der Blauring in der Schweiz noch viele Jahre überleben wird.