Olympia? Sì, certo.

Olympische Spiele sind keine Überraschungseier. Man weiss, was kommt, wann es kommt – und was dafür funktionieren muss. Schliesslich wurden bereits 24 Winterspiele und 33 Sommerspiele ausgetragen (die Antike ausgeklammert). In der Theorie ist also vieles bekannt. In der Praxis allerdings hängt erstaunlich viel vom Gastgeberland ab. Ende November war ich in Livigno, wo im Februar unsere Wettkämpfe stattfinden werden. Hintergrundwissen habe ich kaum, aber ich sah unzählige Baustellen, Hotels, die noch nicht fertiggestellt sind (auch wenn sie anscheinend nicht zwingend auf diese angewiesen wären), Lastwagen im Dauerbetrieb und ein Hang, auf dem irgendwann die Cross-Strecke stehen wird. Sagen wir es so: Ich bin gespannt, ob bis dahin alles wie geplant bereit ist. Natürlich gelten am Ende für alle Athletinnen und Athleten die gleichen Verhältnisse. Noch kein Snowboard- oder Skicrosser ist die Strecke gefahren, abgesehen von ein paar wenigen Tests auf der Startgeraden. Wir werden ohnehin alles daransetzen, mit den gegebenen Bedingungen bestmöglich zurechtzukommen. Trotzdem kann ich den Vergleich zur WM im letzten März in St. Moritz schwer ignorieren. Dort konnten wir bereits drei Jahre vorher erste Trainings absolvieren. Danach fand die Schweizermeisterschaft auf dem Kurs statt, 2024 ein Weltcup - und schliesslich die Weltmeisterschaft. Was nicht funktionierte, wurde angepasst. Immer wieder. Optimierung durch Wiederholung, Sicherheit durch Erfahrung. In Livigno - und an anderen Orten, wie im Eishockeystadion in Mailand - scheint man einen anderen Weg zu gehen. Weniger testen, mehr vertrauen. Vertrauen darauf, dass es am Ende schon passen wird. Dass eine Olympiastrecke ihre endgültige Form im entscheidenden Moment findet. Dass Improvisation, Charme und Routine ausreichen, wenn es ernst wird. In der Schweiz hatte man Jahre, um Fehler zu erkennen und zu beheben. In Livigno bleibt dafür kaum Spielraum. Denn was man nicht getestet hat, kann man nicht mehr verbessern. Man kann es höchstens erklären. Und hoffen, dass es niemand bemerkt. Natürlich wird am Ende vieles funktionieren. Italien hat schon viele grosse Ereignisse erfolgreich durchgeführt. Aber der Spielraum ist klein. Während wir Athletinnen und Athleten jede Sekunde minutiös vorbereiten, scheint man organisatorisch darauf zu setzen, dass sich Perfektion notfalls auch kurzfristig einstellt. Bis dahin trainiere ich vollgas, bestreite zwei Weltcups in China und lasse mich vom italienischen «Tranquillo» nicht ablenken. Olympia kommt bestimmt. Ob dann alles bereit ist, wird man sehen. U när lifere, statt lafere ;-)

31.12.2025 :: Sina Siegenthaler