Der Herbst kommt. Auch wenn ich etwas wehmütig an die warmen Abende zurückdenke, an sonnige Ausflüge und leckere Früchte aus dem Garten; ich freue mich auf das raschelnde Laub bei Spaziergängen und dann auf einen heissen Tee bei Kerzenlicht, während draussen die Dunkelheit früh hereinbricht. Wir entdecken das Werden und Vergehen der Vegetation immer wieder neu als Wunder. Und so ist die Natur der Ort, an dem wir oft am meisten über Gottes Grösse staunen können, oder doch eine Idee davon bekommen, dass es eine höhere Macht sein muss, die hinter dem allem steht. Auch in meinem eigenen Leben erlebe ich so etwas wie Jahreszeiten. In der Rückschau erkenne ich blühende Phasen - gefüllt mit Ausgelassenheit und Gelingen, Phasen, in denen ich mir wünsche, es möge immer so weitergehen. Aber da sind auch solche, die ich am liebsten streichen würde - schwere Zeiten, ohne Perspektive auf Veränderung, Zeiten, die unendlich müde und das Herz schwer machen. Manchmal nicht direkt im eigenen Leben, sondern im Leben von Menschen, die wir gerne haben, die mir am Herzen liegen. Da wäre dann ein Trostversuch mit den Worten «es kommen auch wieder andere Zeiten» viel zu kurz gegriffen - das wissen wir aus unserer eigenen Erfahrung. Aber was sonst? Mir hilft ein Vers aus der Bibel, an dem ich mich oft in dunklen Zeiten festgehalten habe. Gott spricht ihn hinein in schwere Momente des Volkes Israel, gegen den Augenschein des damaligen Erlebens: «Denn ich weiss wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung» (Jeremia 29,11). Als Christen, als Menschen, die in den Bund Gottes mit dem Volk Israel hineingenommen worden sind, dürfen sie für uns in Anspruch nehmen. Nein, dann ist nicht alles sofort «wieder gut» - aber es scheint ein Hoffnungslicht in das Schwere hinein.