Tolle Stimmen, grosser Genuss

Eggiwil: Ein Vokalquartett um Simon Haldemann begeisterte mit geistlichen Werken von Palestrina, Schütz und Jenkins. Die Vier wussten mit ihrem Programm zu begeistern.

Um es vorwegzunehmen: Simon Haldemann, der in Eggiwil aufgewachsen ist, hat den Auftritt in seinem Heimatdorf mit Bravour bestanden. Der Emmentaler verfügt nicht nur über eine schöne Baritonstimme, sondern besitzt auch ein gewinnendes Auftreten. Zusammen mit drei Gesangssolisten, die er von seinem Studium an der Hochschule Luzern kennt, bestritt er ein überraschendes Programm. In der ersten Hälfte des Konzerts standen sich zwei Komponisten der Alten Musik gegenüber: Heinrich Schütz (1585?–?1672), ein protestantischer deutscher Kirchenmusiker, und Palestrina Giovanni Perluigi da Palestrina (1525?–?1594), ein italienischer Komponist der Gegenreformation. Von Schütz erklangen sechs Gesänge aus den Cantiones Sacrae, von Palestrina die Vertonung des Psalms «Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser». Das Vokalquartett arbeitete die Unterschiede deutlich heraus: Hier die erregte, auf das Wort bezogene Musik von Schütz, der die vier Stimmen selbstständig führt, dort die harmonische Formgebung von Palestrina, der die vier Stimmen zu einer Einheit verschmelzen lässt (Palestrina-Stil). Der zweite Teil des Konzerts war der zeitgenössischen Kirchenmusik gewidmet und stellte Karl Jenkins (1944), einen walisischen Kirchenmusiker, vor. Als Auflockerung zu den ernsten Gesängen sangen die vier Sängerinnen und Sänger ein franzö­sisches Chanson aus der Renaissance mit dem Titel «Il est bel et bon» und als Zugabe ein lustiges Potpourri.


iPad und Textheft

Das Vokalquartett las die Noten von einem iPad ab, das alle in der Hand hielten. Dank eines lateinischen und deutschen Texthefts, das zu Beginn des Konzerts abgeben wurde, konnte das Publikum verfolgen, was gesungen wurde. Sicher und souverän sangen die vier Solisten die anspruchsvollen Partien. Man staunte über die gute Intonation der vier ausgebildeten Stimmen. Im a-cappella-Gesang kam das Timbre jeder Stimme zur Geltung: zuoberst der höhensichere Sopran von Adina Bähler, Simon Haldemanns warmer Bariton zuunterst und in der Mitte mit ihren wohlklingenden Stimmen die Mezzosopranistin Olivia Mariscotti und der Tenor Timothy Löw.

28.03.2024 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)