Gülle verteilen: anders als die anderen

Gülle verteilen: anders als die anderen
Joel Mai vor einem Schleppschlauchverteiler, welche die Firma in Dürrenroth herstellt. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Dürrenroth: Ab diesem Jahr muss Gülle auf ebenen Flächen zwingend per Schleppschlauch ausgetragen werden. Die Firma Mai Maschinen AG geht einen anderen Weg als die Konkurrenz.

Auf der Rampe stehen sie in Reih und Glied: Schleppschlauchverteiler der Firma Mai Maschinen AG, die seit einigen Monaten auch in Dürrenroth tätig ist (siehe Kasten). «Die sind alle bestellt», erklärt Joel Mai. Drinnen in der Werkstatt entstehen die nächsten Geräte. «Wir haben noch etliche Bestellungen.» Hauptgrund für die hohe Nachfrage nach so genannten Schleppschlauch-Gülleverteilern ist das Obligatorium, das in der Schweiz von diesem Jahr an gilt. Bauern müssen bei Flächen bis zu einer Steilheit von 18 Prozent ein «emissionsminderndes Ausbringverfahren» anwenden, meist kommt hier ein Schleppschlauchverteiler zur Anwendung. Weil die Gülle direkt auf den Boden gelangt, entweicht weniger Ammoniak in die Umwelt, was diese schont.


So funktionierts

«Wir sind ein bisschen Exoten», meint Joel Mai angesprochen auf den Verteiler. Er sieht nämlich ganz anders aus als jene fast aller anderen Anbieter. Die Gülle gelangt nicht in einen Verteilkopf und von da durch viele kleine Schläuche, die an einem Gestänge befestigt sind, auf den Boden. Beim Mai-Gülleverteiler fliesst die Jauche durch zwei Rohre, an deren Ende sich je zwei Schläuche befinden. Verteilt wird die Gülle dann, indem sich die beiden Arme gegen aussen und innen bewegen. Wie kamen sie auf dieses System? «Angefangen mit der Entwicklung hat mein Vater», berichtet Joel Mai. Sein Vater habe auf Wunsch von Bergbauern begonnen zu tüfteln. «Es gab kaum einen Verteiler für kleine Traktoren und steileres Gelände.» Als Grundlage habe ein Kugelverteiler gedient, bei dem die Gülle wie bei einem Feuerwehrschlauch durch die Luft auf das Feld gespritzt wird. Statt der Düse hat Walter Mai ein längeres Rohr montiert, an dessen Ende ein Schlauch befestigt war. Der erste Prototyp war geboren. Wegen der Gewichtsverteilung sei dann rasch die Idee mit den zwei Armen entstanden. Joel Mai gibt zu, dass er zu Beginn skeptisch gewesen sei, ob es sinnvoll sei, die Entwicklung weiterzutreiben. Die ersten Geräte hätten diverse Kinderkrankheiten gehabt. Auch sei die Skepsis der Bauern sehr gross gewesen, wohl wegen des ganz anderen Konzepts. «Wir haben an den Messen jeweils viele Gespräche geführt, aber kaum Geräte verkauft», erinnert er sich.


Optimieren oder aufhören

«Entweder optimieren wir den Verteiler noch einmal oder hören mit diesem Produkt auf», habe er 2017 gesagt, als er in der Firma seines Vaters eingestiegen sei. «Heute kann ich voll und ganz hinter diesem Produkt stehen», zieht Joel Mai Bilanz. Abnehmer sind vor allem Landwirte im Hügelgebiet, die einen leichten und verhältnismässig günstigen Schleppschlauchverteiler suchen. Das Obligatorium beschert Mai zwar viele Aufträge, bringt aber auch Nachteile mit sich: «Die Bauern, die nun noch einen Verteiler bestellten, wollen diesen eigentlich nicht – aber sie müssen. Von Gesetzes wegen. Das ist oft nicht einfach.» Er hält weiter fest, dass die meisten Bauern, die er kenne, die Gülle auch mit der alten Technik sorgfältig und sinnvoll ausgebracht hätten.


Pflicht kommt auch in der EU

Die Schweiz steht mit ihrem Schleppschlauch-Obligatorium nicht alleine da. Die EU hat eine ähnliche Regelung erlassen, wobei die Umsetzung den Ländern überlassen wird. «In Deutschland kommt die Pflicht 2025, Österreich dagegen hat dies noch nicht geregelt», weiss Joel Mai. Nach Deutschland konnte die Firma nur wenige Geräte liefern. Dies, weil die maximale Verteilbreite von 7,50  Meter für die dortigen Betriebe oft zu klein sei. Mehr Potenzial verspricht sich Joel Mai in Österreich oder Südtirol, wo ähnliche Betriebe wie in der Schweiz existierten. «Unser Verteiler eignet sich besonders für Grünlandbetriebe», hält Joel Mai fest. Wenn die Gülle in Ackerkulturen sehr gleichmässig verteilt werden müsse, habe das System wegen der hin und her schwenkenden Arme Nachteile.


Die anderen Standbeine pflegen

Zu einem Nachteil für die Mai Maschinen AG könnte auch die Hausse um die Schleppschlauchverteiler werden. «In zwei, drei Jahren ist der Run vorbei», ist sich Joel Mai bewusst. «Es macht keinen Sinn, nun eine riesige Abteilung aufzubauen und diese dann wieder abbauen zu müssen.» Die Firma Mai pflegt auch die anderen Standbeine, welche sich auch um Gülle drehen: Rührwerke für Jauchegruben, Kugelverteiler oder die Reparatur von Güllepumpen. «Wir können auch oft Komponenten für Biogasanlagen entwickeln und produzieren», sagt Joel Mai. «Das ist auch ein zukunftsträchtiges Geschäft.»

Neue Generation und neuer Produktionsstandort

Joel Mai hat die Firma seines Vaters Walter Mai übernommen und wird den Sitz der Mai Maschinen AG von Huttwil nach Dürrenroth verlegen. In der ehemaligen Landi an der Bahnhofstrasse 9 fand die Firma eine ideale Produktionsstätte. Das Unternehmen, das zwölf Personen beschäftigt, hat bereits verschiedene bauliche Anpassungen vorgenommen. «Ein Vorteil ist, dass nun alle Eigenprodukte im selben Raum montiert werden können», sagt der Geschäftsführer. In den nächsten Wochen wird noch das Dach des Hauptgebäudes erneuert und mit einer Photovoltaikanlage versehen, blickt der 32-jährige Joel Mai voraus. Persönlich hat er zunächst Lehren als Poly- und Baumaschinenmecha-niker absolviert. Später bildete er sich zum Technischen Kaufmann weiter und absolvierte ein Studium als Betriebswirtschafter HF.

18.01.2024 :: Bruno Zürcher (zue)