Nach einem nicht so einfachen Start ist der Betrieb ruhiger geworden

Nach einem nicht so einfachen Start ist der Betrieb ruhiger geworden
Das einstige Restaurant des Forum dient seit gut 15 Monaten als Aufenthaltsraum der Asylunterkunft. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Sumiswald/Grosshöchstetten: Die Bevölkerung von Grosshöchstetten ist am Dienstag über das geplante Asylzentrum informiert worden. Welche Erfahrungen macht man in Sumiswald?

Die Kollektivunterkunft im Forum ist seit gut 15 Monaten in Betrieb. 141 Menschen leben laut der Betreiberfirma ORS derzeit dort, vorwiegend aus Afghanistan, der Türkei und Syrien. Platz bieten würde die Unterkunft theoretisch für 250 Menschen.

An der Infoveranstaltung in der voll besetzten Turnhalle im Forum im November 2022 war noch von bis zu 294 Bewohnenden die Rede – eine hohe Zahl, die für viel Kritik sorgte. Auch andere Bedenken waren zu hören. 


«Es gibt weniger zu besprechen»

Welches Fazit zieht Gemeindepräsident Martin Friedli? «Anfänglich war es nicht so einfach.» Die Betreiberfirma sei etwas wenig auf die Bedenken der Anwohnerschaft eingegangen. «Ich erhielt zig E-Mails und Anrufe aus der Bevölkerung», blickt Friedli zurück. Mittlerweile sei die Zusammenarbeit gut und der Betrieb verlaufe ruhiger. Dies habe sich auch kürzlich am runden Tisch gezeigt, der dreimal pro Jahr stattfindet. Am Tisch sitzen Vertreter von Kanton, ORS, Polizei, Forum Sumiswald AG, Vereinen, Anwohnern und der Gemeinde. «Es gibt weniger zu besprechen, als an den ersten Treffen», sagt Friedli. Aktuell habe man beschlossen, um die Unterkunft weitere Abfalleimer aufzustellen. «Es sind oft kleine Dinge, die für Ärger sorgen», fügt der Gemeindepräsident an. Dass man den Abfall in einen «Ghüder gheit» und nicht auf den Boden, sei so etwas. «Das muss man diesen Leute erklären, auch dass man für den Bus bezahlen muss, das Einkaufswägeli von Coop oder Voi nicht nach Hause nimmt oder dass es in der Schweiz Verkehrsregeln gibt, auch für Velofahrer. Solche Sachen eben.» Erschwerend komme hinzu, dass es in der Unterkunft häufig zu Wechseln komme, fügt Friedli an. Die neuen Bewohner müssten dann wiederum mit den hiesigen Gepflogenheiten bekannt gemacht werden.


Konflikte vor Ort lösen

Spannungen im Zusammenleben können in der Unterkunft nicht gänzlich ausgeschlossen werden, schreibt die ORS. Die Menschen haben unterschiedlichste Herkünfte und müssten sich erst mit den neuen Gegebenheiten in der Schweiz und in der Kollektivunterkunft zurechtfinden. Die Konflikte könnten meistens durch das 15-köpfige Betreuungspersonal vor Ort gelöst werden. «Konflikte, die den Einsatz der Polizei erforderlich gemacht haben, waren die Ausnahme», schreibt die ORS weiter.

Weil die Menschen meist nur wenige Monate in Sumiswald weilten, seien erst wenige Kinder in den Regelklassen integriert worden, sagt Martin Friedli. Der Grossteil der schulpflichtigen Kinder wird in den beiden Integrationsklassen unterrichtet, wo sie die deutsche Sprache erlernen. Die Lehrkräfte für die beiden Klassen seien rasch gefunden worden, berichtet der Gemeindepräsident.

Die Nutzung des Forum als Asylunterkunft ist auf drei Jahre befristet. «In den kommenden Wochen finden Workshops zur Zukunft des Forum Sumiswald statt», blickt Friedli voraus.

Grosshöchstetten: «Schaue dem mit Respekt entgegen»

Sie sei nicht blauäugig, sondern habe braune Augen. Das sagte Gemeindepräsidentin Christine Hofer im Hinblick auf das Asylzentrum, das per Neujahr im Neuhuspark in Grosshöchstetten eröffnet wird. «Aber ich schaue dem mit Respekt entgegen.»

Am Ende des Informationsanlasses erntete Hofer Applaus.

Aus der Bevölkerung wurden in der voll besetzten Aula erwartungsgemäss auch viele Sicherheitsbedenken
geäussert. Der Bezirkschef der Kapo meinte aber, dass man bei anderen Asylunterkünften kein Anstieg der Kriminalität festgestellt habe.


Diskussion um Dauer und Anzahl

Die Gemeinde hat das Asylzentrum nicht initiiert; Vermieterin der Räume ist die Ruba Immo AG, in deren Besitz sich der Neuhuspark (das ein-stige Spital) befindet. Von der Firma trat niemand auf. Auch war nicht zu erfahren, zu welchem Preis der Kanton die Räume in den nächsten zehn Jahren mietet. Die zehn Jahre sorgten für Kritik, schliesslich stand auf dem Flugblatt, das vor einigen Wochen allen Haushalten der Gemeinde zugestellt worden war, dass der Gemeinderat mit vier bis fünf Jahren rechne. Der Kanton kam der Gemeinde bei der Anzahl Plätze entgegen: Maximal 150 Personen – Platz hätte es für das Doppelte. Christian Holdener, Co-Bereichsleiter Asyl und Flüchtlinge des Kantons, betonte, dass in Grosshöchstetten keine abgewiesenen Asylsuchende einquartiert würden.

Schulpflichtige Kinder würden in ein bis zwei separaten Klassen unterrichtet, wo sie die deutsche Sprache erlernen werden, sagte Annette Brunner Bükim, von der kantonalen Bildungs- und Kulturdirektion. Erfahrungsgemäss würden nur wenige in die Regelklassen integriert. Angesprochen auf den nötigen Schulraum meinte die Gemeindepräsidentin: «Wir werden etwas zusammenrücken und schauen, wie sich die Situation entwickelt.»

23.05.2024 :: Bruno Zürcher (zue)