Die Rüfenachts luden zum letzten Tanz in den «Bären»

Die Rüfenachts luden zum letzten Tanz in den «Bären»
Barbara und Hans Rüfenacht durften zu ihren zahlreichen Tanzabenden im «Bären» jeweils viele Gäste begrüssen. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Walkringen: Vorbei ist es mit den traditionellen und geschätzten Tanzabenden im «Bären». Die Gastgeber Hans und Barbara Rüfenacht ziehen sich ins Privatleben zurück.

Kälte und Nebel umhüllen den malerischen Gasthof im Dorfzentrum an diesem Samstagabend, aber von drinnen locken fröhliche Klänge. Auf dem Parkplatz ist kein Feld mehr frei, und aus allen Richtungen strömen noch mehr dick eingehüllten Gestalten herbei. Das hat seinen Grund: Heute Abend ist zum letzten Mal Tanz im «Bären», ein Anlass, den Tanzfreudige von nah und fern zu schätzen wussten.


Schwofen wie einst im Mai

«Nashville isch grad zwüsche Züri u Bärn» singen die drei Soltiboys, denn sie haben die Countrymusik «einfach gärn». Im grossen «Bären»-Saal drehen sich die Paare im Tanz, auf der Bühne, dem Platz davor, und in den Gängen zwischen den langen Tischen. Das Lokal ist in schummriges Licht getaucht, Discokugeln lassen farbige Lichtreflexe über Diele, Wände und Menschen tanzen. Es herrscht eine romantische Stimmung. Hier braucht man kein Turniertänzer zu sein, ein paar Schritte Jive, Foxtrott oder Chachacha genügen, um die Freude an der Bewegung zur Musik auszudrücken. Die Damen haben sich schön gemacht, tragen Röcke und Schmuck und Absatzschuhe, die Herren sind sportlich-elegant. Es ist wie in alten Zeiten, und entsprechend ist das Alter der Gäste von 50 an aufwärts. Wenn die Musik eine Pause einlegt, eilen die Helferinnen mit vollen Tellern herein, es duftet verlockend. Nun gönnt man sich etwas Feines, denn Tanzen macht hungrig. Entsprechend herrscht in der Küche Hochbetrieb.

Einen Augenblick Zeit nimmt sich das Wirtepaar dann doch, um der Besucherin zu erklären, warum sie einen gut gehenden Betrieb aufgeben wollen. «Die Tanzabende waren jeweils ein Hit, so voll war das Haus leider nicht immer», erklärt Hans Rüfe-nacht. Er habe einen 100-Prozent-Job auf dem Bau und sei nur im Nebenamt Wirt. Die Frau, Barbara Rüfenacht, sagt, als Wirtin habe sie ihren Traumberuf ausgeübt. Doch er sei auch sehr kräftezehrend gewesen. Ihre Gesundheit sei angeschlagen und das Privatleben sei zu kurz gekommen. Letzteres wollen die beiden nun ändern.


Gewohnheiten änderten sich

Seit die Rüfenachts 2006 den «Bären» erworben haben, hätten sich die Gewohnheiten der Leute verändert. Man feiere heute weniger die grossen Familienanlässe wie Verlobung, Hochzeit, Taufe, Konfirmation oder Beerdigung im Gasthof. Der Catering-Service und die zahlreichen Bauernhofbeizli seien aufgekommen. Die Vereine benutzten immer wie mehr ihr eigenes Klublokal. Auch der Feierabend-Stammtisch sei nicht mehr so stark gefragt. Zudem sei der schöne alte Bau renovationsbedürftig, und in ihrem Alter wollten sie nicht mehr grosse Investitionen riskieren. Also beschlossen sie, da die Kinder erwachsen und ausgezogen sind, zusammen ein neues Leben zu beginnen.

Noch bis zum Jahresende sind die Rüfenachts da, wollen mit Freunden und Bekannten von nah und fern Silvester feiern. Dann ziehen sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge von dannen. Sie hätten eine schöne Zeit erlebt in Walkringen – zusammen mit ihren Gästen und insbesondere den Stammgästen, stimmen sie überein, doch die sei jetzt halt vorbei.

Das Restaurant soll bestehen bleiben

Die Rüfenachts haben den «Bären» im Januar 2021 verkauft. Neue Besitzerin ist die Bauteam GU GmbH mit Sitz in Arni. Wie Jürg und Brigitte Riesen, Inhaber dieser Firma, auf Anfrage mitteilen, sei ihr Ziel, das Restaurant zu erhalten. Sie suchen deshalb auf Mai 2023 eine Pächterin oder einen Pächter.

Es sind auch bauliche Änderungen geplant, noch seien sie aber nicht im Besitz einer Baubewilligung, deshalb können sie noch nicht im Detail informieren. Sicher sei bereits, dass der Saal künftig nicht mehr zur Verfügung stehen werde, so Jürg Riesen. Der Grund: «Der Saal müsste dringend saniert werden, und dies wäre viel zu aufwändig.» Wenn alles nach den Plänen der neuen Besitzer läuft, werden auf dem «Bären»-Areal Wohnungen entstehen und es soll auch Raum für Gewerbe geschaffen werden.

17.11.2022 :: Gertrud Lehmann (glh)