«Dank Zusammenarbeit hat sich der Aufwand mindestens halbiert»

«Dank Zusammenarbeit hat sich der Aufwand mindestens halbiert»
Um den Aufwand zu verkleinern, probieren Jodlerklubs, bereits aufgestellte Zelte mitzubenutzen. / Bild: Jürg Kühni (JKB)
Emmental: Nächstes Jahr fällt das Oberemmentalische Jodlertreffen aus, weil kein Klub die Organisation übernehmen will. Heuer arbeiten die Jodler mit den Hornussern zusammen.

Seit einem halben Jahrhundert organisieren die Jodlerklubs im Oberemmental Jahr für Jahr ein Jodlertreffen. Ausgefallen ist es bislang nur zweimal, sozusagen wegen höherer Gewalt: 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie. Auch nächstes Jahr findet kein Treffen statt, diesmal mangels Organisator – das ist ein Novum. 

Die Diskussion, ob der Anlass weiterhin jährlich durchgeführt werden soll, sei schon seit einiger Zeit am Laufen, sagt Daniel Liechti. Er ist OK-Präsident des diesjährigen Oberemmentalischen Jodlertreffens, das der Jodlerklub Obergoldbach in Rüderswil durchführt. Liechti hat bereits Erfahrung, schon 2003 hatte er diese Funktion inne. «Der Aufwand ist sehr gross», sagt er. Weil das Oberemmental 25 Jodlerklubs mit knapp 600 Aktiven aufweise, seien bestehende Räume in Mehrzweckhallen oder Kirchen zu klein. «Es braucht ein Festzelt mit 2000 Plätzen», erklärt Daniel Liechti.

 

Zwei Jahre vorher beginnen

Das Aufbauen der Infrastruktur nimmt rund eine Woche in Anspruch, wobei man auch Fachleute beiziehen muss. Das Festzelt sei das Aufwändigste, aber es kämen noch viele weitere Dinge dazu, erklärt der OK-Präsident. Für die Parkplätze würden oft Wiesen genutzt. Dazu seien frühzeitig Absprachen mit den Landwirten nötig, etwa wegen der Fruchtfolgeflächen. Sanitäre Anlagen und Festbänke müssten gestellt, Stromkabel gezogen werden. Aber auch im Vorfeld gibt es viele Aufgaben zu erledigen: «Es braucht Konzepte für die Sicherheit, den Verkehr, die Hygiene, die Entsorgung», zählt Daniel Liechti auf. Ein OK müsste zwei Jahre vor dem Anlass die Arbeit aufnehmen, um alles bewältigen zu können, so seine Erfahrung.  

Nebst dem ganzen Aufwand dürften auch finanzielle Überlegungen Klubs daran hindern, ein Jodlertreffen zu organisieren. «Mit etwas Glück verdient man ein paar Franken. Wenn man Pech hat – etwa bei schlechtem Wetter – zahlt man drauf», führt Daniel Liechti aus. Kaum ein Problem sei es dagegen, genügend Helferinnen und Helfer zu finden. Für die Klubmitglieder sei die Mitarbeit Pflicht, zudem würden oft auch Familienangehörige und Dorfvereine mit anpacken. 


Festzelt der Hornusser nutzen

Der Jodlerklub Obergoldbach hat für das diesjährige Jodlertreffen eine Lösung gefunden, wie der Aufwand deutlich reduziert werden kann. «Wir arbeiten eng mit dem OK der Hornusserfeste in Rüderswil zusammen», sagt Liechti. Diese finden ab dem 19. August an drei Wochenenden statt. «Weil die Hornusser am 2. und 3. September das Festzelt am Abend nicht brauchen, können wir es dann nutzen.» Auch für die Festwirtschaft seien die Hornusser zuständig. Der Jodlerklub leiste dafür an allen drei Wochenenden Helfereinsätze. Die Zusammenarbeit vereinfache die Organisation gewaltig, betont der OK-Präsident. «Verglichen mit 2003 als wir alles selber machten, hat sich der Aufwand mindestens halbiert.» 

Sie seien nicht der erste Klub, der eine solche Kooperation eingehe. Man habe dies auch schon mit Schwingfesten gemacht. Für Daniel Liechti ist dies ein Zukunftsmodell. Nebst einem passenden Partner brauche es aber auch die Bereitschaft, sich anzupassen. Die Jodlertreffen finden traditionell Anfang September statt, das Emmentalische Schwingfest dagegen bereits im Mai. Und statt am Sonntag wird am Freitag- oder Samstagabend gejodelt. «Manche bedauern das. Sie finden, das Jodlertreffen verliere so seinen Charakter als Familienfest», weiss Liechti. «Das mag sein, aber lieber ein solches Treffen als gar keins.»

«Das kantonale Jodlerfest darf nicht ausfallen»

Stephan Haldemann aus Signau ist Präsident des Bernisch-Kantonalen Jodlerverbandes und dirigiert den Jodlerklub Alpenrösli in Münsingen. «Auch bei uns im ehemaligen Amt Konolfingen ist es zuweilen schwierig, einen Organisator für das Amtsjodlertreffen zu finden.» Bis jetzt sei es aber noch alle Jahre gelungen. Mehrfach habe man sich bei anderen Anlässen, vor allem Schwingfesten, angeschlossen. Dieses Konzept habe sich bewährt.

Auch für das kantonale Jodlerfest hätten sie bislang immer einen Organisator gefunden. Weil sich die Klubs dort fürs Eidgenössische qualifizieren könnten, sei es keine Option, dieses ausfallen zu lassen. Im Jahr 2024 findet es in Langnau statt. Das Kantonale Jodlerfest ist um einiges grösser als das Oberemmentalische. «Es kommen jeweils rund 3000 Aktive und 30´000 bis 40´000 Besucherinnen und Besuchern», sagt Stephan Haldemann. Vier Gesangslokale sowie Festplätze für die Fahnenschwinger und Alphornbläser müssten bereitgestellt werden. Mehrere Klubs würden zusammen die Trägerschaft bilden und fürs OK externe Personen beiziehen. «Für gewisse Bereiche wie etwa das Bauen braucht es Fachwissen», so Haldemann. Auch aus dem Vorstand des Kantonalverbandes nähmen zwei Personen Einsitz. 

04.08.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)