Geometer-Büros finden Vergaben von Gemeinden schlicht vermessen

Emmental: Viele Gemeinden müssen neue Nachführungsgeometer bestimmen. Zwei Firmen buhlen um die Aufträge. Eine ist Hans Grunders Ex-Firma, bei der anderen arbeitet er heute mit.

Angefangen hat die Geschichte ganz unspektakulär: Der bisherige Nachführungsgeometer, Martin Baumeler, hat die Grunder Ingenieure AG im vergangenen Jahr verlassen. Das kantonale Amt für Geoinformation hat daraufhin die gut 30 betroffenen Gemeinden aufgefordert, einen neuen Nachführungsgeometer zu bestimmen. Grob zusammengefasst betreute Baumeler die Gemeinden in den einstigen Ämtern Signau und Trachselwald sowie Teilen des ehemaligen Amts Burgdorf.

So hat etwa die Gemeinde Rüegsau im Dezember mitgeteilt, dass ab 2022 die BSB + Partner AG mit Urs Schor und als dessen Stellvertreter Hans Grunder als Nachführungsgeometer amten werden. Nach der Ausschreibung seien bei der Gemeinde Rüegsau vier Bewerbungen eingegangen, sagt Gemeindeschreiber Bernhard Liechti. Der Zuschlag sei gemäss einem Punktierungssystem erteilt worden. «Weil dagegen keine Beschwerde eingereicht wurde, ist die Vergabe rechtskräftig.»

Andernorts noch nicht rechtskräftig 

Bei einigen Gemeinden ist das Rennen um das Mandat des Nachführungsgeometers indes noch offen. Beispielsweise ist auf der Webseite der Gemeinde Sumiswald nach wie vor Martin Baumeler von der Grunder Ingenieure AG aufgeführt, obwohl dieser, wie erwähnt, das Unternehmen Ende Juli 2021 verlassen hat. Wie in Rüegsau gingen auch in Sumiswald vier Bewerbungen ein und man hat sich nach Prüfung der vorgegebenen Kriterien für die BSB + Partner AG entschieden, wie Verwaltungsleiter Martin Affolter bestätigt. «Weil gegen den Zuschlag eine Beschwerde eingereicht wurde, ist der Entscheid noch nicht rechtskräftig und daher stehen auf der Webseite noch die bisherigen Angaben.» 

Ein Dutzend Beschwerden 

Das Regierungsstatthalteramt Emmental bestätigt, dass die Firmen total zwölf Beschwerden eingereicht hätten. Diese seien noch nicht behandelt. Bei einer Ablehnung könnten die Beschwerdeführer an das Verwaltungsgericht des Kantons Bern gelangen. 

Was kritisiert die Grunder Ingenieure AG? Simon Bär, Mitglied der Geschäftsleitung, möchte sich hierzu nicht öffentlich äussern und wartet die Beurteilung des Regierungsstatthalteramts ab. Bär fügt an, dass auch die BSB + Partner AG ihrerseits mehrere Beschwerden eingereicht habe.  

«Ja, aber nur in zwei Fällen, nicht bei allen», bestätigt Hans Grunder, der einstige Besitzer der Grunder Ingenieure AG, der jetzt Teilzeit für die BSB + Partner AG tätig ist (siehe Kasten). Inhaltlich möchte auch er sich zum laufenden Verfahren nicht äussern.  

Solange der Rechtsstreit nicht beigelegt ist, bleibt der bisherige Nachführungsgeometer im Amt, also in den meisten Gemeinden die Grunder Ingenieure AG.