Allerlei in der alten Ziegelei

Allerlei in der alten Ziegelei
Im «Ess- und Wohnbereich» der Brockenstube. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Sumiswald: In der ehemaligen Ziegelei beim Schloss Sumiswald fand letzten Samstag wieder ein Märit statt. Zugänglich waren auch Fleusis Brockenstube, seine Oldtimer- und Zweiradsammlung sowie der Teilemarkt.

Florian Rau – alle nennen ihn Fleusi – entlädt hinter der alten Ziegelhütte in Sumiswald gerade einen Kleintransporter. Zurück von einer Wohnungsräumung, sortiert er Liebhaberstücke für seine Brockenstube aus. Rau hat die denkmalgeschützte Ziegelhütte unterhalb des Schlosses Sumiswald (siehe Kasten) Anfang 2019 erworben. Seither habe er sehr viel Zeit und Herzblut investiert, um den mächtigen Holzbau neu zu nutzen und für Interessierte zugänglich zu machen, erzählt er.

Wir starten unseren Rundgang im Erdgeschoss und gelangen durch einen kleinen Einstieg in die verwinkelten Gänge des sogenannten Zick-Zack-Ofens. Hier drinnen, es ist stockfinster, seien seinerzeit die getrockneten Ziegel bei einer Temperatur von bis zu 1000 Grad gebrannt worden. Im Licht der Taschenlampe sind an der Decke die Öffnungen für die Kohlezufuhr gut zu erkennen.


Ein weiterer Themenweg ist geplant

Wir steigen hoch in den ersten Stock, wo der Ofen von oben gut einsehbar ist. Typisch für den Zick-Zack-Ofen ist die Aufteilung der verschiedenen Einfüllstutzen, über welche der Ofen quasi im Zickzack eingefeuert werden konnte. Auch alte Gerätschaften wie Kohlebehälter oder Handkarren für den Transport der Ziegel stehen noch da. In der Gemeinde, so erzählt Florian Rau, gebe es bereits vereinzelte Themenwege. Diesen wolle er einen weiteren hinzufügen, der vom Forum Sumiswald über die Ziegelei zum Schloss führe und unter anderem auch einen Blick in den Ofen ermögliche.

Neben dem Ofen stehen alte Gerät-schaften der ganz anderen Art. Da reihen sich gut zwanzig Oldtimer, darunter zahlreiche Golf II, sauber geputzt und gestrählt aneinander. Der Handel mit alten Töfflis habe ihm ermöglicht, diese Oldtimersammlung aufzubauen. Die Autos könnten teils gekauft, teils einfach auch nur bestaunt werden, berichtet «Fleusi». Alte Vier- und Zweiräder seien schon immer seine grosse Leidenschaft gewesen. «Und als Autofan später dann wieder in das erste Auto zu sitzen, weckt wahre Frühlingsgefühle», schwärmt er.


Alles, was das Sammlerherz begehrt

Angekommen im zweiten Stock, einer Brockenstube auf rund 450 Quadratmetern Fläche, wird man beinahe erschlagen ob der Fülle alter Gegenstände. Von der Holzstumpenkiste über alte Fernsehgeräte bis zum nobel gedeckten Esstisch erfreut Unzähliges das Sammlerherz. Neben Umzügen, erklärt Florian Rau, räume er auch Wohnungen und Liegenschaften und stosse dabei immer wieder auf Trouvaillen, die Aufnahme in die Brockenstube fänden. «Aber das themenorientierte Einrichten», gesteht er, «hat mich anfänglich schon völlig überfordert.»

Zuletzt gelangen wir im dritten Stock an, der vollgestellt ist mit Dutzenden alter Zweiräder – vom Briefträgertöffli bis zum Zweigänger mit Sachsmotor fehlt fast kein Modell. Jedes habe seine eigene Geschichte, erzählt Florian Rau. Nebenan kann auch noch an einem Teilemarkt gehandelt werden. Da sei aber noch viel Knochenarbeit erforderlich, bis alles nach seiner Vorstellung präsentiert werden könne.


Der Ziegelei-Märit

Nach pandemiebedingter Pause fand der Ziegelei-Märit vergangenen Samstag nun wieder statt, wie immer von April bis Oktober am letzten Samstag im Monat. An knapp zehn Ständen – wegen der Ferienzeit sowie kurzer Vorbereitungszeit weniger als normalerweise – präsentierten die Ausstellerinnen draussen ihre Waren, während drinnen vor allem das immense Angebot der Brockenstube die Leute zum Verhandeln und Kaufen anregte.

Florian Rau war voll in seinem Element. Er schwärmte den Besucherinnen und Besuchern von den Oldtimern vor, erklärte die Herkunft eines Zweirads und verhandelte in der Brockenstube den Preis einer alten Schreibmaschine. «Wir haben uns zu 99 Prozent preislich noch immer gefunden», meint er.

Die Geschichte der Ziegelei mit ihrem Zick-Zack-Ofen

Die Ziegelei Sumiswald wurde 1829 in Betrieb genommen. Gebrannt wurden hauptsächlich Mauersteine, Dachziegelund Platten. Der Lehm wurde oberhalb des Doppelwalds abgebaut, ab 1911 dann in der neuen Lehmgrube in der Steinweid. DasMaterial wurde mit Ross und Wagen herangekarrt. Die 1933 errichtete Seilbahn, mit 900 Meter Luftlinie und 90 Meter Höhen-differenz, brachte eine starke Arbeitsentlastung und gleichzeitig eine grosse Produktionssteigerung.

Bereits vorher, 1921, bewies die Ziegelei ihren Innovationsgeist mit dem Einbau eines sogenannten Zick-Zack-Ofens mit
automatischer Schüranlage – die modernste Errungenschaft in der Ziegeltechnik.

Mit diesem für kleinere Produktionsanlagen optimierten Ofen – der Brennkanal hat eine Zick-Zack-Form – kann auf engem Raum gebrannt werden. Um im Konkurrenzkampf bestehen zu können, wären eine massive Erweiterung und kontinuierliche Modernisierung notwendig gewesen. Weil die Rahmenbedingungen einen Ausbau nicht möglich machten, wurde die Produktion 1968 eingestellt.

Während Gebäude und Ofen vollständig erhalten sind und auch besichtigt werden können, hat von der Seilbahn einzig der über die Strasse ragende Holzbau der «Talstation» die Zeit überlebt.

05.08.2021 :: Daniel Schweizer (sdl)