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Singen!

Ich kenne ein paar Leute, die verdienen ihr Geld mit Singen. Und werden von vielen dafür

bewundert. Aber das ist ein knochenharter Job. Sie müssen auch dann singen, wenn sie gerade nicht in Stimmung sind. Ich kenne auch solche, für die ist Singen ein Müssen. Und die drücken sich darum, wo sie nur können, und sagen allen als Entschuldigung: Ich kann das halt nicht. Aber wenn man sie dann im Hockeystadion sieht, singen sie hemmungslos mit. Man hält diese Gesänge ja auch am besten aus, wenn man mitmacht. Und damit feuert man gemeinsam die Mannschaft an. Andere singen, damit das Kind jetzt endlich einschläft, und noch andere, weil es gesund sein soll und der Körper dabei Glückshormone ausschüttet. Auch das Singen in der Kirche hat einen Zweck: Gott zu danken und ihn zu loben. Man singt gegen die Angst im Dunkeln, um sich zu trösten, man tut es, weil es dazu gehört an Weihnachten – oder man chantet, um auf eine höhere Bewusstseins-ebene zu gelangen. Oft singen wir zu einem bestimmten Zweck – und verfehlen ihn genau deswegen. Singen macht genau dann glücklich, wenn man nicht erwartet, damit glücklich zu werden. Ein Jutz aus Freude in den Bergen ohne Publikum wirkt besser als im Festzelt. Und am schönsten war das Singen früher beim Abwaschen, als es noch keinen Geschirrspüler gab. Oder unter der Dusche. Dort, wo man singt, ohne dass es einen Zweck hat, singt man wahrhaft. Und das ist auch das wahre Gotteslob, auch wenn der Text ein anderer ist. Wenn meine Seele singt, schwingt sie mit ihrem göttlichen Grund mit, verbindet sich mit ihm, ohne Plan, Ziel oder Zweck. Am besten singt, wer singt, nur um zu singen. So wie der am besten lebt, der lebt, nur um zu leben.

06.05.2021 :: Samuel Burger