«Die solidarischen Sponsoren und Abobesitzer retten die Tigers»

«Die solidarischen Sponsoren und Abobesitzer retten die Tigers»
Grosse Solidarität: während die Tigers auf dem Eis kämpfen, halten auch die Fans zu ihrem Klub. / Bild: Peter Eggimann (ped)
Langnau: Am Samstag werden die Tigers 75 Jahre alt. Peter Jakob, Verwaltungsratspräsident der SCL Tigers AG, hätte lieber gefeiert, statt sich um Darlehen und Schulden zu kümmern.

Peter Jakob, wie hätten Sie das 75-jährige Bestehen der SCL Tigers am liebsten gefeiert?

Wir hätten ein tolles Programm vorgesehen gehabt. Da wir jedoch müde sind von Anlässen mit Masken und Abstand, verschieben wir das Fest auf dann, wenn wir wieder richtig feiern können. 75 Jahre, das sind drei Generationen von Fans. Es gibt viele Familien, bei denen die Teenies mittlerweile mit ihren Eltern und Grosseltern nach Langnau kommen. Das wollen wir auf jeden Fall feiern. 


Seitens der Geschäftsstelle wird man nicht müde, die Riesensolidarität der Fans und Sponsoren zu unterstreichen. Wie empfinden Sie das?

Das Bekenntnis der Sponsoren und Fans ist überwältigend. Ich habe das Gefühl, dass die Bedeutung der Tigers in unserer Region so gross ist, wie selten zuvor. Ich habe so viel Aufmunterung erhalten, wie noch nie in den elf Jahren als Verwaltungsratspräsident. Die Abonnementsbesitzer und Sponsoren, die ihr Geld nicht zurückfordern, retten die SCL Tigers.


Können Sie diese grosse Solidarität beziffern?

Müssten wir alle nicht erfüllten Dienstleistungen zurückzahlen, hätten wir einen Verlust von etwa sieben bis acht Millionen Franken – und wären Konkurs. Da aber ein Grossteil der Abobesitzer und Sponsoren angegeben haben, dass sie auf ihr Geld verzichten, kommen wir diese Saison mit einem blauen Auge und sehr vertretbaren Schulden davon. Und weil wir letzte Saison keine Schulden hatten, sollte das tragbar sein.


Können Sie das genauer erklären?

Wie hoch unsere Schulden genau sein werden, wissen wir noch nicht. Einerseits, weil wir von den Abonnementsbesitzern ja keine rechtlich-bindende Aussage haben und andererseits, weil wir noch nicht genau wissen, in welcher Höhe die A-fonds-perdu-Beiträge der öffentlichen Hand ausfallen werden. Es ist auch noch nicht klar, wie viel das Covid-19-Darlehen betragen wird. 


Macht diese Saison sportlich überhaupt Sinn, wenn von Anfang an klar ist, dass es keinen Absteiger geben wird?

Für uns ist das ein Glücksfall und nimmt viel Druck weg. So konnten wir uns, natürlich auch wegen der fehlenden Mittel, auf die Jungen konzentrieren. Aber dazu brauchen wir auch einen geeigneten Coach, der dieses Modell mitträgt. 


Sie wurden für Ihre offene Kommunikation während der Krisenzeit gelobt. 

Ich kann mich nicht selber beurteilen. Von Vorteil war aber sicher, dass schon vor Corona das Image der Führung grundsätzlich positiv war und das Vertrauen in uns relativ hoch war. Das hat nicht nur mit mir zu tun, sondern mit der ganzen Organisation der SCL Tigers AG. Was die Kommunikation anbelangt, so darf man nicht vergessen, dass die SCL Tigers AG ein KMU mit umgerechnet 60 Vollzeitstellen ist. Dass es da in Krisenzeiten zu Verunsicherungen kommt, ist klar. Zu normalen Zeiten wird das auf der operativen Ebene gelöst, in Krisenzeiten lasse ich mich auch gerne zu Sitzungen und Gesprächen mit Staff und Spielern einladen. Das wurde positiv aufgenommen.


Nebst den aktuellen Herausforderungen planen Sie verschiedene Projekte. Was ist der Stand der Dinge? 

Beim Ärztezentrum bin ich immer noch bereit, zu investieren. Allerdings fehlt mir derzeit noch ein Partner, sprich ein Ärzteteam, das bereit ist die Praxisräume zu mieten. Bei dem Ärzteteam, das schon zugesagt hatte, hat die Corona-Pandemie das ganze Konzept durcheinandergebracht. Sie sind teilweise abgesprungen. 


Und das zweite Eisfeld?

Beim zweiten Eisfeld wollen wir bis im Sommer 2021 einen definitiven Entscheid haben, ob wir 2022 mit dem Bau beginnen oder das Projekt gestorben ist. Es geht jetzt immer noch um die Finanzierung. Nebst den Geldern, die wir von der Sportstättenförderung und dem Sportfonds bekommen, bleiben noch etwa 13 Millionen Franken. Ich suche weiter nach privaten Darlehen. So wie es aber derzeit aussieht, muss als Schuldner wohl oder übel indirekt wieder die Firma Jakob AG hinhalten. 

 

Und wie sieht Ihr weiteres Engagement bei den SCL Tigers aus?

Das hängt sehr stark mit dem zweiten Eisfeld zusammen. Kommt das nicht zustande, was bedauerlich wäre – aus sportlicher Sicht wie auch wegen der bereits getätigten Investitionen – dann fehlt mir der Kick. Ich würde das Feld räumen. Wenn wir es hingegen realisieren können, dann bleibe ich und möchte zu einem positiven Gelingen verhelfen.

28.01.2021 :: Olivia Portmann (opk)