Im Kerzenlicht

Anfang Dezember, ein Duft nach frisch gebackenen Plätzchen und Tee hing im Raum, da schaute ich auf meinen Terminkalender und stellte fest, ich darf die Kolumne für Heiligabend schreiben. Oh je, dachte ich, was soll ich da nur zu Papier bringen, ausgerechnet ich? Eine ganze Menge Geschichten habe ich mir zu Weihnachten ausgedacht. Da sind etwa Siene und Seppi, die das Christkind aus den Klauen der Frosthyäne befreien, oder die Geschichte von der Weihnachtskerze mit einer ganz besonderen Gabe. Und genau da findet sich der Zwiespalt. Ich bin gläubige Atheistin mit Konfessionszugehörigkeit ohne Bezug zur Kirche, die sich in schweren Momenten des Lebens wünscht, es gäbe jemanden, der das Schicksal in eine andere Richtung lenkt. Nicht gerade die beste Voraussetzung. Wie formuliere ich den Text? Die Lösung kam bei einer Tasse Tee. Ich schreibe von mir. Mit meinen Kindern sang ich ab dem 1. Dezember jeden Abend ein weihnachtliches Lied. Klassiker aus der Kirche sowie Lieder der Gruppe Rat Pack mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Junior. Die Kinder liebten den Besuch des Coca-Cola-Trucks in der Stadt, die Weihnachtsvideos davon und natürlich auch die damit verbundenen Werbesongs wie Holidays are coming, Wonderful Dreams oder Shake Up Christmas. Mein Favorit neuer Weihnachtslieder ist Driving Home for Christmas. Weihnachten ist Nachhausekommen, Geborgenheit, Familie. Egal, ob aus heidnischen Bräuchen entstanden, mit christlicher Tradition oder mit den nordischen Sagen über die Wichtel verbunden. Es ist und bleibt etwas ganz Besonderes. Der Dezember ist die Zeit, wo Kerzen und Kaminöfen die Kälte vertreiben, die Menschen singen oder Geschichten vorlesen. Wo die Nächte frostig sind und die Sterne heller leuchten als sonst. Besinnen auf das, was uns wichtig ist. Mit gutem Essen verwöhnen und von Herzen schenken, auch wenn die Vorbereitungen mit Stress verbunden sind. All das, gekoppelt mit eigenen Bräuchen machen die Adventszeit und das weihnachtliche Fest zu etwas Besonderem. Darum wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gesegnetes Fest mit all Ihren Traditionen. Das es für Sie in dieser herausfordernden Zeit möglich ist, mit der Familie im engsten Kreis beisammen zu sein. Ich halte es wie die Protagonistin meiner Geschichte von der Weihnachtskerze: Den Blick in die Flamme versenken und den Gedanken freien Lauf lassen. Dem hüpfenden und flackernden Schein beobachten und Wünsche formulieren. Hoffnung ins Licht schicken, damit sie sich erfüllt. 

24.12.2020 :: Martina Jud