Corona bringt neue Gäste aus der ganzen Schweiz ins Emmental

Corona bringt neue Gäste aus der ganzen Schweiz ins Emmental
Martin Kunz (links) und Lui Steiner haben ein Auge auf die Einhaltung der Covid-Schutzmassnahmen. / Bild: Walter Marti (mwl)
Langnau: Etliche Feriengäste besuchten das Emmental und den diesjährigen Juli-Langnau-Märit zum ersten Mal. Eindrücke und Erlebnisse beeindruckten diese sehr.

Nelly Cotti und ihre Tochter Severine aus dem Kanton Baselland verbringen fünf Ferientage im Emmental. «Die Fernsehsendung ‹mini Schwiiz – dini Schwiiz› vom vergangenen Mai aus Langnau hat uns beeindruckt. So haben wir uns entschieden, die Ferien in dieser Gegend zu verbringen und die Schauplätze vor Ort zu besichtigen», erklären die beiden ihre Anwesenheit vor dem Regionalmuseum Chüechlihus. Nach einem Rundgang durch den Markt geniessen sie nun die «Öpfuchüechli»: Sie seien von der lieblichen Landschaft, den prächtigen Gebäuden, den freundlichen Leuten und dem Jodlerklub, der in ihrem Hotel geprobt habe, begeistert. «Es ist ruhig im Emmental und es gibt viel zu entdecken», betonen die beiden. 

Emmental, statt Mittelmeer

Was bereits auf dem Parkplatz Kniematte die Autonummern aus verschiedenen Kantonen wie LU, BL, VS, ZG, GR, SG und AI vermuten liessen, hat sich am Markt bestätigt: Die Gäste sind zum Teil von weit her gekommen. Etliche haben das Emmental zum ersten Mal besucht.

Nicht per Auto, sondern per Rad sind die Familien dreier Schwestern aus Freienbach am Zürichsee sieben Tage unterwegs; zwei Mal nächtigen sie im Emmental. Eine Teilnehmerin erklärt: «Wir haben im Kemmeribodenbad übernachtet und sind nun über etliche Hügel mit fantastischem Ausblick und entlang von Flüssen in Langnau angekommen. Es herrschte kaum Verkehr und wir haben diese Etappe – auch wenn sie teilweise streng war – sehr genossen.»

Die vierköpfige Familie von Stefan Hug, Gemeindepräsident von Biberist, hat einen Tagesausflug ins Emmental gemacht und den Langnau- Märit besucht. Sie geniessen nun die «Öpfuchüechli» und lassen sich das Alter des grossen Dürsrütistammstückes vor dem Chüechlihus erklären.

Fast alle sind zufrieden

Die Marktfahrer sind glücklich, dass sie wieder einmal Gelegenheit haben, ihre Produkte anzubieten. Laut Markus Fankhauser, Marktchef, sind die 180 Standplätze praktisch alle belegt. Sechs Mitarbeitende der Gemeinde schauen, dass das Schutzkonzept eingehalten wird. So ermuntern zum Beispiel Martin Kunz und Lui Gerber Gesprächsgruppen in der Marktgasse, etwas zur Seite zu stehen, damit die Passanten den Sicherheitsabstand einhalten können. Standbetreiber seien schon am frühen Morgen aufgefordert worden, Blachen zwischen den Ständen aufzuhängen, um sich gegenseitig zu schützen. «Marktfahrer und Besucher nehmen unsere Tipps gut auf und halten die Abstandsregeln meistens ein», sagen die beiden übereinstimmend.

Zum Geschäftsgang gibt es mehrheitlich positive Meinungen. «Bei uns ist es überraschend gut gelaufen», bilanziert Kathrin Gerber von der Metzgerei am Viehmarkt. Weniger zu rühmen hat der im Rentenalter stehende Ruedi Kissling mit seinen Musik-CDs. Er stellt ernüchtert fest, dass er ein «Auslaufmodell» sei – nicht wegen Corona, sondern wegen den Grossverteilern und dem Internet. Fritz Schafroth aus Gysenstein verkauft Waldbienenhotels und ist zufrieden mit dem Geschäftsgang am Langnau-Märit. Auch das «Chüechliteam» ist vom Besucheraufkommen angenehm überrascht. «Unsere ‹Öpfuchüeli› wurden rege nachgefragt und sehr geschätzt», stellt Elisabeth Schenk erfreut fest.

23.07.2020 :: Walter Marti (mwl)