«Können nicht jedes Szenario planen»

«Können nicht jedes Szenario planen»
SCL Tigers: Morgen Freitag entscheidet die Liga, wie es mit der laufenden Meisterschaft in Zeiten von Corona weitergehen soll. Es gilt viele Faktoren zu berücksichtigen – auch für die Tigers.

Peter Müller, die Vertreter der National- und Swiss-League-Klubs werden morgen Freitag tagen.
Welche Haltung hat die Führung der SCL Tigers? 

Die grosse Frage ist sicher, ob der Bundesrat das Veranstaltungsverbot verlängern, aufheben oder verschärfen wird. Klar ist, dass die Gesundheit oberste Priorität hat. Aus sportlicher Sicht wäre es sicher besser, wenn die Spiele ausgetragen würden. Was die Playoffs anbelangt, sind wir der Meinung, dass die acht qualifizierten Mannschaften entscheiden sollen, nach welchem Modus und in welchem Zeitraum der Sieger erkoren werden soll. Bei der Rankinground, den Playouts und der Ligaqualifikation ist unsere Haltung, dass man das nicht abkürzen darf – schliesslich geht es um die sportliche Existenz.



Apropos Existenz – wie viele Spiele vor leeren Rängen könnte die SCL
Tigers AG verkraften?

Grundsätzlich können wir froh sein, dass wir in der Vergangenheit vorsichtig gewirtschaftet haben und schwarze Zahlen schreiben konnten. Aber klar ist: Von nun an generieren wir nur noch Kosten.



Sind bei Ihnen schon Forderungen eingegangen, etwa von Abo-Besitzern welche die Spiele nicht vor Ort verfolgen können, oder von Sponsoren? 

Nein, bislang ist es ruhig. Wir haben auch erst angefangen abzuklären, was passiert, wenn vor leeren Rängen gespielt werden müsste oder was geschieht, wenn gar keine Partien mehr ausgetragen würden. Eine solche Situation hatten wir noch nie.



Einige Sponsoren dürften auch unter der aktuellen Krise leiden.

Dass die Wirtschaft ins Stocken geraten könnte, ist sicher neben den direkten, gesundheitlichen Problemen die grösste Sorge. Da geht es uns wie allen anderen: Letztlich würde auch die SCL Tigers AG negativ beeinflusst, wenn die wirtschaftlichen Probleme andauern würden.



Umsatz generieren möchten offenbar die TV-Stationen. Sie machen Druck, dass weitergespielt wird, notfalls ohne Publikum. Die Eishockeyklubs wiederum sind auf die so genannten Fernseh-Gelder angewiesen. 

Ich weiss, dass sich die Führung der Liga mit den Fernsehstationen getroffen hat. Aber ich habe keine Kenntnis, was genau in den Verträgen steht und was nun ausgehandelt wurde. Denis Vaucher, der Direktor der National und Swiss League, hat die Klubverantwortlichen am Dienstag lediglich orientiert, dass die Gespräche in einer guten Atomosphäre stattgefunden hätten.



Wie laufen die Gespräche unter den Klubverantwortlichen? 

Alle sind sehr kooperativ. Man merkt schon, dass die Situation aussergewöhnlich ist.



Falls sich die Liga darauf einigt, dass alle Partien ausgetragen werden sollen, müssten die Spiele enger aufeinander folgen. Wäre das organisatorisch überhaupt möglich? 

Weil bekanntlich viele andere Veranstaltungen abgesagt worden sind, wäre ein engerer Spielplan vor leeren Rängen wohl bei den meisten Klubs möglich. Bei uns in Langnau ist es so, dass die Saison normalerweise maximal bis Ende März dauert; das würde wohl nicht reichen.



Haben die Klub-Vertreter auch den Fall besprochen, was passiert, wenn ein Team wegen Corona unter Quarantäne gestellt würde?

Auch diese Möglichkeit wurde kurz diskutiert. An der Versammlung vom Freitag werden wir aber noch genau definieren müssen, was in einem solchen Fall passieren würde.



Planungen sind derzeit auch im Hockeybusiness schwierig.

Da ist durchaus so. Was heute gilt, kann morgen schon ganz anders sein. Daher ist es unmöglich, dass man für jedes mögliche Szenario eine Variante bestimmen kann. Man muss die Lage immer wieder neu beurteilen.


12.03.2020 :: Bruno Zürcher (zue)