Was gut ist für die Gesundheit, ist oft auch gut für das Klima

Was gut ist für die Gesundheit, ist oft auch gut für das Klima
Ist gespannt, wer zu ihm in die Klima-Sprechstunde kommt: der Langnauer Arzt Hansueli Albonico. / Bild: Regine Gerber (reg)
Langnau: «Ein gesunder Lebensstil hilft gleichzeitig dem Klima», ist Hansueli Albonico überzeugt. Deshalb bietet der ehemalige Hausarzt neu eine Klima-Sprechstunde an.

Ist eine fleischarme Ernährung gesünder? Wie schaffe ich es, mehr Bewegung in meinen Alltag einzubauen? Was kann ich gegen meine Nahrungsunverträglichkeit tun? Und was bringt das alles für den Klimaschutz? Solche Fragen bespricht Hansueli Albonico, ehemaliger Hausarzt in Langnau, künftig jeden ersten Freitag im Monat in einer kostenlosen Klima-Sprechstunde. Themenschwerpunkte seien Ernährung, Bewegung und Natur, sagt Albonico. Denn: «Studien haben gezeigt, dass mit einem gesunden Lebensstil der persönliche Treibhaus­-gas-Ausstoss bis um 30 Prozent gesenkt werden kann.» Kurz gesagt: Was gut sei für die Gesundheit, sei oft auch gut für das Klima. Umgekehrt gibt der pensionierte Arzt auch Ratschläge, wie man mit Folgen des Klimawandels umgehen kann, zum Beispiel mit Hitzewellen oder klimabedingten Infektionskrankheiten.


Im Kleinen etwas bewirken

Dass Hansueli Albonico eine Klima-Sprechstunde einrichtet, kommt nicht von ungefähr. Seit Jahrzehnten ist
der Komplementärmediziner im Verband der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz aktiv. Als Mitglied der SP und des Grossen Gemeinderates in Langnau engagiert er sich seit langem politisch für Gesundheits- und Umweltanliegen. Und er hat sich zu Herzen genommen, was in der Klimastrategie steht, die in der Gemeinde Langnau momentan erarbeitet wird (die «Wochen-Zeitung» berichtete): Es brauche unter anderem ein stär­keres Engagement der Ärzteschaft. «Mit einer unentgeltlichen Klima-Sprechstunde versuche ich, im Kleinen etwas zu bewirken, sagt Albonico, «denn Resignieren ist für mich keine Option.» Das Konzept der Klima-Sprechstun­de wird in Fachkreisen schon länger diskutiert. Vor allem in Deutschland und in den USA haben Ärztinnen und Ärzte angefangen, ihr Wissen über den Zusammenhang von Gesundheit und Klimaschutz in Sprechstunden weiterzugeben. Er selbst sei durch einen Auftritt von Medizinstudierenden an der letzten Klima-Demo in Bern inspiriert worden, erzählt Hansueli Albonico. «Natürlich integrieren auch hier bereits viele Ärztinnen und Ärzte Klimathemen in die normale Sprechstunde», sagt er. Doch häufig fehle es im regulären Praxisalltag dann eben doch an der Zeit dafür.


Zeit für Gespräche

Hansueli Albonico hingegen hat Zeit. Letzten Herbst übergab er seine Hausarztpraxis an zwei Nachfolgerinnen. Und er sieht es jetzt als Chance, eine thematisch gezielte Sprechstun-de ausserhalb der Praxis anzubieten. «Ich kann hier mit Interessierten ausführliche Gespräche führen und mich intensiv mit ihren Anliegen beschäf­tigen», sagt er. Eine gesonderte Klima-Sprechstunde sei in der Schweiz ein Novum.


Offen für vielfältige Fragen

Werden nicht nur Personen in die Klima-Sprechstunde kommen, die bereits gut informiert sind? «Ich lasse mich überraschen», sagt Hansueli Albonico. Man wisse, dass viele Leute etwas an ihrem Lebensstil ändern wollen, aber nicht recht wissen, wo sie ansetzen sollen. Die Klima-Sprechstunde solle ein Ort sein, wo man konkrete Fragen stellen, aber auch Klimafragen breit diskutieren könne, so Albonico. «Ich bin offen für alle Themen, die auf mich zukommen.»

02.05.2024 :: Regine Gerber (reg)