Schlechter Winter für Skigebiete: Betreiber suchen nach Auswegen

Schlechter Winter für Skigebiete: Betreiber suchen nach Auswegen
Kürzere Winter bedeuten mehr Sommer, sagt man sich in Sörenberg – und baut zum Beispiel das «Mooraculum» aus. / Bild: zvg
Entlebuch: Mangelnder Schnee zwingt die Skigebiete, auf Alternativangebote zu setzen. Sörenberg will das Sommer­geschäft stärken. Einen Schritt weiter ist die Marbachegg.

Der Schnee war oft rar, die Temperaturen hoch: Die Skigebiete blicken auf einen schwierigen Winter zurück. «Wir hatten eine durchzogene Saison mit vielen Aufs und Abs», sagt René Koller, Direktor der Bergbahnen Sörenberg. Zwar eröffnete das Skigebiet Anfang Dezember frühzeitig die Saison, dann kämpften die Betreiber aber mit Schneemangel, viel Regen, Föhnstürmen und warmem Wetter. «Spitzentage sind ausgeblieben», sagt Koller. Einzig auf dem Rothorn, auf das seit dem 16. Dezember eine neue Luftseilbahn führt, hätten immer gute Bedingungen geherrscht. Es war bereits der zweite Winter in Folge, der für die Bergbahnen Sörenberg nicht gut lief. Im letzten Geschäftsjahr resultierte ein Verlust von 740´000 Franken. Ist nun ein noch schlechteres Ergebnis zu befürchten? «Wie der Abschluss genau aussieht, ist noch offen», sagt Koller, «das Geschäftsjahr dauert bis Ende Mai.»


Investitionen ins Sommergeschäft

Klar ist: In Sörenberg hofft man nun auf ein gutes Sommergeschäft. «Wir haben verschiedene neue Angebote», kündigt Koller an. Am 6. Juli werde das neue Gipfelrestaurant auf dem Rothorn eröffnet, wo verschiedene Attraktionen geboten werden. Bis 2025 ist auch die Umsetzung des Talwegs des «Mooraculums» geplant, dem vierten Teilprojekt des Erlebnisparkes. Zudem werde die Zusammenarbeit mit der Brienzer Rothornbahn ausgebaut. «Und auch ein Bike-An­gebot werden wir erneut prüfen», so Koller. «Insgesamt wollen wir noch stärker ins Sommergeschäft investieren, um in Zukunft weniger abhängig vom Winter zu sein.» Neu ist diese Erkenntnis indes nicht. Man habe sich bereits vor zehn Jahren Gedanken zur Intensivierung der Sommerangebote gemacht, sagt Koller. Doch die Umsetzung sei langwierig. «Nicht zuletzt, weil wir uns in einem Naturschutzgebiet befinden, was aufwändige Bewilligungsverfahren mit sich bringt.» Nach wie vor werden in Sörenberg gegen 80 Prozent des Umsatzes im Winter gemacht. Das soll sich jetzt sukzessive ändern: «Wünschenswert wäre, dass wir diesen Anteil auf 60 Prozent senken können», so Koller.


Weg von der Schneeabhängigkeit

Bereits an einem anderen Punkt stehen die Sportbahnen Marbachegg. «Wir erwirtschaften rund 70 Prozent unseres Umsatz im Sommer», sagt Geschäftsführer Martin Knüsel. Das Angebot reicht von Wandern, Bike-Trails über Carts und Gleitschirmfliegen bis zu Grasskifahren. Ein weiterer Pfeiler sei auch die Gastronomie auf dem Berg, welche wichtig für das Gruppengeschäft sei, ergänzt Knüsel. «Uns besuchen viele Vereine, Firmen und Carreisegruppen.» 

Die Sportbahnen Marbachegg, deren Bergstation 1500 Meter über Meer liegt, investiert schon lange in Sommerangebote. «Seit 2014 steht in unserer Strategie, dass wir von der Schneeabhängigkeit weg müssen, sagt der Geschäftsführer. Der Plan geht auf: «Letzten Sommer erzielten wir 15 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr, in welchem wir bereits einen Rekordsommer verzeichneten», so Martin Knüsel. Trotzdem: Die diesjährige Skisaion war «sehr enttäuschend», wie Knüsel zugibt. Die Marbachegg konnte zwar vor der offiziellen Saison eröffnen, musste den Betrieb aber schon am 25. Januar mangels Schnee einstellen. Skifahren konnte man während knapp drei Wochen. Für die Betreiber der Sportbahnen Marbachegg ist denn auch klar, dass in Zukunft vermehrt mit schneearmen Wintern geplant werden muss. «Wir wollen eine bessere Grundauslastung erreichen auch in Wintern ohne Schnee und dementsprechende Angebote ausbauen», sagt Knüsel. Ideen dafür seien vorhanden, kommunizieren wolle man diese aber noch nicht.

Bumbach: Weiterhin auf Schnee angewiesen

Auch für das Skigebiet Bumbach lief es in diesem Winter schlecht, wie Hans Rudolf Egli, Präsident der Genossenschaft Skilifte Bumbach-Schangnau sagt. Die Saison habe zwar früh eröffnet werden können, dennoch hätten insgesamt nur zwölf Betriebstrage resultiert. «Immerhin hatten wir das Kinderland während 47 Tagen offen», sagt Egli. Das Skigebiet gilt dank seiner schattigen Lage als relativ schneesicher. Deshalb bleibt Egli optimistisch: «Ein paar schneearme Winter können wir – auch dank der technischen Beschneiung – verkraften.» Und kaum seien die Skilifte in Betrieb, könne man auf treue Gäste zählen. Seit letztem Jahr ist Bumbach beim Verbund des Magic Pass dabei. «Dank des Abos kamen auch neue Gäste.» Trotzdem werde die Zukunft herausfordernd, sagt Egli: «Bei dünner Schneedecke wachsen unsere finanziellen Mittel nicht.» Andere Ange-bote zu schaffen, ist für kleine Skigebiete schwierig. «Wir arbeiten an keiner Alternativlösung in Form einer Rodelbahn oder ähnlichem sagt Egli, «schliessen aber künftig nichts grundsätzlich aus.» Vorerst sei man weiterhin auf Schnee angewiesen.

02.05.2024 :: Regine Gerber (reg)