Mehr und besseres Wasser fördern

Mehr und besseres Wasser fördern
Dieser Horizontalbrunnen soll künftig bis 5000 Liter pro Minute fördern. / Bild: zvg
Kiesental: Die Bauarbeiten für die neue Grundwasserfassung Gmeis beginnen nun. Für die Wasserverbund Kiesental AG, die 13’100 Personen versorgt, ist das Projekt von grosser Wichtigkeit.

Das erste Teilprojekt für die neue Grundwasserfassung Gmeis dreht sich sinnigerweise nicht um Wasser: «Wir brauchen Strom», sagt Bauingenieur Niklaus Schwarz und lacht. Die jetzige Wasserfassung in dem Gebiet südlich der Oberhünigenstrasse besteht nur aus Drainagerohren und funktioniert ohne Elektrizität. Weil aber für den Bau und den Betrieb der Wasserfassung Strom notwendig ist, baut die Wasserverbund Kiesental AG als erstes die Leitung Richtung Dorf Zäziwil. «Natürlich wird nicht nur das Kabel für den Strom verlegt, sondern auch das Wasserrohr», fügt Niklaus Schwarz an, der das Vorhaben koordiniert. In der zweiten Etappe wird die eigentliche Wasserfassung erstellt, ein sogenannter Horizontalbrunnen. «Konkret wird ein 16 Meter tiefer Schacht mit einem Durchmesser von rund 5 Metern gebaut», erklärt Niklaus Schwarz. «Der grosse Durchmesser ist nötig, um dann in einer Tiefe von 13 Metern horizontal Rohre ins Erdreich bohren zu können. Durch diese fliesst dann das Wasser in den Schacht, wo es abgepumpt wird.» Der Bau des Betriebsgebäudes sowie die Leitung Richtung Konolfingen bilden dann die weiteren Etappen.

Es braucht eine Alternative 

Dank der neuen Anlage wird der Verbund mehr, und wegen der tieferen Fassung besseres Wasser fördern können. «Die geologischen Untersuchungen zeigten, dass sich dort ein grosses Wasservorkommen von schätzungsweise 800´000 Kubikmetern befindet», berichtet der Bauingenieur. Bis 5000 Liter pro Minute können künf-tig gepumpt werden. Der Wasserverbund, dem elf Gemeinden angehören, kann das Wasser aus Gmeis gut gebrauchen. «Die andere Fassung befindet sich nämlich hier», sagt Niklaus Schwarz, zückt einen Plan und zeigt auf einen Punkt mitten in Gebäuden in Stalden bei Konolfingen. «Hier eine Grundwasserschutzzone nach heutigem Recht zu errichten, ist unmöglich», hält er fest.

Bereits vor zwanzig Jahren hat der Bund die Grundwasserschutzzonen neu geregelt und die Wasserversorgungen sind gezwungen, diese zu erfüllen. Nebst jenem im Kiesental gibt es diesbezüglich auch Projekte in Trubschachen, Aeschau sowie Langnau (siehe unten). Die Wasserverbund Kiesental AG konnte am Standort der künftigen Fassung eine gut drei Hektar grosse Parzelle erwerben. «Vor allem um die Schutzzonen S1 und S2 errichten zu können, ist das der Idealfall», sagt Anton Pieren, Geschäftsführer des Wasserverbunds Kiesental. Insgesamt investiert der Verbund 11,4 Millionen Franken. Der 2019 genehmigte Kredit von 10,2 Millionen reicht nicht mehr aus. Hauptgründe seien die Teuerung sowie Kosten, um das Projekt nach Jahren wieder aufzugleisen, erklärt der Geschäftsführer. «Bei den Gemeinden, welche das Wasser beziehen, ist das Projekt aber unbestritten.»

Schlagwort Chlorothalonil

Verzögert worden ist das Projekt durch Beschwerden. In dem Gebiet dürfe keine Grundwasserfassung erstellt werden, weil dort Chlorothalo-nil nachgewiesen worden sei, so das Argument. Die Beschwerde wurde schliesslich vom Verwaltungsgericht abgelehnt. Leicht erhöhte Chlorothalonil-Werte seien kein Grund, eine Konzession zu verweigern.

Wie lautet die aktuelle Regelung bezüglich Chlorothalonil? Das Bundesverwaltungsgericht habe Chlorothalonil als nicht relevant klassiert, teilt das kantonale Amt für Wasser und Abfall (AWA) auf Anfrage mit. Der Stoff sei im Gebiet Gmeis nach wie vor nachweisbar. «In diesen ge­ringen Mengen besteht aber keine Gesundheitsgefährdung für die Menschen.»

Drei Schutzzonen für Wasserfassungen

«S1» (Schutzzone 1) umfasst die Anlage mit einem Durchmesser von mindestens 10 Metern.


«S2» soll verhindern, dass Keime, Viren oder Stoffe (zum Beispiel Öl) in die Fassung gelangen können. Die Zone wird mit geologischen Untersuchungen ermitteln. Als Referenz gilt, dass das Grundwasser vom Rand der Zone mindestens 10 Tage benötigt, um in die Fassung zu gelangen. In «S2» ist nur eine extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung möglich.


«S3» bildet die Pufferzone um die Schutzzone «S2» herumWeil in «S3» keine gefährlichen Tätigkeiten erlaubt sind, bleibt bei einer Havarie ausserhalb genügend Zeit.

Bauen: Grauenstein, Trubschachen
Seit über hundert Jahren bezieht die Gemeinde Langnau ihr Wasser hauptsächlich aus dem Gebiet Grauenstein bei Trubschachen. «Und das wird auch in Zukunft so sein», sagt Gemeinderat Jürg Gerber. Was sich ändern wird: Die Grundwasserfassung wird sich nicht mehr unmittelbar neben der Kantonsstrasse befinden, sondern mehr nördlich in der Wiese. «So tangiert die Schutzzone 2 nicht mehr die Strasse und wir können die Forderung des Kantons erfüllen», begründet Gerber.

Das Konzessions- und Baugesuch für den Neubau ist bis 12. Februar öffentlich aufgelegen. Widerstand ist nicht auszumachen. Derzeit würden letzte Bereinigungen vorgenommen, heisst es bei der Langnauer Bauverwaltung. Sobald das kantonale Amt für Wasser und Abfall die Bewilligung erteilt, will die Gemeinde loslegen. «Wenns gut läuft, noch dieses Jahr», sagt Gerber. Die Kosten für den Neubau der Wasserfassung belaufen sich auf 1,62 Millionen Franken.

Getestet: Ramseischachen, Aeschau

Mit bis zu 26´000 Litern pro Minute ist die Grundwasserfassung in Aeschau die klar grösste im Emmental. Das Wasser wird aber nicht vor Ort verwendet, sondern in der Stadt und der Agglomeration Bern. 

Die Wasserverbund Region Bern AG hat ab 2019 umfangreiche Pumpversuche durchgeführt. Aus zwei Versuchs-brunnen wurden während Wochen bis zu 25´000 Liter Wasser pro Minute gefördert; gleichzeitig wurde untersucht, wie sich der Grundwasserspiegel verändert. Es stellte sich heraus, dass sich der Standort eignet, um dort einen Horizontalbrunnen zu bauen.  Dies als Ersatz für die acht Schächte, mit denen seit über hundert Jahren das Wasser gefasst wird. Die neue Grundwasserfassung werde voraussichtlich ab 2028 gebaut, sagt Thomas Ammon, Projektleiter der Wasserverbund Region Bern AG. Um die Gewässerschutzzone rechtskonform zu bereinigen, wurden bereits zwei leer stehende Gebäude abgebrochen.

Planen: Moos, Langnau
Die Gemeinde Langnau verfügt nebst Grauenstein (siehe oben) im Moos über eine zweite Grundwasserfassung. «Diese befindet sich heute mitten in der Badi», erklärt Gemeinderat Jürg Gerber, «und wir haben die Auflage des Kantons, diese zu versetzen.» Bereits seien geologische Untersuchungen durchgeführt und ein neuer Standort bestimmt worden: Die neue Wasserfassung solle weiter östlich erstellt werden, auf der Wiese des Bauernhofes Moos, orientiert Gerber.

Bei diesem Bauvorhaben gibt es aber mehrere Abhängigkeiten: Die Wasserfassung Moos kann erst neu gebaut werden, wenn jene in Grauenstein fertiggestellt und in Betrieb ist. «Zudem muss bis dann auch der Hochwasserschutz Ilfis in dem Bereich gebaut sein», sagt Gerber.

Abhängig vom Bau der Wasserfassung Moos ist auch die Badi, bei der eine Sanierung oder ein Neubau geplant wird. Gebaut werden kann dort aber erst, wenn die Fassung verschoben ist.

11.04.2024 :: Bruno Zürcher (zue)