Von der Erfindung des Rades zur Zukunft der Eisenbahn

Von der Erfindung des Rades  zur Zukunft der Eisenbahn
In seinem Vortrag ging Benedikt Weibel auf die Geschichte verschiedener Bahn-Innovationen ein. / Bild: Willi Blaser (wbk)
Konolfingen: Passend zur Sonderausstellung «Eisenbahnen des Emmentals» hielt der ehemaligen SBB-Chef Benedikt Weibel ein Referat zur Geschichte und zur Zukunft der Bahn.

museums Alter Bären in Konolfingen begann Benedikt Weibel mit der Erinnerung an die Geschichte der Eisenbahn. «Vor rund 5000 Jahren wurde das Rad erfunden. Mit der Erfindung der stärkeren Dampfmaschinen wurde 1825 die erste Eisenbahn der Welt zwischen den englischen Städten Stockton und Darlington in Betrieb genommen.» 1847 war die Spanisch-Brötli-Bahn die erste in der Schweiz. Ob Aerotrain in Frankreich oder Transrapid in Deutschland – keine dieser zuerst als zukunftsweisende Transportmittel benannten Fahrzeuge hätten sich durchsetzen können, sagte der ehemalige Chef der SBB. 


Infrastruktur gleich Wohlstand

«Schon bei den Römern war die In­frastruktur wichtig. Auf deren Qualität basiert der Wohlstand eines Landes», erklärte Benedikt Weibel. Auch die zum Teil wie Kathedralen gebauten Bahnhöfe seien ein Zeichen dafür. Ein Bahnhof mit guter Infrastruktur sei die Visitenkarte jedes Ortes. «Dazu gehört sicher ein Restaurant oder eine passende Einkaufsgelegenheit. Wenn ich früher den ersten Zug ab Bern nahm, erfreute ich mich immer am unwiderstehlichen Duft aus der Bäckerei oder nach Kaffee», so Weibel. In Zukunft müsse die Priorität auf der Erhaltung der Infrastruktur gelegt werden – auch wenn es enorme Kosten verursache, hielt Benedikt Weibel fest. Das Geschäftsmodell der SBB habe einst auf dem Güterverkehr beruht. «Mit der massiven Abnahme suchten wir nach neuen Lösungen. Als Marketingchef half ich, das Halbtax-Abo auf hundert Franken zu verbilligen», erzählte Weibel. Schon im ersten Jahr hätten sie eine Zunahme von 17 Prozent verzeichnen können. Auch der Halbstundentakt, der 1997 eingeführt wurde, sei ein weiterer wichtiger, innovativer Schritt gewesen. Die Schweiz verfüge heute über ein engmaschiges Streckennetz und die Bahn sei gut positioniert. Nur gelte es, das vorhandene Geld richtig einzusetzen. Die Kosten müsse man in den Griff bekommen und halt auch teure Ausbauprojekte überprüfen. Aus der vorhandenen Infrastruktur könne man 25 Prozent mehr herausholen, findet Weibel. 

Die drei Eigenschaften «Fokus auf wichtige Punkte», «Dialog» und «Kultur» sollten für das Bahnmanagement immer im Vordergrund stehen, findet der einstige SBB-Chef. «Das Zugfahren ist die edelste Form des Reisens», schloss Benedikt Weibel seinen Vortrag in Konolfingen. 

11.04.2024 :: Willi Blaser (wbk)