Erste Hilfe: Was Eltern im Ernstfall alles wissen sollten

Erste Hilfe: Was Eltern im Ernstfall alles wissen sollten
Kursteilnehmer üben das Halten eines Babys fürs Heimlich-Manöver. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Freimettigen: Was tun, wenn das Baby etwas verschluckt? Wie reagieren, wenn das Kind sich verbrennt? Ein Nothelferkurs gibt Eltern und Grosseltern Sicherheit.

«Höre ich das Kind schreien, bin ich schon zufrieden. Dann sind nämlich die Atemwege frei.» Rettungssanitäter und Kursleiter Philipp Eggimann steht im kleinen, aber feinen Unterrichtsraum der Praxis Härzlech in Freimet­tigen. Vor ihm sitzt eine Gruppe von Männern und Frauen, die meisten von ihnen Eltern oder Grosseltern. Sie sind aus dem ganzen Kanton an diesen Baby- und Kindernothelferkurs gekommen. «Wir sind gerne vorbereitet», antwortet ein Paar, das sein erstes Kind erwartet, auf die Frage nach dem Grund für ihre Teilnahme. Zum Glück muss bei Kindern verhältnismässig selten die Ambulanz ausrücken, wie der Kursleiter aus seinem Berufsalltag weiss. «Ihr Körper ist so konstruiert, dass er häufiges Umfallen und Stürze aus geringer Höhe normalerweise unbeschadet übersteht», erklärt er. Auch der gefürchtete plötzliche Kindstod sei in Wirklichkeit sehr selten. Oft stelle sich nämlich später heraus, dass der plötzliche Tod eines Babys eine erklärbare und vor allem vermeidbare Ursache gehabt habe.


Schnelle Reaktion gefragt

In den nächsten drei Stunden lernen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer viel über Unfälle im Alltag und darüber, wie man sie verhindern oder den Schaden möglichst gering halten kann. Klassische und schnell lebensgefährliche Gefahrenquellen seien etwa die Medikamente auf Grosis Nachttisch oder heisses Kochwasser, das unbewacht auf dem Herd steht. Besonders bei kleinen Kindern kommt es nicht selten vor, dass ihnen etwas im Hals stecken bleibt. Wenn Husten nicht hilft und das Kind nicht mehr atmen kann, ist eine schnelle Reaktion gefragt, denn der Sauerstoff im Körper reicht nicht lange aus. «Noch bevor ihr etwas anderes ausprobiert, ruft immer die 144 an», betont der Kursleiter und erinnert an den Anfahrtsweg der Ambulanz und die drängende Zeit. Unter dieser Telefonnummer werde man auch angeleitet, was als nächstes zu tun sei. Nützlich sein kann in besagtem Fall das Heimlich-Manöver. In Gruppen üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses gleich mit den bereitgelegten Puppen. Gar nicht so einfach, ein Baby kopfüber korrekt zu halten und gleichzeitig mit der anderen Hand auf den Rücken zu klopfen.


Kurs in familiärer Atmosphäre

Nach dem Kurs zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufrieden mit dem Unterricht und dem Kursleiter. Gleich mehrere Anwesende betonen, dass sie nun weniger Hemmungen hätten, die 144 anzurufen. «Ich wusste nicht, dass man dort Auskünfte erhält, ohne dass gleich eine Ambulanz losfährt», sagt eine Frau. Ein Vater spricht davon, dass
er zwar schon Vorkenntnisse in der Wiederbelebung gehabt habe, aber in Sachen Verschlucken habe er viel Neues gelernt. Etwas ganz anderes ist einer Mutter besonders bewusst geworden: «Ich muss mir überlegen, wie die Retter überhaupt ins Haus kommen, falls ich selbst die Haustüre nicht öffnen kann!»


Wichtigste Regel: Ruhe bewahren

Kerstin Rieder ist die Inhaberin von Härzlech.ch, das bis vor Kurzem noch Kiyoba hiess. «Wir legen nicht nur Wert auf die Qualität unserer Kurse, sondern auch auf eine familiäre Atmosphäre», betont sie. Dazu gehört unter anderem ein liebevoll angerichtetes Zvieri. «In der Pause entstehen oft die besten Gespräche.» Kerstin Rieder, die unter anderem Kurse in Babymassage oder Floristik anbietet, hat auch schon von Nothelfertipps ihres Teamkollegen profitiert, als ihre eigene Tochter einen Reitunfall hatte. Als Mutter sei ein Ernstfall noch mal etwas ganz anderes, weil die Emotionen mitspielten. Da sei es besonders schwierig, eine der wichtigsten Regel einzuhalten, nämlich Ruhe zu bewahren.

04.04.2024 :: Rebekka Schüpbach (srz)