Kunstwerke erschaffen mit dem, was die Natur hergibt

Kunstwerke erschaffen mit dem, was die Natur hergibt
Kurt Bachmann hat mit der Kunst im Wald begonnen. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Schüpbach: Wer im Bubeneischachen entlang der Emme aufwärts wandert, staunt über die vielfältige, natürliche Kunst am Wegesrand, geschaffen von Menschenhand.

Als Initiant und Künstler der vielfältigen Werke am Emme-Wanderweg im Bubeneischachen liess sich Kurt Bachman aus Signau eruieren. «Dieser verträumte Ort an der Emme hat mich schon immer fasziniert. Wenn ich dort wandere, sehe ich immer zwei, drei Holzstücke, die sich zu einem abstrakten Gebilde zusammensetzen lassen», sagt Bachmann. Bereits im letzten Jahr habe er begonnen vergängliche, naturnahe Kreationen zu erschaffen mit dem, was die Natur selbst hergibt. Äste, Steine, Moos, Wurzeln, Rinde sind die Basis. Wer mit offenen Augen durch den Wald spaziert, entdeckt fantasievolle Figuren, kunstvoll gelegte Muster oder kleine Szenerien, die Geschichten zu erzählen scheinen.


Gröber und filigran

Oft sind es auch Kinder oder andere naturverbundene Künstlerinnen und Künstler, die solche Werke erschaffen. Ein paar bemooste Steine werden zu Tieren, aus geschwungenen Ästen entstehen tanzende Gestalten, ein umgestürzter Baumstamm wird zur Bühne für eine kleine Mooslandschaft. Holzstämme dienen als Leinwand – bemalt, beklebt oder mit geschnitzten Gesichtern zum Leben erweckt. Manchmal tauchen plötzlich Eulen, Zwerge oder märchenhafte Wesen auf - fast so, als hätte der Wald selbst sie erschaffen. Dieser Kunst hat sich auch Elsbeth von Ballmoos verschrieben. «Als ich meinen 18-jährigen Kater im März einschläfern musste, habe ich Ablenkung beim Kreieren kleiner Kunstwerke entlang der Emme gefunden», erzählt sie. Vorbild sei Kollege und Vorreiter Bachmann gewesen. Ein Unterschied besteht; Bachmann führt die gröberen Arbeiten aus, während sich von Ballmoos auf die filigranen, kleineren Werke fokussiert.


Natur pur

Was diese Kunstwerke so besonders macht ist ihre Vergänglichkeit. Regen, Wind und Sonne verändern sie langsam, lassen sie verwittern oder gänzlich verschwinden. Doch genau das macht sie lebendig. Sie sind Unikate, Teil der Natur, kein Eingriff, sondern ein Spiel mit dem Bestehenden. Kein Stück Plastik, kein Nagel - nur natürliche Materialien, mit Respekt gesammelt und liebevoll arrangiert. Solche Waldkunst ist nicht nur schön anzusehen, sondern lädt auch zum Innehalten ein. Sie weckt die Fantasie, bringt manch einen zum Staunen und erinnert daran, wie viel Schönheit in der Einfachheit liegt. Wer selbst aktiv wird entdeckt die Freude am Gestalten mit blossen Händen - ohne Werkzeuge, ohne Plan. Nicht alle Vorbeiziehende können sich mit dieser Kunst identifizieren. Doch die meisten Menschen sind begeistert und staunen. So auch der mit dem Hund vorbeiziehende Ueli Spycher aus Signau, der die Idee als Lichtblick und Gedankenanstoss in der heutigen, von negativen Schlagzeilen überschatteten Welt betrachtet.

17.04.2025 :: Pedro Neuenschwander (pnz)