Die Skorps siegen in Extremis

Die Skorps siegen in Extremis
Die Siegtorschützin vom Samstag, Michelle Gerber, hatte auch in Spiel 7 eine entscheidende Rolle. / Bild: Janine Sahli (jsb)
Unihockey, Prime League: Was war das für eine Serie! Skorpion Emmental schafft am Wochenende gleich zweimal ein Comeback und ringt die Wizards Bern Burgdorf im siebten Spiel nieder.

Sechs Sekunden vor Ende des siebten Spiels traf die Tschechin Eliska Chuda zum 4:2 für Skorpion Emmental. Erst dieses Tor entschied die Viertelfinalserie gegen die Burgdorf Wizards - eine der spannendsten Serien, die das Schweizer Frauenunihockey in den vergangenen Jahren gesehen hat. Von sieben Spielen wurden das erste und das letzte mit zwei Toren Unterschied entschieden, und das auch nur wegen Treffern in den Schlussminuten. Die anderen fünf Partien wurden durch ein einziges Tor entschieden - zwei davon erst in der Verlängerung, eines gar im Penaltyschiessen. «Es war eine coole Serie mit guter Stimmung. Dadurch ist das Team nochmal näher zusammengerückt», bestätigt Skorps-Headcoach Benjamin Abplanalp.


Mut wurde belohnt

Schon am Samstag war Skorpion mit dem Rücken zur Wand; mit einem 2:3-Rückstand in der Serie traten sie am Samstag spätabends in Burgdorf an. 1:1 stand es zu Spielhälfte, ehe die Finnin Ina Leminen die Wizards mit zwei Weitschusstoren 3:1 in Front brachte. Die Skorps schafften es, dank einem frühen Tor im dritten Drittel sowie einem spektakulären Weitschuss von Verteidigerin Annique Meyer exakt vier Minuten vor Schluss, eine Verlängerung zu erzwingen. Trotz dem möglichen Saisonende vor Augen riskierten die Skorps alles und spielten aggressives Pressing. Nach nur 32 Sekunden wurden sie mit dem 4:3 durch Michelle Gerber sowie mit einem entscheidenden siebten Spiel in Zollbrück belohnt. In diesem hatten die Wizards nach 20 Sekunden die erste Grosschance und gingen auch 1:0 in Führung, ansonsten hatten aber die Skorps etwas mehr Spielanteile. «Wir haben eine gute Mischung aus Kontrolle und Risiko gefunden und so weniger zugelassen», befindet Benjamin Abplanalp. Dennoch fällt das 1:1 durch Gerber erst eine Sekunde vor Schluss des Mitteldrittels und etwas glücklich. Im Schlussabschnitt legten die Wizards nach zehn Sekunden wieder vor, die Skorps glichen wieder aus, das Spiel und damit die Serie standen auf Messers  Schneide. 72 Sekunden vor Ende gelang dann Skorps-Topskorerin Lea Hanimann das Siegtor. Bitter für die Burgdorferinnen: Der Ball wurde gleich von zwei Verteidigerinnen abgefälscht.


Lange Verletztenliste

Auf dem Papier ging Skorpion Emmental als klare Favoritinnen in die Serie. Dass es so eng wurde, ist neben der Leistung der Wizards auch dem Verletzungspech der Skorps geschuldet. Zu den langzeitverletzten Corin Haldemann, Nathalie Spichiger, Marla Siegenthaler und Marylin Thomi gesellten sich im Lauf der Serie auch noch Selina Lüthi mit einem Bänderriss und Sina Sturzenegger mit einer Hirnerschütterung. Zudem fehlten Lina Wieland und Nationalspielerin Naja Ritter am Wochenende krank. Benjamin Abplanalp liess beide Spiele mit zwei Abwehrpaaren und drei Sturmlinien spielen, zeigte sich aber zufrieden: «Die Spielerinnen haben in der Serie Fortschritte gemacht und gute Leistungen gezeigt.» Nun warten im Halbfinal mit Zug United die Vorjahresfinalistinnen. Spiel 1 der Serie fand bereits gestern Abend nach Redaktionsschluss in Zollbrück statt. Die Skorps starteten ohne Training ins Duell: «So eine Serie wie der Viertelfinal geht an die Substanz, körperlich wie mental», erklärt Abplanalp. Ein Training am Montag habe deshalb keinen Sinn gemacht. Sie hätten sich deshalb am Dienstag in einem Onlinemeeting mit Videoszenen auf Zug vorbereitet.


Wer kann sich steigern?

Der Headcoach erwartet wieder eine enge Serie: «Zug verfügt über starke Einzelspielerinnen, die ein Spiel entscheiden können.» Zudem hätten sie eine gute Struktur mit Ball. «Der Schlüssel wird sein, wer sich innerhalb der Serie besser steigern kann», prophezeit Abplanalp. Personell wird die Lage angespannt bleiben, wenigstens die zuletzt kranken Verteidigerinnen Ritter und Wieland werden wohl zeitnah zurückkehren. Benjamin Abplanalp will am Viertelfinal anknüpfen: «Die gute Stimmung im Team und die Unterstützung durch die verletzten Spielerinnen haben es ausgemacht.»

Die Tigers empfangen heute Köniz Bern

Weil Wiler-Ersigen überraschend im Viertelfinal gegen GC Zürich unterlag, treffen die Unihockey Tigers im Halbfinal nun auf Floorball Köniz Bern. Die in der Qualifikation viertklassierten Emmentaler empfangen die Stadtberner heute Donnerstagabend um 19.30 Uhr in Biglen zum ersten Halbfinalspiel. Spiel 2 findet am Sonntag ebenfalls in Biglen statt.

03.04.2025 :: Micha Strohl (msz)