Klaus Zürcher (links) übernimmt das Gehege von Paul Zaugg. / Bild: Walter Marti (mwl)
Trub: Zuhinterst in einem Seitengraben wird ein Rothirschgehege an einen neuen Pächter weitergegeben. Die Hirschhaltung ist gesetzlich streng geregelt und anspruchsvoll.
«Langfristig zu verpachten in Trub schönes, grosses Rothirschgehege», war im Frühjahr einem Inserat in dieser Zeitung zu entnehmen. Nun hat der 78-jährige Paul Zaugg, der das Hirschgehege während 14 Jahren mit seinem Partner Eckhard Schwöbel betrieben hat, in Klaus Zürcher einen Nachfolger gefunden. Das Gehege weist eine Fläche von gut sieben Hektaren auf. Zurzeit zählt der Bestand einen älteren und einen jungen Stier, zehn Muttertiere mit ebenso vielen Kälbern und drei Schmaltiere (im Vorjahr geborene weibliche Tiere). «Damit wird die vom Bund vorgeschriebene Mindestfläche des Geheges um das Dreifache übertroffen», sagt der langjährige Rothirschhalter.
Viele Vorschriften einhalten
Die Haltung der verschiedenen Hirscharten ist bewilligungspflichtig (siehe Kasten links) und mit zahlreichen Bedingungen und Auflagen verbunden. Im Zentrum der Regelungen steht das Tierwohl. «Als Hirschhalter musste ich die erforderlichen Ausbildungen erfolgreich absolvieren und die Bedingungen zur Pflege und Überwachung der Tiere erfüllen», sagt Paul Zaugg. Er ergänzt, dass es zudem gelte, Vorschriften betreffend Grösse, Zaunhöhe und Ausbruchsicherheit des Geheges zu beachten. Auch bezüglich Unterstände, Rückzugsgebiete sowie Fütterungs- und Tränkemöglichkeiten gebe es zahlreiche Vorschriften, seines Erachtens zu viele. Deren Einhaltung werde durch den Wildhüter im Auftrag des Veterinärdienstes des Kantons Bern periodisch überprüft. Laut dieser Amtsstelle breitet sich der wildlebende Rothirsch nach wie vor aus. Wo Konkurrenzkämpfe mit Hirschen in geplanten Wildtiergehegen befürchtet werden müssten, würden Gesuche für eine Rothirschhaltung abgelehnt, teilt der Veterinärdienst mit.
Viel Aufwand, wenig Ertrag
Für Paul Zaugg war dieses Hirschgehege stets Hobby. Als Rentner habe er genügend Zeit gehabt, die Tiere im Sommer zweimal pro Woche und im Winter wegen der Fütterung täglich zu besuchen. «Das hat mich mit Zufriedenheit erfüllt und mir physisch und psychisch gut getan», hält er fest und ergänzt, dass er dabei auch viel erlebt habe, zum Beispiel Begegnungen mit dem in freier Wildbahn lebenden Rothirschstier Ardy (siehe Kasten rechts).
Nebst dem Pachtzins sei der Zukauf von Emd und Maiswürfeln sowie der Unterhalt der Zäune und Unterstände als Kosten angefallen. Demgegenüber sei etwas Geld für die jährliche Nutzung von Kälbern und Schmaltieren hereingekommen. «Wenn ich meine Arbeit nicht einrechne, so geht die Rechnung etwa auf. Die Rothirschhaltung kann deshalb ausschliesslich als Hobby bezeichnet werden», hält er fest. Dem pflichtet der neue Pächter Klaus Zürcher bei, der auch ein erfahrener Jäger ist. Er betont: «Ich betrachte diese neue Aufgabe als Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit in der Industrie und möchte die Hirschzucht möglichst naturnah und mit viel Freude weiterführen.»