Fehlt die Stimmung im Ilfisstadion, tritt «Zöggeler» Schöni in Aktion

SCL Tigers: Mario Schöni aus Aefligen, alias «Zöggeler», besucht sei 25 Jahren die Spiele der SCL Tigers. Für ihn ist der Langnauer Eishockeyklub ein grosser Teil seines Lebens.
«SCL-Tigerweg 7a» steht am Haus von Mario Schöni in Aefligen, das eigentlich offiziell am Schalunenweg 7a steht. «Die Post mit ‹SCL-Tigerweg 7a› adressiert, wird mir jedenfalls immer zugestellt», erklärt der 48-jährige gelernte Topfpflanzengärtner, der seit 16 Jahren im Werkhof der Gemeinde Kirchberg arbeitet. Auch der Verfasser dieses Artikels fand das Zuhause des grossen Tiger-Fans trotz spärlicher Ortskenntnis in a auf Anhieb. Nicht nur das von Schöni kreierte Strassenschild verrät sein Domizil, auch der vor dem Haus abgestellte gelb-rot verzierte «Tigers»-Roller führt einem auf die Spur von Mario Schöni. Zudem kontrollieren im Auto-
unterstand ein Bild mit Lukas Haas sowie der in Echtgrösse gefertigte Chris DiDomenico das Geschehen vor Ort. Mario Schöni ist ein stämmiger Kerl, der von seiner Statur her auch in der Gilde der Schwinger mittun könnte. Er spricht überlegt und ruhig und was er mit seiner tiefen Stimme sagt, hat Hand und Fuss. Apropos Schwinger: Schöni ist oft auch an deren Wettkämpfen anzutreffen und er freut sich auf den Besuch am «Eidgenössischen» in Estavayer.
Seit 25 Jahren an die SCL-Spiele
Bereits in der Schulzeit, «so in der 4. oder 5. Klasse», wie Schöni sagt, nahm die Sympathie für den Langnauer Eishockeyklub seinen Anfang. «Wir waren zu dieser Zeit in Aefligen zwei Gruppen – die einen waren für den SC Bern und die anderen für die Langnauer», erinnert sich der Werkhof-Angestellte. «Zum Glück», betont der Aefliger, «schlug es mich auf die Seite der Emmentaler, denn wir sind heute eine grosse Familie und die Besuche der Spiele in Langnau mit Freunden bringen Spass.» Er hätte nichts gegen den SC Bern, doch er könne sich nicht vorstellen, Fan der Stadtberner zu sein, erklärt der «Zöggeler». Gegenüber früheren Zeiten sei er
ruhiger geworden und sein Puls steige während eines Spiels seiner Tigers weniger rasch in die Höhe, sagt er. Das Einzige, was ihn nerve, sei, wenn die Spieler den «Laueri» vor Spiel-
ende einschalten und so Punkte verschenken. Mario Schöni hat schon viele Hochs und Tiefs erlebt in der Langnauer Ilfishalle, denn seit 25 Jahren besucht er die Heimspiele der Tigers. Nach drei Stehplatzsaisons folgt der Wechsel in die Sitzplatzfraktion. Schöni erinnert sich: «Roman Schumacher, damals Geschäftsführer, zeigte mir direkt vor Ort acht freie Sitzplätze aus denen ich nach einer Sitzprobe auswählen durfte», erzählt der 48-Jährige aus Aefligen, der oft auch an Auswärtsspielen der Tigers dabei ist. Heute kaufen Schönis jeweils vier Saisonabos – Ehefrau Marianne und die beiden Töchter Stephanie und Milena sind nämlich auch regelmässig an den Spielen der SCL Tigers dabei.
Ohne Holzzoggel geht nichts
Schöni trägt fast immer seine Holzzoggel. Der «Zöggeler» wäre nicht der «Zöggeler», wenn er im Eisstadion irgend einen andern Schuhtyp tragen würde. «Ohne Holzzoggel bin ich nie am Match», betont der zweifache Vater. An sein erstes «Zöggele» im Stadion erinnert er sich nicht mehr so genau. «Irgendwann wollte im Spiel keine Stimmung aufkommen und ich forderte das Publikum mit dem Zusammenklopfen meiner Holzzoggeli zur Unterstützung auf», soviel weiss Schöni noch. Es habe jedenfalls geklappt und seither sei dies so, wenn die Stimmung fehlt, hilft er mit seinem Schuhwerk nach. «Vor Jahren», weiss Schöni, «schenkte mir der damalige SCL-Klubpräsident Fred Wenger nach dem Spiel sogar ein paar neue Holzzoggeli.» In der Ilfishalle ist Schönis «zöggele» längst Kult und spätestens nach dem TV-Beitrag über den «gmögigen» Unteremmentaler aus Aefligen kennt man ihn in der ganzen Eidgenossenschaft.
Umbau der Ilfishalle begleitet
Begleitet hat Schöni auch den Umbau der Ilfishalle hautnah. Wochenende für Wochenende besuchte er mit Tochter Stephanie die Baustelle und machte zig Fotos. Er verewigte den Umbau der neuen Ilfishalle in einem Fotobuch. «Für mich war es sehr interessant, Woche für Woche zu sehen, wie das neue Stadion in Langnau mehr und mehr Formen annahm.» Es sei sensationell, was in dieser Zeit im oberen Emmental entstanden sei, schwärmt er. Speziell sei dann auch das Eröffnungsspiel in der Ilfishalle gewesen, so Schöni. Die «Tiger-Fraktion» aus Aefligen reiste am 20. Oktober 2012 per Pferdekutsche an diese Partie und erfreute sich am 3:2-Sieg gegen Genf. «Es war ein wunderbares Eishockeyfest», erinnert sich Schöni an diesen ersten Ernstkampf im neuen Stadion.
Playoff für die SCL Tigers
Mario Schöni freut sich auf die kommende Meisterschaft 2016/17 – die zweite NLA-Saison nach der Rückkehr. Er sieht nach der Qualifikation die «üblichen Verdächtigen» an der Spitze der Rangliste. «Ich weiss, dass Saisonprognosen immer sehr schwierig sind, aber trotzdem schätze ich, werden die ZSC Lions, Bern, Zug, Servette und Lugano ganz vorne mittun.» Die SCL Tigers sieht er am 25. Februar 2017 auf dem achten Rang klassiert, was der zweiten Playoffteilnahme der Vereinsgeschichte gleichkommen würde. «Die Giele, di chöi das», betont der 48-jährige Aefliger. Mit diesem Spielerkader sei die Playoffqualifikation durchaus möglich, fährt er weiter. Jörg Rebers getätigte Transfers seien gut, Reber hätte bisher bewiesen, dass er in dieser Frage ein gutes Händchen habe. Auch die Verpflichtung von Trainer Scott Beattie erachtet er als positiv. «Ich glaube, er passt ins Team und es ist gut, dass er die Chance als Headcoach einer NLA-Mannschaft bekommt», erklärt Schöni. Im Motivationsfilm für Sportler,
denn der Aefliger spasseshalber erstellt hat, verrät er das Rezept zum sportlichen Erfolg: «Usem Ranze use muesses cho, nid us de Oberarme», betont er und schliesst den Kurzfilm mit den Worten «U i däm Sinn hopp Langnou!»
18.08.2016 :: Martin Burri (mbu)