Volle Konzentration für den Wettvortrag

Volle Konzentration für den Wettvortrag
Geschafft: Gruppenbild des Jodlerklub Lyssach nach dem erfolgreichen Auftritt am Jodlerfest Langnau. / Bild: Sylvia Siegenthaler (ssb)
Jodlerfest: 284 Jodelvorträge haben die Juroren insgesamt bewertet. Wie läuft das genau ab? Wir zeigen es am Beispiel des Jodlerklubs Lyssach, der «Fürobe am Waud» zum Besten gab.

Der Jodlerklub Lyssach hatte seinen Auftritt am Freitagabend um punkt 18.50 Uhr in der Turnhalle im Sekundarschulhaus Höhenweg. Bereits mehr als eine Stunde vorher besammelten sich die 3 Frauen und 29 Männer in einem Schulzimmer. Die Mitglieder begannen mit Einturnen und summten anschliessend vor sich hin, um die Stimmbänder aufzuwärmen. Mit aufbauenden Worten und einer Geschichte bereitete Dirigent Michael Kummer die Jodlerinnen und Jodler vor und baute die Konzentration auf, die es brauchte um das Lied «Fürobe am Waud», von Franz Roth, partiturgetreu vorzutragen. Auch das Marschieren auf die Bühne wurde noch einmal besprochen – denn auch das wird bewertet. Alle Jodlerinnen und Jodler müssen so auf die Bühne schreiten, wie sie sich dann dort auch formieren, sonst droht bereits Abzug.


Dem Publikum hats gefallen

In den letzten Minuten vor dem Auftritt wurde es still; alle waren konzentriert. Der Einmarsch auf die Bühne ist dann gut gelungen und nach der Liedansage stimmte der Dirigent das Lied an. Die drei Strophen, bestehend aus Wort- und Jutzteilen, trugen die Mitglieder des Jodlerklub Lyssach strahlend und mit viel Liebe und Freude vor und überzeugten das Publikum in der Turnhalle – und hoffentlich auch die Jury. Die Jury besteht jeweils aus drei Personen, welche auf verschiedene Dinge achten. Der Tongebung und Aussprache widmet sich eine Person, der Rhytmik und Dynamik eine zweite und das dritte Jurymitglied bewertet die harmonische Reinheit des Jodelliedes oder Jutzes.


«Sehr gut» ab 54 Punkten

Alle drei Bewertungen ergeben einen Gesamteindruck. Oder in Zahlen ausgedrückt: Maximal können 60 Punkte erreicht werden. Für 54 bis 60 Punkte gibt es die Note 1 «sehr gut». Bei 48 bis 53 Punken die Note 2 «gut» und bei für 42 bis 47 Punkten die Note 3 «befriedigend». Ein Vortrag mit weniger als 41 Punkten gilt als «unbefriedigend». 

Einer der Juroren, die den Jodlerklub Lyssach mit ihrem Lied «Fürobe am Waud» bewertet haben, ist Ueli Moor. «Dieses Lied ist nicht sehr geläufig und hat mich entsprechend gefordert», erklärt er. Seit fünf Wochen habe er die Partituren der Vorträge, die er als Juror beurteilt, studiert. Wie es für die Lyssacher gelaufen ist, war ihm nicht zu entlocken, aber er machte einen zufriedenen Eindruck. Draussen sah man die Frauen und Männer des Jodlerklub Lyssach gelöst, die Anspannung war weg und alle wirkten zufrieden. «Wir sind zufrieden und haben ein gutes Gefühl», meinte Präsident Jonas Aebi. Nach einem Gruppenfoto gingen sie zusammen ins nahe Festzelt und stiessen auf ihren Auftritt an. Nun begann das Warten, bis die Bewertung am Sonntag bekannt gegeben wurde. In der Zwischenzeit galt es das Fest zu geniessen und hie und da ein Ständli zu geben.


Eine lange Vorbereitung

Mit dem Jodlerfest fand für den Jodlerklub Lyssach eine lange Vorbereitung seinen Abschluss. An der Hauptversammlung hatten die Mitglieder aus den Liedervorschlägen, die der Dirigent zusammen mit der Liederkommission gemacht hatte, das Festlied bestimmt. Hierbei achtete der Dirigent darauf, dass die Liedcharakteren gut zu «seinen» Jodlerinnen und Jodlern passen. Damit war nur ein Teil bestimmt. Zudem haben sie beschlossen auch am Sonntag am Umzug teilzunehmen. Mit ihrem speziellen Gefährt, einem alten Lastwagen, machten sie auf die Jodlerwanderung im August aufmerksam. Am Sonntag um 11 Uhr wurde bekannt, welche Klassierung die verschiedenen Vorträge erhalten haben. Der Jodelklub Lyssach hat die Note 2 – also ein «Gut» – erhalten und darf somit am nächsten Eidgenössischen Jodelfest teilnehmen. Grundsätzlich waren die Lyssacher zufrieden mit der Bewertung und doch spürte man eine leichte Enttäuschung.

20.06.2024 :: Sylvia Siegenthaler (ssb)