Duell im zweiten Gang: Der Emmentaler Dominik Gasser musste sich Samuel Gigers Angriff geschlagen geben. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Der Unspunnen-Schwinget hat intensive Kämpfe geboten – und mit Samuel Giger einen würdigen Sieger gefunden. Am Ende stehen bei ihm sechs Siege auf dem Notenblatt.
Kaum ein Schwingfest ist so geschichtsträchtig wie der Unspunnen-Schwinget, welcher nur alle sechs Jahre einmal stattfindet. Insgesamt 120 selektionierte Schwinger traten im Sägemehl gegeneinander an, 49 davon mit Eidgenossen-Status. Von den hochkarätigsten Athleten fehlte einzig der verletzte König Joel Wicki. Das Festgelände auf der Höhematte in Interlaken bot Platz für rund 16´000 Schwinger-Fans, welche auch den zwischenzeitlichen Regenschauern trotzten und sich den Saisonhöhepunkt vom verhangenen Wetter nicht nehmen liessen.
Überraschende Südwestschweizer
Für die grösste Überraschung sorgten die Südwestschweizer, allen voran die zwei Freiburger Benjamin Gapany und Steven Moser. Beide standen zur Mittagszeit mit jeweils drei Siegen und der maximalen Punktzahl an der Spitze. Eine Statistik, die vermutlich nicht viele vor dem Fest vermutet hätten. Aber auch eine Statistik, die keinesfalls unbegründet war. Immerhin betteten die beiden Südwestschweizer je zwei Eidgenossen ins Sägemehl. Gapany bezwang im dritten Gang gar Pirmin Reichmuth, der bis dahin ebenfalls ohne Punktverlust war. Nebst den beiden Freiburgern waren es aber vor allem die Nordostschweizer, die bis zum Mittag mächtig auftrumpften. Allen voran Topfavorit Samuel Giger. Im Anschwingen legte er Fabian Staudenmann – der bis dahin die ganze Saison ungeschlagen war – spektakulär auf den Rücken und benötigte dafür einen einzigen Zug und knappe 20 Sekunden. Bis zum Mittag besiegte Giger zudem den Emmentaler Dominik Gasser sowie den Seeländer Matthieu Burger. Ebenfalls mit drei Siegen standen Gigers Verbandskollegen Werner Schlegel und Armon Orlik da, auch der Berner Adrian Walther konnte sich dreimal als Sieger bejubeln lassen.
Lauernde Berner
Die zwei grössten Berner Hoffnungen, Fabian Staudenmann und Matthias Aeschbacher, waren durch ihre Startniederlage hinter die Ranglistenspitze gefallen. Und mit seinem Gestellten gegen Damian Ott im vierten Gang fiel der Emmentaler Aeschbacher vollends aus der Schlussgang-Entscheidung. Für Berner Hoffnung sorgten nun vor allem die beiden Mittelländer Staudenmann, der sich mit einem Sieg gegen Schlegel wieder nach vorne kämpfte, und Walther, der gegen Orlik stellte und sich damit den zweiten Rang mit ihm teilte. Die Innerschweizer durften dank Pirmin Reichmuth ebenfalls lange auf den Tagessieg hoffen.
Knappe Entscheidung
Am Ende wurde es tatsächlich noch einmal spannend in der Schlussgang-Diskussion. Hinter dem führenden Samuel Giger waren Reichmuth und Walther punktgleich. Direkt nacheinander hatten sich beide im fünften Gang die Maximalnote geholt und damit für euphorischen Jubel auf den jeweiligen Verbandstribünen gesorgt. Nun lag es am Einteilungsbüro zu entscheiden, wer gegen Giger um den Unspunnen-Sieg schwingen durfte. Schlussendlich entschied man sich für den Berner, da Walther im Gegensatz zu Reichmuth keine Niederlage auf dem Notenblatt hatte.
Wie bereits im ersten Gang stand Samuel Giger also einem bärenstarken Mittelländer gegenüber. Doch auch Walther konnte den Nordostschweizer nicht mehr aufhalten. Anders als gegen Staudenmann brauchte Giger jedoch nicht nur einen, sondern immerhin zwei Züge, bis Walther auf dem Rücken lag. Damit fand das Fest gewiss keinen unerwarteten Sieger. Und doch: Am letzten eidgenössischen Anlass ist Giger genau an diesen Erwartungen und am Druck gescheitert. «Ich habe versucht, das heutige Schwingfest als ganz normalen Arbeitstag anzuschauen, und das ist mir gelungen», erklärt er nach dem Schlussgang. Mit enormer Willensstärke, einer gewissen Lockerheit und grossem Teamspirit gelang Samuel Giger der Unspunnen-Sieg. Die momentan hochkarätige Spitze aus Schwingern aus allen Verbänden macht bereits jetzt «gluschtig» auf kommende eidgenössische Anlässe.