Scheitern, Fehler machen, Umwege gehen, noch einmal von vorn anfangen – das sieht man in unserer Gesellschaft, in unserem Land nicht gern. Wenn wir etwas angehen, wenn wir etwas Neues wagen, dann muss es sicher klappen. Scheitern ist keine Option. Entsprechend sichern wir uns für alle Eventualitäten ab und legen nur dann los, wenn wir ganz sicher sind, dass die Idee, das Projekt, Erfolg haben wird. Andernfalls wird die ganze Sache mutlos gleich wieder abgeblasen. Wer einmal gescheitert ist, wird abgestempelt als Versagerin, als Verlierer, gilt als unseriös. Wer einmal scheitert, dem glaubt man nicht mehr, dem hilft man nicht mehr! Die Angst vor dem Versagen, vor dem Scheitern führt dazu, dass wir vieles gar nicht erst versuchen. Viele tolle Ideen und Projekte verschwinden in der Schublade und geraten dort in Vergessenheit. Oder Ideen und Projekte werden bis ins kleinste Detail akribisch vorbereitet, so dass jegliche Freiheit, jegliche Lust und Kreativität im Keim erstickt wird. Die Freude am Ausprobieren und Entdecken geht komplett verloren.
In anderen Kulturen, in anderen Ländern wird Scheitern, das Misslingen oder Missglücken einer Idee, eines Projekts weit weniger tragisch gesehen. Ein gescheitertes Projekt, eine misslungene Idee stellt vielmehr einen Erfahrungswert dar, der mitgenommen werden kann. Er führt dazu, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ohne Scheitern, ohne Erfahrung keine Weiterentwicklung. Diese Betrachtungsweise gefällt mir schon viel besser. Wie können wir wissen, ob eine Idee, ein Projekt funktioniert, wenn wir es nicht einfach ausprobieren? Wie sollen wir den Mut fassen, auch Unkonventionelles zu wagen, wenn wir nur die bereits altbekannten Wege einschlagen? Warum nicht einfach wagen und dabei lernen?
Warum nicht einfach ausprobieren und die gemachten Erfahrungen dankbar mitnehmen? Warum nicht einfach einander gegenseitig motivieren und unterstützen – erst recht, wenn ein Projekt, eine Idee misslingt? Einander zu verstehen geben: «Hei! Du hast es probiert und etwas daraus gelernt! Beim nächsten Mal weisst du mehr und kannst es schon besser machen!»
Klingt gut, oder? Helfen Sie mit?