Die Ausstellungsräume sind gefüllt mit historischen Apparaten aus den Anfängen des Radios. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Heimisbach: Im Simon-Gfeller-Museum im alten Schulhaus Thal können in der Sonderausstellung «Simon Gfeller und das Radio» Radiojuwelen aus der glorreichen Anfangszeit bestaunt werden.
Simon Gfeller erlebte in seiner zweiten Lebenshälfte das Aufkommen des Radios. Zudem wohnt in Gfellers Heimat, dem Heimisbach, der Sohn von Josef Jenni, ehemaliger Radiotechniker bei Radio Bern und Sammler von Radio-Juwelen.
So entstand die Idee zur neuen Sonderausstellung «Gfeller und das Radio». Die Ausstellung dokumentiert die Ausbreitung dieses Mediums in der Gesellschaft und Simon Gfellers Umgang damit. Umgesetzt wurde die Ausstellung von Jürg Rettenmund, Stiftungsrat der Simon-Gfeller-Stiftung und zuständig für die Sonderausstellungen, zusammen mit Erwin Jenni, dem Sohn von Josef Jenni.
Techniker und Bastler
Josef Jenni arbeitete von 1940 bis zur Pensionierung 1981 im Radiostudio Bern als Radiotechniker. Oftmals, wenn die veraltete Technik durch moderne Geräte ersetzt wurde, habe er die alten Geräte nach Hause gebracht, erzählt sein Sohn. So entstand im Keller ein eigenes Radiostudio. «Die Faszination Radio mit der damaligen Technik ging auch bei mir in Fleisch und Blut über», ergänzt Erwin Jenni.
Nun steht er stolz inmitten der zwei Ausstellungsräume, die prall gefüllt sind mit geerbten und selbst ergatterten historischen Originalapparaten und -gerätschaften aus den Anfängen des Radios. Radiogeräte, Schallplatten und Tonbänder, die von Radio Bern gebraucht wurden, sind zu bestaunen. Auch ein erstes Sprecherpult mit Poly-Mikrofon und der passende alte Stuhl wird den Besuchern vorgeführt. Riesentonträger mit der sprechenden Uhr, die nach wie vor funktionieren, können da gehört werden.
Das Leben von Gfeller
Simon Gfeller (1868 bis 1943) prägte die Region rund um den Heimisbach als Lehrer und Schriftsteller wie kein anderer. Er wuchs in einfachen bäuerlichen Verhältnissen auf. Im Schulhaus Thal im Dürrgraben (dem heutigen Heimisbach), im gleichen Haus, welches das Museum beherbergt, besuchte er neun Jahre lang die Schule. 1887 begann er als Lehrer in Grünenmatt zu unterrichten. 1896 wechselte er mit seiner Frau in die kleine Schule auf der Egg in Lützelflüh. Mehr als 30 Jahre wirkte er dort als Lehrer. 1910 erschien sein erstes Buch «Heimisbach». 1929 liess sich Gfeller pensionieren, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben. 1934 verlieh ihm die Universität Bern die Ehrendoktorwürde.
Die Revolution des Radios
Am 25. November 1925 konnte im Raum Bern erstmals Radio gehört werden. «Das Radiostudio Bern nahm im Kursaal Schänzli den Betrieb auf», erklärt Erwin Jenni. Die Antenne konnte bei der Telegrafenstation der Marconi-Gesellschaft in Münchenbuchsee mitbenutzt werden. Fast zeitgleich mit Bern entstanden weitere Studios in Basel, Genf, Lausanne und Zürich. Nur zwei Monate nach Inbetriebnahme wurden bereits Geschichten und Ideen von Simon Gfeller über den Äther gesendet. Die Abdeckung der Haushalte mit dem Radio erreichte bereits 1943 rund 70 Prozent. «Was für die heutige Generation das Internet ist, war in den Zwanzigern und Dreissigern das Radio», fügt Jürg Rettenmund an. Ab 1931 konnte Gfeller über den Mittelwellensender Beromünster seine Gedichte und Ideen in die weite Welt hinaussenden. Auch in den letzten Lebensjahren war das Radio stets Gfellers Begleiter. So ist die Ausstellung ein dreifaches Erlebnis: Sehen, Lesen, Hören.