«Mitmachen heisst siegen» – das ist hier mehr als bloss eine Floskel

«Mitmachen heisst siegen» – das ist hier mehr als bloss eine Floskel
Initiantin Brigitte Hofstetter (Zweite von links) mit Tochter Miriam und Mann Hans, umrahmt von zwei Helferinnen. / Bild: Markus Zahno (maz)
Bärau: Wer ist Erster, Zweiter und Dritter? Beim Sport- und Spielcup für Menschen mit Beeinträchtigung interessiert das niemanden. Hier zählt anderes, wie ein Besuch vor Ort zeigt.

Es herrscht reges Treiben in der Turnhalle Bärau. Kinder, Jugendliche, Erwachsene in Trainingsbekleidung absolvieren einen Parcours mit zehn verschiedenen Posten. Manche der Teilnehmenden sind zu Fuss unterwegs, andere sitzen im Rollstuhl. Die einen absolvieren den Parcours alleine, die anderen werden von einer Begleiterin oder einem Begleiter unterstützt. Aber alle haben eine Gemeinsamkeit: Die Freude, dabei zu sein, ist ihnen anzusehen.

Das ist der Sport- und Spielcup für Menschen mit Beeinträchtigung. Der Anlass entstand auf Initiative der Langnauerin Brigitte Hofstetter, die ihn auch heute noch privat organisiert. Sie erklärt: Kinder haben viele Möglichkeiten, an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen, an Jugitagen, Unihockeyturnieren, Skirennen und so weiter. «Kinder mit Beeinträchtigungen dagegen können sich kaum sportlich messen», weiss Hofstetter aus eigener Erfahrung. Ihre bald 34-jährige Tochter Miriam ist ebenfalls auf den Rollstuhl angewiesen.


Kinder wie Erwachsene

Die Disziplinen am Sport- und Spielcup sind alles andere als 0815. Zum Beispiel: Mit dem Unihockeyschläger Golfbälle schlagen – je nachdem, in welchem Loch sie landen, gibt es mehr oder weniger Punkte. Auf einer Marmelibahn innert einer Minute möglichst viele Marmeln ins Ziel bringen. Oder innert zwei Minuten möglichst viele Volleybälle über ein gespanntes Seil werfen – je nachdem, wo sie am Boden landen, gibt es mehr oder weniger Punkte.

Dieses Jahr, bei der 16. Austragung, sind 53 Teilnehmende dabei. Sie kommen aus Langnau und Umgebung, aber auch von weiter her. Altersbeschränkung gibt es keine, es machen auch viele Erwachsene mit.


Dafür und dawider

Brigitte Hofstetter investiert jeweils schon im Vorfeld Dutzende Stunden, um den Sport- und Spielcup zu organisieren. Die 68-Jährige weiss noch nicht, ob sie das auch in Zukunft stemmen kann. Andererseits: «Wenn ich sehe, wie sehr die Teilnehmenden Spass haben, möchte ich schon weitermachen», sagt sie, während sie das Gewusel in der Turnhalle beobachtet. «Wir werden sehen.»

31 Jahre lang war Hofstetter auch Leiterin im Frauenturnverein Bärau. Ihre Vereinskolleginnen bilden den Helferstamm des Sport- und Spielcups. Finanziert wird der Anlass vom Restvermögen des aufgelösten Frauenvereins Bärau und von privaten Sponsoren.


Diplom statt Rangliste

Nachdem der Parcours absolviert ist, gibts für die Aktiven wie auch die Begleitpersonen Würstchen mit Kartoffelsalat. Während gegessen wird, packt Brigitte Hofstetter die Mundharmonika aus und sorgt für musikalische Unterhaltung. Und zum Schluss gibts die Siegerehrung: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer wird namentlich aufgerufen, kann ein Diplom sowie einen Gutschein für ein Fast-Food-Restaurant abholen, das – wie die freudigen Gesten erahnen lassen – ziemlich hoch im Kurs steht.

Punktezahlen oder Ränge werden bei der Siegerehrung keine genannt. Denn wie steht doch so schön auf dem Diplom geschrieben: «Mitmachen heisst siegen.»

30.03.2023 :: Markus Zahno (maz)