Von Täfeli-Kräutern und Schweinemast – der Bärner Bio Lehrpfad ist eröffnet

Von Täfeli-Kräutern und Schweinemast – der Bärner Bio Lehrpfad ist eröffnet
Michael Flückiger betreibt hauptsächlich Milchwirtschaft, Schweinemast und Getreideanbau. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Sumiswald: Ein neuer Lehrpfad ermöglicht Einblicke in den Bio-Landbau im Emmental. Auf dem 16 Kilometer langen Rundweg gibts Spannendes über Bio-Landwirtschaftsbetriebe zu erfahren.

Welche Produkte stellen Bio-Betriebe her? Wie vermarkten sie diese? Und welche zwei- und vierbeinigen Bewohner leben auf dem Hof? Antworten zu diesen Fragen liefert der neue Bärner Bio Lehrpfad. Der 16 Kilo­meter lange Weg um Sumiswald führt Interessierte zu sechs Bio-Betrieben. Vor Ort informieren Tafeln detailreich über die Besitzerfamilie, ihren Hof, ihre Produkte sowie ihre Beweggründe für den Bio-Landbau. Der Lehrpfad ist ein Projekt von Bio Bern in Zusammenarbeit mit Emmental Tourismus.


Förderung von Agrotourismus

Mit diesem ersten Bio-Lehrpfad im Kanton Bern sollen Konsumenten und Produzentinnen zusammengeführt werden. «Wir wollen die Leute für die Bio-Landwirtschaft und deren Produkte sensibilisieren und den Absatz fördern», erklärt Sabine Vogt von Bio Bern ihre Projektziele. Gleichzeitig soll ein touristisches Erlebnis geboten werden. Denn die Anlage des Lehrpfads rund um Sumiswald habe sich nicht nur wegen der hohen Dichte an Bio-Betrieben angeboten, sondern auch wegen der landschaftlich einmaligen Gegend, bestens erschlossen durch Rad- und Wanderwege.

Zeit für Hofführungen allerdings hätten die Bauersleute nicht, so Vogt und verweist auf die Infotafeln sowie eine Web-App, mit welcher die wichtigsten Informationen abgerufen werden können (siehe Kasten).


Gemeindepräsident ist begeistert

Mit dabei am Eröffnungstag war auch Martin Friedli, Gemeindepräsident von Sumiswald. «Ich bin begeistert von der Initiative von Bio Bern.» Er sei selber überrascht ob der grossen Anzahl an Bio-Betrieben in seiner Gemeinde. Faszinierend sei für ihn auch, wie hier in Sumiswald Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft eine starke und gleichzeitig vielseitige Einheit bildeten.

Für Michael Flückiger vom Rossboden, dem ersten Betrieb auf dem Eröffnungsrundgang, ist das Zusammenführen von Konsumentin und Produzent die Motivation gewesen, sich dem Lehrpfad anzuschliessen. Denn die Leute, so Flückiger, kennten die Herkunft der konsumierten Produkte immer weniger. Sein Betrieb in der Bergzone 1 umfasst 22 Hektaren, auf welchen er hauptsächlich Milchviehhaltung, Schweinemast und Getreideanbau betreibt.


Kräuter für bekanntes Schweizer Täfeli

Unterwegs zum nächsten Betrieb verrät Bauer Bruno Aebi – auch sein Hof Eiberg ist Teil des Lehrpfads – dass sein Haupterwerb weder auf Vieh- noch Milchwirtschaft beruhe. Nein, sein Hof sei zu klein dafür. Zwar produziere er für einen Schweizer Grossverteiler Bio-Weidebeef, zwei Drittel seines Einkommens generiere er jedoch mit der Kräuterproduktion. Auf einer Fläche von gut 120 Aren baue er verschiedenste Kräuter an. Darunter neben Marokkanischer Minze, Liebstöckel und Brennnesseln auch Eibisch und Holunder. Letztere würden über Waldhofkräuter, einem Zusammenschluss von 65 Kräuterproduzenten im Kanton Bern, auch beim Schweizer Kräuterbonbon-Produzenten Ricola landen. Das Unternehmen sei ein zuverlässiger Abnehmer und das zu Preisen, die im Ausland massiv tiefer lägen.

«Der Aufwand, insbesondere beim Jäten, ist gross, so dass ich in der Hochsaison noch Hilfskräfte aufbieten muss», sagt Aebi. Aber die Arbeit lohne sich. Zusammen mit Gewürzkräutern, welche er seit einigen Jahren ebenfalls kultiviere, produziere er jährlich zwei bis drei Tonnen getrocknete Kräuter.


Zwischen Jura und Berner Dreigestirn

Angekommen auf Vorder Schönen­thül bietet sich am Eröffnungstag eine grandiose Panoramasicht von den Berner Alpen bis in den Jura. Hier, an dieser privilegierten Lage, produziert die Familie Held Kartoffeln sowie Milch und Schweinefleisch. So lebten hier, wie Held senior erzählt, 22 Milchkühe, 10 Aufzuchtrinder sowie 50 Schweine. Nicht zu vergessen, ergänzt seine Schwiegertochter Rahel, die 10 Legehennen und der stolze Hahn sowie die 13 Katzen. 

Zum Abschluss des Eröffnungstags wird den Gästen eine Auswahl der auf den Höfen produzierten Produkte beim Apéro riche offeriert. Trockenfleisch, Schaf- und Rinderwurst, verschiedenste Käse sowie Kräutertee mit Marokkanischer Minze bilden ein bäumiges gastronomisches Highlight. 

Dieses Buffet, wohlgemerkt, ist aber nicht integraler Bestandteil des Lehrpfads. 

Mit der App gehts los

Der Bärner Bio Lehrpfad ist 16 Kilometer lang und kann zu Fuss in rund vier Stunden zurückgelegt werden. Er verläuft auf beschilderten Velorouten und Wanderwegen. Via QR-Code auf den Info-Tafeln können weitere Informationen zu den einzelnen Höfen abgerufen werden. Der Weg ist nicht beschildert. Der einzige Zugang führt über eine Web-App unter folgender Adresse: 

https://app.smartrails.ch/event-tourismus/barner-bio-lehrpfad

23.03.2023 :: Daniel Schweizer (sdl)