Probon – das legendäre Märkli hat sich neu erfunden

Probon – das legendäre Märkli hat sich neu erfunden
Drei Generationen vereint: der ganz alte, der alte und der neue Probon (von links). / Bild: Montage WZ
Detailhandel: Trotz einem Zwischenhoch während der Pandemie hatte der Probon einen zunehmend schweren Stand. Nun wurde er komplett umgestaltet.

Am 21. März beginnt jeweils der Frühling. Und am 21. März hat dieses Jahr auch das neue Probon-Zeitalter begonnen.

Der Probon ist so etwas wie der Dinosaurier unter den Rabattmarken. In der Zeit nach 1900 wurden landauf, landab Rabattvereine gegründet. Bald hatte jedes Dorf sein eigenes Märkli. Um das Ganze übersichtlicher zu machen, entstand die «Vereinigung für einheitliche Rabattmarken». Sie lancierte die Pro-Rabattmarke und später den Probon – der 1978 als erstes im oberen Emmental in Umlauf gebracht wurde. Seit 2000 kam der Probon als weisses Märkli mit blauem Schriftzug, roten-gelben Schwüngen und silbrigem Rand daher. «Damit haben wir uns farblich zu wenig von der Konkurrenz unterschieden», sagt Daniel Wenger, Präsident der Schweizer Probon-Genossenschaft. Zudem habe der Probon nicht mehr den Wert ausgestrahlt, den er eigentlich habe.


Gut zwei Prozent Gutschrift

Lange haben sich die Verantwortlichen Gedanken über eine neue Strategie gemacht, haben sich auch von externen Fachleuten beraten lassen. Daraus entstanden ist eine komplette Neugestaltung. Ab sofort gibt es nicht mehr ein einheitliches Probon-Sujet, sondern acht verschiedene. Sie bilden die verschiedenen Regionen ab, in denen der Probon abgegeben wird. Ein Mann mit einem Stück Käse steht zum Beispiel für das Bernerland, Willhelm Tell mit Armbrust und Sohn Walter für die Urschweiz und so weiter. Die Sujets sind modern, der Hintergrund ist ein Mosaik aus Rot-Tönen. Gestaltet wurden die neuen Marken von Lukas Mettler, der in Langnau aufgewachsen ist und heute in Zürich arbeitet.

Probon-Präsident Wenger, auch er ein Langnauer, ist begeistert von den neuen Sujets. Weil sie sich vom Blau der Migros-Cumuluskarte, der Coop-Supercard und anderen Treuepunktesystemen abheben. Weil sie die Regionalität betonen. Und weil sie, ähnlich wie Briefmarken, einen gewissen Wert ausstrahlen. Um diesen Wert zu unterstreichen, wird mit der Neugestaltung auch eine neue Werbekampagne gestartet. «Beim Probon gibt es am meisten Cashback», so die Botschaft. Will heissen: Für ein volles Sammelheft mit 44 Märkli – Einkaufswert 440 Franken – erhält die Kundin oder der Kunde 10 Franken in bar zurück. Macht eine Gutschrift von gut zwei Prozent. Bei Supercard und Cumulus gibt es regulär eine Gutschrift von einem Prozent, im Gegenzug gibt man als Kunde all seine Einkaufsgewohnheiten preis, wie Konsumentenschutzorganisationen zu bedenken geben.


Noch rund 1100 Geschäfte

Die Probon-Genossenschaft ist die Dachorganisation für über 50 regionale Sektionen, die ihrerseits als Vereine organisiert sind. Zum Beispiel der Verein Pro Fachgeschäfte Obere Emme (siehe Kasten). Aktuell geben schweizweit rund 1100 Geschäfte Probons ab. Die Tendenz ist seit einiger Zeit rückläufig; pro Jahr werden es zwei, drei Dutzend Geschäfte weniger. Verankert ist der Probon vor allem in den ländlichen Regionen der Deutschschweiz.

Während der Pandemie, als die Menschen mehr lokal einkauften, erlebte der Probon ein Zwischenhoch. Im Geschäftsjahr 2020/21 wurden Probons im Gegenwert von 9 Millionen Franken abgegeben, im Folgejahr ging der Umsatz wieder auf 8,3 Millionen zurück. Daniel Wenger verhehlt nicht, dass der neue Probon diesbezüglich Gegensteuer geben soll. Dass das modernere Design wieder mehr Ladenbesitzer animieren soll, Probons abzugeben. Und dass der Dinosaurier unter den Rabattmarken im besten Fall noch mehr in die Städte und in die anderen Sprachregionen vordringt.

Regula Jaun neu im regionalen Vorstand

Der Verein Pro Fachgeschäfte Obere Emme ist eine von gut 50 regionalen Probon-Sektionen. Kürzlich trafen sich die Mitglieder zur Generalversammlung – und wählten mit Regula Jaun von der Bergkäserei Marbach erstmals in der 114-jährigen Vereinsgeschichte ein Mitglied aus dem Entlebuch in den Vorstand. Jaun tritt die Nachfolge von Christine Schilt an.

23.03.2023 :: Markus Zahno (maz)