Rudolf Lutz war am Kammermusikabend nicht als Dirigent sondern als Pianist im Einsatz – und wie! / Bild: zvg
Langnau: Am dritten Kammermusikabend gastierte Rudolf Lutz in Langnau. Der Organist, Pianist und Dirigent aus St. Gallen verblüffte und erheiterte mit seiner Improvisationskunst.
«G-Dur», rief ein Zuhörer im Saal. Rudolf Lutz hatte sich nach der Tonart erkundigt, in der er die nächste ihm gestellte Aufgabe spielen sollte. «Auf dem Cembalo oder dem Klavier?» Da die Abstimmung etwa unentschieden endete, wirbelte er während des Spielens zwischen beiden Instrumenten hin und her. Annette Unternährer moderierte den Anlass und erteilte ihrem ehemaligen Musiklehrer einen kniffligen Auftrag nach dem anderen: etwa ein Präludium im Stil einer Ouvertüre zu spielen oder eine Suite in französischer Art, wobei bei jedem der vier Tanzsätze eine Person aus dem Saal den Charakter und die Tonart wählen durfte. War das etwas gar schwierig, «rettete» sich der Pianist rasch durch ein paar Modulationen in eine geläufigere Tonart. Die nächsten Aufgaben wurden per Kartenziehen ausgewählt: ein Militärmarsch über «Freude, schöner Götterfunken», dann ein Choral in Jazz-Manier, und schliesslich noch das Gleiche im Stile von Johann Sebastian Bach. «Beim Improvisieren spielt man einfach die Musik, die einem gerade durch den Kopf geht», erzählte Lutz. Als ob das so einfach wäre! Auch vierhändig mit seiner ehemaligen Schülerin, die in den Unterstimmen die Vorgabe lieferte, klappte es auf Anhieb. Als nächstes wurde verlangt, ein Stück aus einer Beethoven-Sinfonie so zu verwandeln, dass es nach Gustav Mahler tönte. Und zum Schluss die Königsdisziplin der Improvisation: aus einem im Moment gegebenen Thema eine Fuge musizieren, wobei die Moderatorin mit Handzeichen bestimmte, in welcher Stimmlage sie den nächsten Themeneinsatz wünschte. Mit einer Jazz-Impro über «O when the saints», bei der die Zuhörenden zum Mitsingen aufgefordert waren, und einem Mozart-Thema im Lutz´schen Stil klang das Konzert aus. War das ein herzerfrischender Abend.